Blauer Haken für gefälschte Profile: Wie Elon Musk Twitter ins Chaos stürzt
Der vermeintliche Account des Früchtehändlers Chiquita schrieb: „Wir haben die Regierung Brasiliens gestürzt.“ Der Tweet spielt auf die aktive Rolle des Bananenexporteurs bei politischen Umstürzen in Mittel- und Südamerika an.
Um die wirtschaftlichen Interessen der damaligen United Fruit Company durchzusetzen, griffen die USA mehrfach in Konflikte ein – etwa beim Putsch in Guatemala im Jahr 1954. Ein weiterer Fake-Account mit dem Namen von Chiquita entschuldigte sich daraufhin für den „irreführenden Tweet“ und stellte vermeintlich richtig: „Wir haben seit 1954 keine Regierung mehr gestürzt.“ Na dann!
Pharmariese stellt klar: Insulin ist nicht gratis!
So manches Unternehmen kam in echte Bedrängnis. „Wir freuen uns anzukündigen, das Insulin jetzt gratis ist“, verkündete ein Fake-Account des US-Pharmariesen Eli Lilly. Das Unternehmen verdient extrem gut an den hohen Preisen, den unter Diabetes leidende US-Bürger:innen für das Insulin des Herstellers zahlen müssen.
Nirgends sonst ist das lebensnotwendige Medikament so teuer wie in den USA. Für Eli Lilly ist es eine Gelddruckmaschine. Nach dem Tweet, der für Patient:innen eine gute Nachricht gewesen wäre, brach der Aktienkurs des Unternehmens ein. Eli Lilly fühlte sich genötigt klarzustellen: Unser Insulin ist natürlich nicht gratis.
Rüstungsfirma stoppt Waffenhandel wegen Menschenrechten?
Auch der Rüstungskonzern Lockheed Martin wurde „Opfer“ des Tweets eines Fake-Accounts. Dort kündigte das Unternehmen an, keine Waffen mehr nach Saudi-Arabien, Israel und in die USA zu verkaufen, bis dortige Menschenrechtsverletzungen näher untersucht worden sind. Das echte Unternehmen Lockheed Martin verlor daraufhin 5 Prozent an Börsenwert. Ob das direkt mit dem Tweet zusammenhängt, ist allerdings fraglich.
Am gleichen Tag brachen auch die Aktien anderer Rüstungsunternehmen ein. Eine mögliche Begründung dafür klingt plausibel, aber zynisch: Die jüngsten Erfolge der Ukraine im Kampf gegen die russische Besatzung könnten dem guten Geschäft mit den Waffenlieferungen ins Kriegsgebiet bald ein Ende setzen.
Kritik am Geschäft mit dem Wasser
Auch die herrlich ehrlichen Tweets der Fake-Accounts des Lebensmittelkonzerns Nestlé und des Ölriesen BP wurden tausendfach geliked. Sie machten auf seit Jahrzehnten kritisierte Praktiken beider Unternehmen aufmerksam. Nestlé pumpt weltweit Grundwasser ab, um es in Flaschen gefüllt zu verkaufen. BP verdient Milliarden damit, fossile Rohstoffe zu fördern und zu verbrennen, und versucht gleichzeitig, sich selbst das Image der Nachhaltigkeit zu verpassen.
Die Idee, den „blauen Haken“ an jeden Account zu vergeben, der dafür 8 Dollar zahlt, war wohl keine besonders gute. Elon Musk und Twitter haben das ganze System inzwischen wieder abgedreht.