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Klimakrise

Superblocks und Supergrätzel: Wie Wien versucht, Barcelona zu werden

Superblocks und Supergrätzel: Wie Wien versucht, Barcelona zu werden
Um das hohe Verkehrsaufkommen zu beruhigen, wurde in Barcelona eine radikale Idee geborgen: In der Stadt entstanden sogenannte Superblocks, in denen Autos weitgehend verboten sind. Mittlerweile zeigen Studien viele Vorteile. Nun sollen solche “Supergrätzel” auch in Wien entstehen.
Wer zuletzt durch Wien spaziert ist, war vielleicht beim ein oder anderen Wahlplakat der neuen Partei “Wandel” verwundert. Im Bezirk Neubau soll ein “Superblock” entstehen, steht da. Wer den Begriff aus der Stadtplanung nicht kennt, ist nicht allein. Schließlich gibt es ihn noch gar nicht so lange. 

Was steckt hinter dem Konzept? Ein “Superblock” ist ein auf etwa drei mal drei Häuserblocks begrenztes Gebiet. Innerhalb davon dürfen Autos zwar zum Parken zu-, aber sonst nur außen herumfahren. So muss nur jede dritte Straße für den Durchzugsverkehr freigegeben werden. Es wird Platz für Grünanlagen, RadfahrerInnen und FußgängerInnen geschaffen.

So sieht ein Superblock aus

 
Schematische Darstellung eines Superblocks ist einem alten Block, der mit schwerbefahrenen Straßen durchzogen war gegenübergestellt. Die Superblocks zeichnen sich durch verkehrsberuhigte Straßen, Straßen, die zu Gehwegen umfunktioniert wurden und offenen Radwegen aus.

Schematische Darstellung eines Superblocks. Credit: Stadt Wien

Die Idee der Superblocks entstand schon in den 1990er-Jahren in Barcelona: Damals wurde eine Lösung für die große Lärmbelästigung aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens gesucht. Im Jahr 1993 entstand das erste Pilotprojek in der Altstadt. Die Gegend war damals kriminell und heruntergekommen. Heute gibt es dort viele Boutiquen und Luxushotels, der Superblock zieht auch viele Touristen an. Mittlerweile gibt es sechs solcher Blöcke in Barcelona. 

Eine neue linke Stadtregierung hat in den vergangenen Jahren das Ziel ausgeben, 500 dieser Blöcke zu schaffen. 70% der Straßen der Stadt wären dann neu gestaltet. Ein ausgeklügeltes System von Einbahnstraßen soll den Autoverkehr auf wenige Straßen reduzieren. Parkplätze sollen minimiert und nur noch AnrainerInnen zur Verfügung stehen. Die Stadt soll grundsätzlich verkehrsberuhigt werden – so steigt die Lebensqualität der BewohnerInnen.

In Folge sollten sie auch zu sozialen Superblocks ausgebaut werden, in denen etwa auch ein zentrales Gesundheitszentrum die Menschen versorgt. 

Die Idee hat längst auf andere Städte übergegriffen, denn Studien haben die Effekte der Superblocks untersucht, und kommen zu sehr guten Ergebnissen. Die Luft wird besser, im heißen Sommer bringen die Grünflächen mehr Kühle, die Lebensqualität steigt, da die Bewohner mehr Grünflächen zur Verfügung haben. Sie leben gesünder, da sie auch mehr zu Fuß gehen und Rad fahren und auch die lokalen Geschäfte und Lokale profitieren von mehr Umsatz. 

Mehr Superblocks oder „Supergrätzel“ in Wien

Auch Berlin will die Idee aus Barcelona aufgreifen. Dort ist ebenfalls bereits ein Superblock-Pilotprojekt in Planung – in der deutschen Bundeshauptstadt werden sie “Kiezblocks” genannt. 

In Wien hat man sich nun das Wort “Supergrätzel” einfallen lassen und will das Konzept auch aufgreifen. Ein Pilotprojekt der Stadt ist bis Ende 2020 geplant – im Volkertviertel im zweiten Bezirk. Daraus will die Stadt lernen und eigene Konzepte entwickeln. Auch in Neubau, Favoriten und Hernals wurde ein Potenzial für Superblocks erkannt. 

Die Beteiligung von BürgerInnen ist erwünscht: Kommendes Wochenende werden im Volkertviertel Grätzlwagerl über die Idee der “Supergrätzel” informieren. Ideen und Anregungen können schriftlich in Boxen eingeworfen werden.

Infos zum Straßenlabor im Supergrätzel:

18. bis 20. September im zweiten Wiener Gemeindebezirk in der Volkertraße zwischen Rueppgasse und Springergasse. Anmeldung vor Ort, Eintritt ist frei

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