So ungerecht ist die Klimakrise in Österreich verteilt
Eine neue Studie bringt erstmals Zahlen für Österreich: Die Klimakrise trifft Arme härter, wird aber von Reichen mehr befeuert.
Die reichsten 10% der Haushalte in Österreich verursachen mehr als 40 Tonnen CO2 im Jahr. Das ist über 4 mal so viel wie die ärmsten und immer noch doppelt so viel wie ein heimischer Durchschnitts-Haushalt (Median). Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Umweltschutzorganisation Greenpeace, der sich den Zusammenhang von Einkommen, Konsumverhalten und CO2-Ausstoß angesehen hat.
Menschen aus den reichsten Haushalten verursachen allein durch den Verbrauch von Treibstoffen in ihren Fahrzeugen und mit ihren Freizeitaktivitäten mehr CO2, als die ärmeren Haushalte insgesamt im Jahr.
Die größten Bereiche sind auch besonders ungerecht
Zwei Bereiche erkennt die Studie als besonders problematisch. Nämlich einerseits den „Verkehr“ und den „Urlaub“. Diese zeichnen sich nämlich dadurch aus, dass sie insgesamt für sehr viel Klimazerstörung verursachen und dazu auch noch sehr ungleich verteilt sind.
Allein die Herstellung von Fahrzeugen für die reichsten Haushalte verursacht so viel CO2, wie die das gesamte Verkehrsverhalten der ärmsten Haushalte.
Das liegt daran, dass reiche Menschen mehr private Fahrzeuge haben, sich auch öfter ein neues kaufen und dann auch noch größere und schwerere Fahrzeuge kaufen. Rechnet man auch bei den Reichen alles zusammen, ist ihr Verkehrsverhalten 8 mal so schädlich wie das der ärmsten.
Klimakiller Reichenurlaub
Sehr ähnlich sieht das Verhältnis beim Freizeitverhalten aus. Arme können ihre CO2-Ausstöße für Urlaubsaufenthalte, Reisen, Sport, Hobbys, Gärten, Haustiere, Medienkonsum zusammenzählen und erreichen damit etwa denselben schädlichen Wert, den allein der Medienkonsum von reichen Haushalten hat. Dabei ist das wiederum nur ein Bruchteil davon, was Reiche allein durch Urlaube und Reisen verursachen.
Der Grund dafür: Flugreisen. Ärmere Menschen und die Mittelschicht reise gar nicht oder höchstens gelegentlich mit dem Flugzeug. Reiche sehr oft. Die Anzahl der Reisen ist in den letzten 40 Jahren explodiert. Das betrifft auch Reisen mit dem Auto, aber vor allem Flugreisen innerhalb von Europa. Und einzelne Urlaubsreisen werden immer kürzer, dafür wird viel häufiger verreist. Gerade die An- und Abreise ist aber der besonders klimafeindliche Teil eines Urlaubs.
Die Reichen müssen mehr tun
Die Untersuchung bestätigt Ergebnisse aus anderen Ländern und unterstreicht: wir alle müssen gegen die Klimakrise ankämpfen. Aber je reicher Menschen sind, desto mehr müssen sie zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen.
Ärmere Haushalte können Flugreisen nicht einstellen, weil sie gar keine machen, reichere schon. Auf der anderen Seite müssen Maßnahmen – etwa eine CO2-Steuer sehr gerecht gestaltet sein, denn ärmere Haushalte betrifft eine CO2-Bepreisung existenziell, reichere können sie sich hingegen gut leisten.
Wie man etwas für das Klima tut und ärmere Menschen dabei schont
Ein Beispiel: Eine CO2 Steuer von 50 Euro pro Tonne gilt als das absolute Minimum dafür, die Klimakrise zu bekämpfen. ExpertInnen zufolge schaffen wir es ohne diesen Preis auf keinen Fall, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Alles darüber würde aus der Krise aber eine Katastrophe machen. Schon eine solche Minimal-Steuer würde aber alles komplett auslöschen, was ärmere Haushalte sich im Jahr auch nur irgendwie ersparen können. Es würde sie in (noch größere) existenzielle Probleme stürzen.
Greenpeace schlägt deshalb vor, eine „Dividende“ auszuzahlen. In der einfachsten Form könnte das zum Beispiel so aussehen: Alle Menschen zahlen eine CO2-Steuer. Die Hälfte dieser „Dividende“ wird dann vom Staat wieder an die Bevölkerung ausbezahlt (die andere Hälfte könnte zum Beispiel in bessere Öffis oder mehr erneuerbare Energien investiert werden).
Das klingt zuerst vielleicht so, als würde Geld nur hin- und hergeschoben. Aber weil Reiche viel mehr CO2 verursachen, würden sie auch viel mehr Steuern zahlen. Die Dividende könnte dann hingegen für ärmere Haushalte höher als für reiche sein. Aber selbst wenn man einfach an alle Haushalte gleich viel auszahlt, würde das die ärmeren laut den Greenpeace-Berechnungen ausreichend entlasten, damit sie sich den Klimaschutz leisten und trotzdem etwas sparen können. Unter Umständen und je nach genauer Ausgestaltung sogar mehr als vorher.
Die Klimakrise ist eine Frage der Gerechtigkeit
Mit der Untersuchung von Greenpeace wird einmal mehr und nun auch sehr konkret für Österreich klar: Die Klimakrise ist eine Frage der Gerechtigkeit. Ja: Wir alle werden sie erleben und fast alle von uns verursachen sie mit. Aber sie trifft ärmere Menschen einerseits härter, wird aber andererseits von reicheren Menschen stärker befeuert.
Alle politischen Maßnahmen müssen diese Dimension des Problems also mitdenken.