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Klimakrise

CORSIA: Flugbranche nutzt Corona, um ihren Klimabeitrag auszuradieren

Mit dem Programm CORSIA sollten die Airlines zumindest für einen Teil ihrer CO2-Emissionen zahlen müssen. Doch jetzt änderte die UN-Luftfahrtorganisation einfach die Spielregeln. Folge: Die Flugbranche wird auf Jahre nichts zahlen für ihre Luftverschmutzung.
Es ist eine eh schon eher schwache Maßnahme für weniger klimaschädlichen Flugverkehr. Jetzt hat die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO ein Programm, das zusätzliche Treibhausgasemissionen der Fliegerei begrenzen sollte, wohl bis auf weiteres an die Wand gefahren. CORSIA wird es genannt. Die Abkürzung steht für „Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation“. Darin verpflichten sich die Fluglinien, Kompensationen für zusätzliche Emissionen zu leisten, die ihre Flugzeuge ausstoßen. Starten soll es im nächsten Jahr.

Referenzwert dafür ist, was die Fluglinien im Durchschnitt der Jahre 2019 und 2020 an CO2 erzeugen. Für alles, was sie mehr in die Luft blasen, müssen die Airlines bezahlen. Eigentlich. Jetzt jedoch kippte die innerhalb der UN angesiedelte Luftfahrtorganisation einfach die Spielregeln. Der Grund: Die Coronavirus-Pandemie. Weil der Luftverkehr weitgehend eingestellt war verringert sich naturgemäß die Menge an Treibhausgasen, die der Luftverkehr in diesem Jahr ausstößt.

Ein Freibrief weiterzumachen wie bisher

Der Referenzwert sinkt und die Airlines müssten möglicherweise mehr Geld zahlen für das, was sie an CO2 erzeugen. Aus Sicht der Branche ist das keine gute Aussicht. Also beschloss der ICAOI-Rat jetzt einfach, das Jahr 2020 nicht zu berücksichtigen. Nur der CO2-Ausstoß des Jahres 2019 soll nun als Schwelle herangezogen werden, ab der es für die Flugbranche etwas teurer wird. Aus Sicht von Umweltschutzorganisationen ist das praktisch ein Freibrief einfach weiterzumachen wie bisher. Das deutsche Öko-Institut rechnete aus, dass es bis 2027 dauern könnte, bis überhaupt irgendwelche fällig würden (hier gibt es die Kurzstudie als PDF-Download).

Es wird nach der Corona-Krise eine ganze Weile dauern, bis der Flugverkehr wieder das Niveau erreicht, dass er im Jahr 2019 noch hatte. CORSIA kostet die Linien also höchstwahrscheinlich keinen Cent. Schon ursprünglich „ist das ein zahnloses System“, sagte die Wifo-Ökonomin Margit Schratzenstaller zu MOMENT. Als „irreparables Wrack“ bezeichnete Stay Grounded, ein Netzwerk von 160 Organisationen, die unter anderem für Klimagerechtigkeit kämpfen, jetzt das verwässerte Abkommen.

Schon Anfang Juni sprach sich die EU dafür aus, die Regeln zu lockern. Gefordert hatte das der Verband der Fluglinien IATA. Er setzte sich nun auch bei der UN-Luftfahrtorganisation vollinhaltlich durch. Bis zu 13 Milliarden Euro können sich die Fluglinien damit im kommenden Jahr ersparen. UmweltschützerInnen liefen Sturm dagegen, die Regeln für CORSIA zu ändern – ohne Erfolg. Sie beklagen seit Jahren, dass die Flugbranche erfolgreich schärfere Umweltauflagen blockiert. Hier berichteten wir ausführlich darüber.

 

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