Schulstartgeld reicht nicht: Wenn das Geld für die Schultasche fehlt
Viele Eltern zittern am Ende der Ferien mit Blick auf das neue Schuljahr. Der Einkauf für den Schulstart mit neuen Büchern, Stifte, Hefte, Schuhe, Rucksäcke, Malkästen kostet sie auf einen Schlag mehrere hundert Euro.
Die Bundesregierung unterstützt dabei alle Familien. Heuer sind das 116,10 Euro Schulstartgeld pro Schüler:in zwischen 6 und 15 Jahren. Diese werden im September zusammen mit der Familienbeihilfe automatisch ausbezahlt.
Das Problem: Um diesen Betrag können sich Familien heute weniger als bei der Einführung des Schulstartgeldes 2011 kaufen. Zwar wurde der Betrag im vergangenen Jahr an die Inflation angepasst. Die 13 Jahre vorher aber nicht. Damit Eltern die gleichen Schulsachen wie damals kaufen können, müsste die Unterstützung mittlerweile um knapp 44 Euro höher sein, wie eine Berechnung des Momentum Instituts zeigt.
@moment_magazin Heute beginnt in einigen Bundesländern wieder die Schule – für Eltern heißt das: Es wird teuer. Die Kosten für den Schulstart steigen immer weiter an. Aber wie sieht es bei der finanziellen Unterstützung aus? Steigt die auch? Unsere Redakteurin Yasmin hört sich bei euch um und klärt auf. #teuerungen #schule #schulstart #chancengleichheit #schulstartgeld #österreich #eltern
Es gibt noch andere Leistungen
Nicht zu verwechseln ist das Schulstartgeld mit dem „Schulstartklar-Paket“, eine zusätzliche Unterstützungsleistung des Sozialministeriums und der Volkshilfe. Sie entlastet Kinder aus Familien mit Sozialhilfe- beziehungsweise Mindestsicherungsbezug mit rund 150 Euro. Die Antragstellung ist jedoch kompliziert. Wenn der Antrag bewilligt wird, handelt es sich um Gutscheine, die nur in bestimmten Betrieben und Filialen eingelöst werden können. In diesen sind Schulartikel dann aber oft teurer als in anderen Geschäften. Der Gutschein deckt also oft die notwendigen Ausgaben nicht komplett.
Das Schulstartgeld reicht nicht fürs ganze Schuljahr
Mit dem Geld zum Schulstart ist es außerdem nicht getan. Material für den Werkunterricht kostet, Schulausflüge und Klassenfahrten ebenso und auch für Tablets, die Kinder in den Schulen bekommen, muss ein Selbsterhaltungsbetrag aufgebraucht werden. Im Schnitt geben Eltern 2.200 Euro pro Jahr für den Schulbesuch eines Kindes aus.
Einige Bundesländer reagierten in den vergangenen Jahren auf die Teuerungskrise und unterstützten zumindest manche Eltern bei den Ausgaben zum Schulanfang zusätzlich. Neben Schulkostenbeihilfe, Lernmittelzuschüsse oder allgemeineren Familienförderungsmaßnahmen gibt es im Burgenland rund 120 Euro für Schüler:innen der ersten Schulstufe obendrauf – auch 2024.
Einen etwas anderen Weg geht Wien. Hier werden Unterrichtsmaterialien in vielen öffentlichen Pflichtschulen von den Schulen gekauft. Sie bekommen von der Stadt einen Zuschuss pro Schüler:in.
Andere Bundesländer haben entweder keine entsprechende Förderung oder stellen sie wieder ein.
In Oberösterreich konnten 2023 zum Beispiel 200 Euro für Schüler.innen im Rahmen des Wohn- und Energiekostenbonus beantragt werden. 2024 gibt es diese Leistung nicht mehr.
Für die ÖVP braucht es keine zusätzliche Entlastung mehr
Auch in Niederösterreich bekamen Schüler:innen und Lehrlinge in den vergangenen beiden Jahren 100 Euro vom Land dazu. Mehr als 180.000 Schüler:innen und Lehrlinge wurden so unterstützt. Heuer will die niederösterreichische ÖVP das nicht mehr auszahlen. Einen Antrag der SPÖ, die Leistung beizubehalten, lehnte die Volkspartei gemeinsam mit der FPÖ ab. Aus ihrer Sicht sei die Teuerungskrise vorbei. Familien müssten nicht mehr zusätzlich entlastet werden.
Damit beim Lernen nicht gespart werden muss
In einzelnen Gemeinden und Städten in Österreich können auch 2024 Förderanträge für Zuschüsse zum Schulstart, zu schulischen Sportausflügen oder für Nachhilfe gestellt werden. Die Beträge variieren individuell. Zusätzlich zur staatlichen Förderung bieten österreichische Hilfsorganisationen und Vereine Gutscheine, Geld oder Sachspenden zum Schulstart an.
Um alle Familien mit schulpflichtigen Kindern zu unterstützen, empfiehlt das Momentum Institut den Wertverlust des Schulstartgelds seit Einführung auszugleichen und das Schulstartgeld auf 160 Euro anzuheben. Sinnvoll wäre auch, den Zugang zum Schulstartklar-Paket allen armutsbetroffenen Familien mit Kindern auszuzahlen, statt sie an den Bezug der Sozialhilfe oder der Mindestsicherung zu koppeln.