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Klimakrise

Ressourcen: Wie wir unsere Umwelt verbrauchen in 6 Grafiken

Foto: Milivoj Kuhar für Unsplash

Jeder Mensch in Österreich verbraucht etwa sein eigenes Körpergewicht an Ressourcen. Und zwar jeden einzelnen Tag. Unser Ressourcenverbrauch ist viel zu hoch, zeigt ein neuer Bericht.

Material hört sich abstrakt an, ist aber ganz einfach gesagt das Obst, das du im Supermarkt kaufst, der Strom, mit dem Krankenhäuser beheizt werden und die Stoffe, mit denen neue Häuser gebaut werden. All diese Ressourcen verbrauchen wir in unheimlich großen Mengen, wie ein Bericht von der BOKU und Statistik Austria für das Umweltministerium zeigt.

Vieles fehlt dabei aber noch immer. So sind zum Beispiel Wasser (etwa 695 Liter pro Tag und Person) oder Bodenflächen gar nicht berücksichtigt.

Wir haben die wichtigsten Punkte des Ressourcenberichts für dich zusammengefasst:

#1 Innerhalb unserer Grenzen sind es 50 Kilo

Der allergrößte Teil davon, nämlich 38 Kilo, sind Materialien, die nicht nachwachsen – Baustoffe, Öl, Kohle, Gas, Sand, Schotter und andere Materialien, die wir zum Bauen und Asphaltieren brauchen.

50 Kilo am Tag pro Person klingt nicht nach viel, aber zusammengezählt ist es das. Es ergibt über 18 Tonnen pro Jahr und Person. Im Jahr 2018 waren es insgesamt 167 Millionen Tonnen an Material, die in Österreich verbraucht wurden. Das ist eine fast unvorstellbare Menge, die etwa das Gewicht von nicht ganz 600 Wolkenkratzern wie dem DC Tower wäre. Etwa 600 Mal das höchste Gebäude Österreichs. Jedes Jahr.

 

#2 Der Großteil entfällt auf Baurohstoffe wie Sand und Ton

Um unsere Infrastruktur, also Häuser, Straßen und Gesundheitsversorgung, aufrechtzuerhalten, brauchen wir Massen an Sand, Kies, Schotter und Ton. Mit 57 Prozent des Ressourcenverbrauchs in Österreich fällt diese Kategorie (“nicht-metallische Mineralstoffe”) besonders ins Gewicht.

„Manchmal wird argumentiert, dass diese Rohstoffe nicht besonders umweltschädigend sind“, sagt Nina Eisenmenger. Sie ist eine der Studienautorinnen und arbeitet an der BOKU Wien am Institut für Soziale Ökologie „Aber wir müssen unseren Bestand auch erhalten und betreiben, also Gebäude heizen und Straßen beleuchten.“

Auch unser Verbrauch Pflanzen, Tieren und Organismen (“Biomasse”), fällt ins Gewicht. Übrigens: Der Großteil der landwirtschaftlichen Ernte wird als Futtermittel für Nutztiere verwendet.

 

Zwar sind „nur“ 15 Prozent unseres Verbrauchs auf “fossile Energieträger” zurückzuführen, diese sind aber besonders schädlich. Durchs Verbrennen von Erdöl, Kohle oder Benzin gelangen Treibhausgase in die Atmosphäre und befeuern die Klimakrise.

#3 Tendenz des Ressourcenverbrauchs auf der Welt: steigend

Sowohl in den USA als auch in Europa ist der Materialverbrauch pro Kopf von 2000 bis 2015 gesunken. Das sind gute Nachrichten. In Österreich ist er aber leicht gestiegen. Länder, die in diesen Jahren hohes Wirtschaftswachstum verzeichnen konnten, verbrauchten wiederum viel mehr Ressourcen als früher. Die Studienautorinnen erwarten in den nächsten Jahren in vielen Schwellenländern einen wirtschaftlichen Aufschwung und befürchten daher ein rapides Wachstum des globalen Ressourcenverbrauchs.

 

#4 Und eigentlich ist es noch viel schlimmer

Um zu berechnen, wie viel wir tatsächlich verbrauchen, gibt es zwei Methoden. Bei den Punkten oben wurde erhoben, wie viel innerhalb der österreichischen Grenzen verbraucht wird (50 Kilo).

Diese Rechenmethode lässt uns aber zu Unrecht besser dastehen, als wir sind. Österreich ist Teil eines globalen Wirtschaftssystems und führt auch Produkte ein und aus. Rechnet man diese dazu (bzw. weg), wächst der Materialverbrauch pro Person weiter. Insgesamt sind es dann eben 71 Kilo pro Person pro Tag – oder 26 Tonnen pro Jahr.

 

#5 Wir sind abhängig von Ressourcen aus dem Ausland

Vor allem bei fossilen Energieträgern sind wir auf Importe angewiesen. Aber auch Metalle und Biomasse müssen wir aus dem Ausland holen. Das bedeutet auch, dass wir die negativen Auswirkungen der Erzeugung auslagern.

 

#6 Nicht einmal ein Zehntel recyceln wir

Die Recyclingrate zeigt, wie viel wir von den Ressourcen, die wir aus der Umwelt entnehmen, wiederverwerten. Sie liegt in Österreich bei nur 9 Prozent.

Das liegt auch daran, dass Material, das zum Bauen eines Hauses verwendet wird, nicht sofort wieder zu Abfall wird. „Eine hundertprozentige Recyclingrate ist dadurch rein physikalisch nicht möglich“, sagt Eisenmenger.

Vom Abfall, der tatsächlich in die Abfallverwertung gelangt, werden allerdings auch nur 30 Prozent wiederverwertet. Eisenmenger betont, dass Recyclingraten immer nur ein Verhältnis darstellen, wir den Fokus auf die Gesamtmenge legen müssen. Wenn wir immer mehr verbrauchen und einen größeren Anteil davon wiederverwerten, stehen wir am Ende dennoch mit mehr Abfall da.

Auch weltweit sieht es nicht sehr viel besser aus. Diese Grafik zeigt, wie viel Plastik weltweit seit 1950 recycelt wurde:

 
Grafik zeigt wie viel Plastik von 1950 bis 2015 recycled wurde. Von den weltweit jemals hergestellten 8,3 Milliarden Tonnen wurden 5,8 Mrd Tonnen nur einmal benutzt. 4,6 Mrd Tonnen davon wurden nach einmaligem Gebrauch weggeworfen. Lediglich 500 Mio Tonnen wurden recycled. 2,5 Mrd Tonnen befinden sich noch in Gebrauch.

#7 Wir setzen unsere Ressourcen besser ein als früher – aber verbrauchen umso mehr

Wenn unsere Wirtschaft wächst, steigt auch der Ressourcenverbrauch. Einzelne Teile der Wirtschaft werden zwar effizienter, aber der positive Effekt wird aufgehoben, weil wir umso mehr produzieren. „Die Schere zwischen Wachstum und Verbrauch geht zwar leicht auseinander, wir können den Ressourcenverbrauch allerdings nicht reduzieren“, sagt Eisenmenger. Dieses Problem zeigen auch andere Studien.

Was nun?

Die Forscherinnen schreiben, dass wir uns vom Wirtschaftswachstum als wichtige Kennzahl verabschieden müssen. Gesellschaftlicher Wohlstand muss in den Vordergrund rücken. Wiederverwertung ist dabei ein wichtiger Punkt. Mehr Recycling kann verhindern, dass wir unsere Umwelt ausbeuten. In einer Kreislaufwirtschaft sollen Ressourcen möglichst lange verwendet werden.

Ein großer Teil unseres Verbrauchs ist auf Infrastruktur für Gebäude und Straßen zurückzuführen. Das liegt unter anderem daran, dass wir in Österreich nur wenige Ballungszentren haben und eher weniger dicht besiedelt sind. Je weiter verstreut Häuser sind, desto mehr Ressourcen werden für die Infrastruktur benötigt. Die Lösung? Bauliche Verdichtung und damit kürzere Wege.

Was wir heute bauen, bleibt uns lange erhalten und gestaltet den zukünftigen Ressourcenverbrauch maßgebend mit. Daher müssen wir auf umweltschonendes Material zurückgreifen.

 
 

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