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Demokratie

Stolzmonat? WTF?

Der Stolzmonat ist ein eine Troll-Kampagne der extremen Rechten
Der Stolzmonat ist ein eine Troll-Kampagne der extremen Rechten gegen den Pride-Month.

Stolzmonat? Auf Twitter, Insta oder Facebook kommen dieser Tage haufenweise Profile daher, die eine Deutschland- oder Österreichfahne im Profil haben und den "Stolzmonat" bemühen. Was steckt dahinter?

„Stolzmonat“ ist der Versuch der Kulturkampf-Rechten, den Juni zu kapern. Der Juni ist traditionell der Pride-Month. Es werden die Rechte von LGBTIQ-Personen gefeiert, eingefordert und dem langen und harten Weg dorthin gedacht. Es finden allerlei Lesungen, Diskussionen und Vorträge statt. Der Höhepunkt ist die Pride-Parade, die dieses Jahr am 17. Juni in Wien stattfindet. Die Verhältnisse sind klar: Marginalisierte Gruppen feiern ihre Errungenschaften.

Die unterdrückte Mehrheit

Die Kulturkampf-Rechte stellt dem den „Stolzmonat“ gegenüber. Das ist eine direkte Übersetzung vom „Pride-Month“. Die Analogie sagt, so wie LGBTIQ-Personen stolz auf sich sein können, so sollen Deutsche oder Österreicher:innen auch stolz auf ihre Identität sein.

Im Subtext findet man, um was es eigentlich geht: Das ist der Versuch, sich selbst als unterdrückte Gruppe zu markieren. Diese Identität sei nämlich bedroht. Sie ist bedroht von den Leuten, die die ursprüngliche Pride feiern. Deshalb ist der „Stolzmonat“ gerade jetzt das Gegenprogramm dazu.

Jedes Sichtbarmachen einer marginalisierten Gruppe wird als Angriff auf die Mehrheit gewertet. Die Kulturkampf-Rechte schwingt sich zu den Verteidigern dieser Mehrheit auf und begibt sich in eine Opferposition. Es kann nur ein Entweder-Oder geben. Entweder LGBTQ-Personen bekommen Rechte oder die deutsche/österreichische Identität (was auch immer das sein soll) ist sicher.

Der Ausschluss als Merkmal

Es ist eine ausschließende Identitätskonstruktion: Österreicher:in oder Deutsche kann nur sein, wer nicht LGBTIQ ist. (Oder wer nicht gendert, wer Fleisch isst usw.) Alle anderen gehören nicht nur nicht dazu, sie sind der Feind, der diese Lebensweise bedroht.

Genau in diese Kerbe schlägt auch der „Stolzmonat“, der mit Memes und Videos vorgibt, die deutsche oder österreichische Identität hochzuhalten und doch nur auf das ewig gleiche Repertoire der völkischen, nationalistischen und faschistischen Bewegungen der letzten zwei Jahrhunderte zurück greift. Das Hermannsdenkmal und der Schweinsbraten tummeln sich neben blonder Kernfamilie und Trachten-Berg-Kitsch.

Kulturkampf

Das ist alles Teil der Kulturkampf-Strategie der extremen Rechten. Ziel davon ist die Emotionalisierung und Polarisierung gesellschaftspolitischer Agenden. Dazu wird mit Halbwahrheiten, Anekdoten und blanken Lügen gearbeitet. Ziel ist es, nicht mal mehr über ein Thema reden zu können.

Die eingesetzte Strategie hier nennt man „Retorsion“ (Umkehrung). Wenn die einen dürfen, dann dürfen die anderen auch. Wenn es eine Black Power Bewegung gibt, dann muss es eine White Power Bewegung geben. Diese Gleichsetzung blendet Rahmenbedingungen wie Machtverhältnisse stur aus oder leugnet sie.

Gleichzeitig passiert im nächsten Schritt eine Opfer-Täter-Verkehrung. Die Opfer, die sich wehren und zusammenschließen, sind die eigentlichen Täter und müssen bekämpft werden. Die Täter sind die eigentlichen Opfer, weil sie ihre ausschließende Identität nicht ausleben können. In diesem Fall geht das so: Die extreme Rechte bedroht zwar weltweit aus Machtpositionen heraus wirklch die Grund- und Menschenrechte von LGBTIQ-Gruppen. Gleichzeitig verdreht sie diese Gruppen zur angeblichen Bedrohung, weil diese aus der Benachteiligung heraus ihren gleichen Platz in der Gesellschaft einfordern. 

Kulturkampf sät Unfrieden, Hass und Spaltung. Lassen wir diese Saat nicht aufgehen. Happy Pride.

 

 

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