Das Problem damit, wenn IV-Chef Stefan Pierer von Wohlstand durch Leistung erzählt
Das Krisenmanagement von Stefan Pierer
Der neue Chef der Industriellenvereinigung (IV) Oberösterreich, Stefan Pierer, hat fleißig Antrittsinterviews gegeben. Der Tenor seiner Interviews: die Krisen lassen sich nur gemeinsam lösen. Was mit diesem „gemeinsam“ gemeint ist, sagt er dann auch gleich ganz unverhohlen: Mitarbeiter:innen sollen Überstunden machen und die sollen auch vom Staat begünstigt werden. Schließlich geht es um Leistung.
Mangelnde Leistungsbereitschaft ortet er, natürlich, bei den Arbeitnehmer:innen. Die sollen sich ein Vorbild an früheren Generationen nehmen. Für Pierer ist Leistung auf die naive Formel Arbeit mal Zeit herunterzubrechen. Und ihr Ergebnis ist Wohlstand.
Arbeit = Wohlstand?
Das ist ein Hohn für alle Leute, die sich trotz Arbeit weder Strom noch Gas leisten können. Ein Tritt in die Magengrube für all die Arbeitnehmer:innen, die wesentliche, wichtige Leistungen während der Pandemie sichergestellt haben – dazu zählten Aufsichtsratsvorsitzende und CEOs eher nicht. Es ist auch ein Schlag ins Gesicht für jene, die tagtäglich und unbezahlt und unbedankt Care-Arbeit machen. Eltern und pflegende Angehörige leisten sehr viel, ohne daraus wirtschaftlichen Wohlstand zu gewinnen.
Der naive Zusammenhang von Arbeit und Wohlstand ist also eine Lüge. Eine Lüge, die scheinheilig in Krisenzeiten vorgetragen wird. Aber warum eigentlich? Weil es Pierer darum geht zu fordern, was für die Industriechefs und die Wirtschaftsmillionärinnen am besten ist.
„Gemeinsam“ aus der Krise
Es geht ihm nicht um ein „gemeinsam“. Sein nächster Vorschlag ist nämlich, dass die Arbeitnehmer:innen auch noch länger, also über das Pensionsalter hinaus, arbeiten sollen. Sie sollen also nicht nur mehr, sondern auch länger arbeiten. Mehr Geld zahlen will die Industrie dafür aber natürlich nicht.
Da soll plötzlich wieder der Staat einspringen – in Form von Steuerbegünstigungen. Dieses Geld fehlt dem Staat dann natürlich wieder, wenn es um Sozialleistungen geht. Damit Leute in Pierers Betrieben für seinen Gewinn arbeiten – und zum Milliardär hat es für ihn ja schon gereicht. Aus so einer Krise kommt man eben nur „gemeinsam“.
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