Warum #Girlboss nichts mit Feminismus zu tun hat, in 3 Punkten
Was #Girlboss und #Fempreneur mit Feminismus zu tun haben? Nicht viel, schreibt Bianca Jankovska aka Groschenphilosophin in ihren Essayband "Dear Girlboss, we are done".
Bianca Jankovska hat sich mit Illustratorin Julia Feller zusammengetan und ein Buch geschrieben, über das, was in ihren Augen Pseudo-Feminismus ist: eine Pose, die mehr mit Selbstvermarktung und Ausbeutung anderer Frauen zu tun hat. „Dear Girlboss, we are done“ heißt der Essayband. Wir haben ihre wichtigsten Punkte zusammengefasst:
#1 Girlboss steht nicht für Empowerment
Der Hashtag #Girlboss ziert in Sozialen Medien Selfies, gefilterte Fotos und teure Produkte. Die Verbreitung des Begriffs verdanken wir Sophia Amoruso, die mit dem Modeunternehmen Nasty Gal sehr reich geworden ist. Eine Frau, die viel Geld macht und sich als Girlboss bezeichnet, hat aber eher nicht viel mit Feminismus zu tun, argumentiert Jankovska. „Girlboss steht historisch betrachtet ganz und gar nicht für empathische Führung oder weibliches Empowerment, sondern für: Korruption, Freunderlwirtschaft, Ausbeutung, Profit auf Kosten anderer, Verantwortungslosigkeit und Prahlerei. Kurz: Kapitalismus in seiner Reinform“, schreibt sie.
Nachdem die Nasty-Gal-Gründerin als „Girlboss“ Buchdeals und sogar eine eigene Netflix-Serie bekommen hatte, berichteten MitarbeiterInnen von schlechter Bezahlung und willkürlicher Führung. Die Selbstvermarktung als „Girlboss“ oder „Fempreneur“ ist zumindest in diesem Fall nur eine Marketing-Masche. Mit Feminismus hat das nichts zu tun.
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#2 Millionärin werden und Feministin bleiben? Geht kaum
Kannst du gleichzeitig Feministin und Selfmade-Millionärin sein? Eher nicht, sagt Jankovska. Wer großen Reichtum anhäufen will, wird schwer darum herumkommen, Angestellte schlecht zu bezahlen oder Menschen Produkte anzudrehen, die sie nicht brauchen.
In einem Essay beschreibt die Autorin den Podcast einer Unternehmerin, die verspricht, dass wir alle Millionärinnen sein können. Auf ihrer Seite verkauft sie Online-Kurse zu extrem hohen Preisen. Um dem „Rich Bitch Club“ beizutreten müssen sich Frauen bewerben und 49.997 Euro „investieren“.
Solche „Online-Kapitalistinnen“, wie Jankovska sie nennt, gaukeln vor, dass dir bloß das richtige „Mindset“ fehlt, um ganz groß rauszukommen und mit harter Arbeit alles zu erreichen ist. Auch Millionen auf dem Konto. Dabei lassen sie völlig außer Acht, dass der überwältigende Großteil der MillionärInnen Vermögen und Unternehmen von ihren Eltern geerbt haben. Am Ende machen deshalb auch nicht ihre KundInnen das große Geld – sondern sie selbst.
#3 Feminist:innen müssen konsequenter sein als die Mächtigen
Finanzielle Unabhängigkeit ist ein wichtiges Thema in der feministischen Bewegung. Die Frage muss aber immer noch lauten: Zu welchem Preis? Wenn bloß die ausbeuterischen Praktiken der männlichen Chefs und Unternehmer kopiert werden, wird das die Gesellschaft nicht weiterbringen. Jankovska verlangt von Frauen mehr als das: „Als Feminist:innen müssen wir konsequenter sein, als das Line-Up des G20-Gipfels.“
Es mag sein, dass Frauen wie Sophie Amoruso reich werden. Wenn das allerdings auf dem Rücken anderer Frauen passiert, sollten wir sie uns nicht als Vorbild nehmen. Für feministische Unternehmerinnen muss die Haltung Vorrang haben, nicht der Profit. Was also stattdessen tun? „Weniger T-Shirts, mehr kollektives Nach-Oben-Treten und Bündnisse schließen“, schreibt Jankovska.
Fazit
Bianca Jankovska will sich nicht damit zufrieden geben, dass es ein paar Frauen doch in die Chefetage schaffen. Der Girlboss-Feminismus tut aber genau das. Frauen, die andere Menschen ausbeuten, klopfen sich selbst dafür auf die Schulter.
Mit „Dear Girlboss, we are done“ geht sie gewissermaßen auch mit gutem Beispiel voran. Ohne Verlag haben sie und Illustratorin Julia Feller alle Entscheidungen gemeinsam getroffen. Auch das Risiko tragen sie alleine. So wollen sie die Kontrolle über das Endprodukt behalten. Vor allem die ersten Texte über vermarktbaren Feminismus sind stark, die Illustrationen von Feller lockern die Essays auf, sind treffend überzeichnet.