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Gesundheit

USA: Wie private Investor-Firmen an Corona verdienen

Die Corona-Pandemie führt deutlich vor Augen, wie milliardenschwere Investoren das Gesundheitssystem in den USA grundlegend geschwächt haben - und aus der Krise noch weiter Profit schlagen. 
In der Krise rücken alle zusammen? Weit gefehlt: Wie Recherchen des US-Journalisten Judd Legum belegen, versuchen Gesundheitskonzerne durchaus an der Krise kräftig zu verdienen. In den USA ist der Anteil der privat geführten Spitäler deutlich höher als im europäischen Durchschnitt. Große Investoren kaufen öffentliche Spitäler auf und verlangen dann von den Krankenhäusern saftige Mieten. Viele der so eingekauften Krankenhäuser ächzen unter den hohen Mietforderungen.

So geschehen auch beim Easton Hospital in Pennsylvania. Aufgekauft wurde das Spital durch Cerberus Capital und war in den letzten Jahren gezwungen, einen beträchtlichen Teil seiner Einnahmen für die Zahlung von Miete und zum Abbau jener Kredite aufzuwenden, mit denen die neuen Eigentümer große Teile der Kaufsumme finanziert haben. Auch die Mietaufwände sind eine Folge der neuen Eigentümer, die Spitalsigebäude und Grundstücke in eine andere Gesellschaft verschoben hatten.

Am 22. März, als bereits deutlich war, wie stark der Intensivbettenbedarf wegen Corona landesweit steigen würde, schickte Cerberus einen Brief an den Gouverneur von Pennsylvania, Tom Wolf. In dem forderte Cerberus die öffentliche Hand auf, „alle Betriebskosten und Verbindlichkeiten des Easton Hospitals“ zu übernehmen, oder das Unternehmen würde „sofort mit der Planung der Schließung des Krankenhauses fortfahren“. Die Erpressung zeigte Wirkung. Tage später kündigte der Bundesstaat an, dem Easton Hospital 8 Millionen Dollar zur Verfügung zu stellen, damit das Krankenhaus mindestens bis zum 30. Juni 2020 offenhalten kann. 

Doch Cerberus drohte weiter: Man habe mehr Geld versprochen. Das Spital würde um Mitternacht schließen. Zu diesem Zeitpunkt waren im Einzugsbereichs des Spitals bereits fünf Menschen an COVID-19 gestorben. Um die Schließung des Krankenhauses zu vermeiden, gab Pennsylvania nach und willigte ein, Cerberus weitere 8 Millionen Dollar zu zahlen, im Gegenzug für das Versprechen, die Einrichtung mindestens die nächsten vier Wochen geöffnet und in Betrieb zu halten. Um den Betrieb des Krankenhauses bis Juni aufrechtzuerhalten, wird Pennsylvania Cerberus insgesamt 24 Millionen Dollar zahlen müssen.

Woher kommt das Geld? Von den SteuerzahlerInnen. Laut Pennsylvanias Gouverneur Tom Wolf „kam der größte Teil der Mittel für das Easton Hospital von den 100 Milliarden Dollar, die in dem von Präsident Donald Trump am Freitag unterzeichneten Konjunkturpaket von zwei Billionen Dollar für angeschlagene Krankenhäuser vorgesehen sind“. Der CEO von Cerberus ist Stephen Feinberg, er verfügt über ein Nettovermögen von 1,6 Milliarden Dollar.

Gier in Zeiten von Corona

Selbst wenn die aufgekauften Krankenhäuser nicht mehr in Betrieb sind, machen wohlhabende Investoren damit noch Gewinn. 2018 erwarb Paladin Healthcare, eine von Joel Freedman geführte Privatinvestorengruppe, zwei Krankenhäuser in Philadelphia für 170 Millionen Dollar. Anfang 2019 meldete Paladin für beide Kliniken Konkurs an. Das Universitätskrankenhaus Hahnemann, das „einer vorwiegend einkommensschwachen Gemeinde dient“, wurde daher im September geschlossen.

Die Einrichtung steht nun leer, und die Stadt trat im März an Freedman heran, um ihn zu fragen, ob er die Nutzung – möglicherweise als Quarantäneeinrichtung – während der Pandemie gestatten würde. Daraufhin verlangte Freedman von der Stadt eine monatliche Miete von einer Million Dollar. Freedman verteidigte den geforderten Preis als „enorm ermäßigten Satz“. Dabei ist das Universitätskrankenhaus seit Monaten leer geräumt, nicht einmal Betten sind darin. Die Stadt lehnte das Angebot ab, und die Einrichtung steht weiterhin leer. Die Zahl der Todesopfer durch Corona ist in den USA weit höher als in jedem anderen Land der Welt.

 

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