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Klimakrise
Ungleichheit

Diese Zahlen zeigen: Klimazerstörung ist Reichensache

Eine neue Erhebung zeigt: Die schlimmste Klimabilanz gehört den reichsten Menschen.

Eine neue Studie über den Ausstoß von Treibhausgasen in EU-Ländern macht klar: Wer reich ist, der zerstört das Klima.

„Kohlenstoffdioxidungleichheit“, so könnte man den englischen Begriff „Carbon Inequality“ auf Deutsch übersetzen. Es ist kein wirklich sexy Begriff. Trotzdem verbirgt sich dahinter eine politisch äußerst brisante und wichtige Frage: Was hat Wohlstand und Reichtum mit der Klimazerstörung zu tun?

Mittlerweile wissen wir alle, dass „wir“ und unser Wirtschaftssystem zu viel CO2 produzieren, um das Klima nachhaltig zu schützen. Und mit jedem Tag, den wir verstreichen lassen, werden radikalere Schritte notwendig, um noch auf das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommen zu kommen: die Welt um nur 1,5°C zu erhitzen. 

Klima als soziale Frage

Aber die Durchschnittswerte sollten nicht täuschen. Es sind keinesfalls alle Menschen gleich viel an der Zerstörung unseres Klimas beteiligt. Auch die Verursachung der Klimakrise ist eine soziale Frage. Reiche und wohlhabende Menschen tragen viel mehr dazu bei, als ärmere Menschen. Das gilt in globaler Hinsicht: in vielen Entwicklungsländern ist der Lebensstandard so niedrig, dass die Menschen dort großteils tatsächlich klimaneutral leben. Während Industrieländer den schlimmsten Pro-Kopf-Verbrauch zu verantworten haben.

Das Gefälle gibt es aber auch innerhalb von Europa und Österreich noch einmal. Das zeigt eine neue Studie von ForscherInnen der University of Leeds (England) und der University of Science and Technology Trondheim (Norwegen). Tatsächlich leben 5% der EU-BewohnerInnen „klimaneutral„. 95% aber nicht – und das in sehr unterschiedlichem Ausmaß.

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Reiche KlimazerstörerInnen

Die Haushalte im obersten Prozent der EU verursachen im Schnitt fast 11 Mal so viel CO2, wie die Mitglieder der unteren Hälfte der EU-Haushalte. Die oberen 10% zusammen verursachen deutlich mehr CO2 als die untere Hälfte. 

„Die Haushalte mit dem höchsten Klima-Fußabdruck sind im Großen und Ganzen die mit den höchsten Einkommen und Ausgaben“, heißt es in der Studie von Diana Ivanova und Richard Wood. Die Erklärung ist recht einfach nachvollziehbar. Die größten Beiträge zum CO2-Fußabdruck leisten Reisen, konsumierte Produkte und das Wohnen. In all diesen Bereichen steigen die Ausgaben mit zunehmendem Einkommen und Vermögen. Ivanova: „Flugreisen und Pauschalurlaube sind Luxusprodukte mit hohem Energieeinsatz. Sie erhalten aber extrem wenig politische Aufmerksamkeit. Außer bei Rettungspaketen.“ Wohl auch, weil eine mächtige Lobby alle Maßnahmen bekämpft.

22,6 Tonnen CO2 haben Mitglieder der Top-1%-Haushalte im Schnitt allein ihren Fluggewohnheiten zuzuschreiben. Zum Vergleich: Klimaneutral zu leben bedeutet, nicht mehr als 2,5 Tonnen CO2 im Jahr zu verursachen. Die StudienautorInnen schlagen deshalb auch vor, gerade in diesen Bereichen mit Maßnahmen gegen die Klimakrise zu handeln, weil das sozial am treffsichersten sei.

Die Klimakrise ist also eine soziale Frage, weil sie arme Menschen am härtesten trifft. Aber eben auch deshalb, weil reiche Menschen sie verursachen. Das macht auch ihre Bekämpfung zu einer Frage der Verteilungsgerechtigkeit.

Österreich fehlt wegen schlechter Datenlage

In der Studie wurden 16 Länder untersucht. Österreich ist übrigens nicht darunter. „Es gibt hier keine Daten“, erklären die StudienautorInnen zu einer Nachfrage auf Twitter dazu. Wieder einmal ist die Datenlage zu Verteilungsfragen in Österreich also ein Problem.

Dass der CO2-Ausstoß hierzulande deshalb „gerechter verteilt“ ist und reiche Menschen hierzulande deshalb weniger an der Klimazerstörung teilnehmen, ist natürlich nicht anzunehmen. Die Ergebnisse gleichen sich in allen 16 Ländern im Großen und Ganzen. Als Trend ist der Ausstoß höher, je reicher ein Land ist. Während der Anstieg bei den ärmeren Haushalten im Ländervergleich durchschnittlich niedrig ist, steigt der Ausstoß der reichsten Haushalte drastisch an. Am schlimmsten ist die Ungleichheit im sehr reichen Luxemburg, am wenigsten tragen die armen und reichsten Haushalte in Rumänien und Kroatien bei.

Und Österreich ist auch im EU-Vergleich ein ziemlich reiches Land.

 

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