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Klimakrise
Ungleichheit

Warum mehr Frauen wegen der Klimakrise sterben als Männer

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Wir Frauen werden diskriminiert: In der Arbeit, wenn wir weniger bezahlt kriegen und unsere männlichen Kollegen bei Beförderungen bevorzugt werden. In der Medizin, wenn Leiden des weiblichen Körpers seltener erforscht und Medikamente nur an Männern getestet werden. Zuhause, wenn wir den Großteil der Sorgearbeit übernehmen und dafür keine Anerkennung und schon gar ein Geld kriegen. Und auch die Klimakrise trifft uns härter - obwohl wir weniger dazu beitragen. Und: mehr Frauen sich dagegen einsetzen als Männer. Ist das gerecht? Nein!

Natürlich ist das nicht gerecht.

Frauen leiden auf der ganzen Welt stärker unter der Klimakrise.

Auch in Österreich. Warum? Wegen Diskriminierung und traditionellen Rollenbildern.

Ein Beispiel: Frauen übernehmen meist die Sorgearbeit zuhause. Was das mit der Klimakrise zu tun hat? Deswegen arbeiten sie weniger Stunden im Beruf und bekommen weniger Lohn. Sie haben ein niedrigeres Einkommen, kriegen später auch weniger Pension und sind öfter von Armut betroffen. Dadurch leben sie häufiger in Gegenden, wo Wohnungen günstig sind. Und die sind dort, wo es nur wenig Grünfläche, dafür aber viel Verkehr gibt, die Luft schlecht und die Hitze im Sommer unerträglich ist.

Sexismus, Rassismus, Kapitalismus und Kolonialismus sind ein Problem

Das zeigt schon: Die Klimakrise hängt mit historischer Unterdrückung zusammen. Mit Rassismus, Kapitalismus, Kolonialismus und eben auch mit dem Patriarchat.

Auf der ganzen Welt sind Frauen stärker von der Klimakrise betroffen. Im Globalen Süden kommt zur Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern auch noch die globale Ungerechtigkeit dazu. Die Industrienationen im Globalen Norden haben im vergangenen Jahrhundert eine starke Wirtschaft aufgebaut und dafür nicht nur den Süden ausgebeutet, sondern auch viele Treibhausgase in die Luft geblasen. Der Globale Süden hat sehr viel weniger Emissionen verursacht und damit weniger zur Erderhitzung beigetragen. Das heißt, die Menschen im Globalen Süden leiden nicht nur unter einer schwachen Infrastruktur und einem schlechteren sozialen Netz, sie sind wegen ihrer geografischen Lage auch noch stärker von der Klimakrise betroffen. Und das eben weitgehend unverschuldet.

Naturkatastrophen sind für Frauen tödlicher

Laut den Vereinten Nationen ist das besonders für Frauen im globalen Süden gefährlich. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer Naturkatastrophe zu sterben, ist für sie 14 mal höher als für Männer. Weil sie schlechteren Zugang zu Bildung und Informationen haben und später gewarnt werden. Weil sie seltener schwimmen können. UND: weil sie auch in diesen Ländern öfter zuhause sind und sich um Kinder oder Angehörige kümmern.

Und das tun sie auch noch, wenn eine Katastrophe droht. Sie kümmern sich auch auf der Flucht um ihre Kinder, Eltern, Geschwister oder andere Familienmitglieder. Beim Tsunami 2004 in Asien waren 70 Prozent aller Todesopfer Frauen. Aber auch im Globalen Norden sind Naturkatastrophen für Frauen gefährlicher. Beim Hurrikan Katrina in den USA waren Frauen ebenfalls stärker von den Folgen betroffen.

Und als wäre das noch nicht genug: Für Frauen steigt auf der Flucht das Risiko für körperliche und sexualisierte Gewalt, für Zwangsprostitution und Ausbeutung. Und auch die häusliche Gewalt nimmt nach Katastrophen zu.

Aber nicht nur körperlich, auch finanziell trifft die Klimakrise Frauen härter. Laut dem Bericht “The Unjust Climate” verlieren Haushalte, die von Frauen geführt werden, durch Krisen mehr Einkommen als von Männern geführte Haushalte.

Und der finanzielle Druck lässt nicht nach: Weil Frauen weniger verdienen, seltener Kredite bekommen und generell weniger Vermögen besitzen, erholen sie sich auch nicht so schnell von solchen Krisen.

Männer tragen mehr zur Klimakrise bei, Frauen leiden stärker darunter

Damit kommen wir zur nächsten Ungerechtigkeit: Männer besitzen weltweit viel, viel, viel mehr Vermögen als Frauen. Laut einem Bericht von Oxfam sind es weltweit 105 Billionen US-Dollar mehr. Dieser Unterschied ist größer als viermal die gesamte US-Wirtschaft …

Und die Statistik zeigt ganz klar: Reichere Menschen tragen mehr zur Klimakrise bei. Laut Oxfam-Bericht verursacht das reichste Prozent unserer Gesellschaft so viel Treibhausgase, wie die ärmeren zwei Drittel der Bevölkerung zusammen. Ganz einfach, weil sie sich mehr leisten können und das auch tun. Große Häuser und Wohnungen, Autos, Yachten und Privatjets, Anteile von Konzernen. Und weil mehr Vermögen bei Männern konzentriert ist, verursachen Männer auch tendenziell mehr CO2.

Doch nicht nur bei den Reichsten gibt es diesen Unterschied. In jeder Einkommensschicht verursachen Männer tendenziell mehr CO2 als Frauen. Laut einer Studie stecken Männer ihr Geld eher in Autos, Alkohol, Tabak und Restaurantbesuche. Frauen hingegen geben ihr Geld eher für Gesundheit, Kleidung oder die Wohnung aus. Und zusätzlich ernähren sich mehr Frauen vegetarisch oder vegan, während Fleisch essen immer noch oft als “männlich” angesehen wird.

Aber nicht nur das: Männer fahren längere Strecken und die fahren sie mit dem Auto. Frauen hingegen legen häufig kurze, dafür mehrere Wege am Tag zurück: Wenn sie die Kinder in den Kindergarten oder in die Schule bringen, einkaufen gehen, nach Hause fahren, die Kinder wieder abholen, sie zum Fußball oder Musikunterricht bringen, zum Kindergeburtstag oder zum Arzt. Das alles tun sie häufiger mit dem Rad, zu Fuß oder mit den Öffis. Es gibt also einen klaren Geschlechterunterschied. Die patriarchalen Strukturen sind auch hier ein Problem.

Frauen stehen im Kampf gegen die Klimakrise ganz vorne

Kurz durchatmen … Während Frauen also weniger verantwortlich sind für die Klimakrise, sind sie stärker davon betroffen. Gleichzeitig setzen sich stärker für den Kampf gegen die Klimakrise ein.

In vielen Ländern stehen sie an der Spitze der Klimabewegung. Bei uns wohl am bekanntesten: Greta Thunberg aus Schweden und Luisa Neubauer aus Deutschland. Katharina Rogenhofer aus Österreich. Außerdem Vanessa Nakate aus Uganda, Elizabeth Wathuti aus Kenia und viele andere.

Frauen sind bei Armut überrepräsentiert. Sie leiden stärker unter der Klimakrise, obwohl sie weniger dazu beigetragen haben. Sie stehen im Kampf gegen die Klimakrise ganz vorne. Und trotzdem sind sie sehr oft von umweltpolitischen Entscheidungen ausgeschlossen. Sie sind seltener in Regierungen. Sogar bei der UN-Klimakonferenz sind sie seltener. Das Vorbereitungskomitee für 2024 sollte rein männlich besetzt werden, bis es Proteste deswegen gab. All das muss sich ändern.

Frauen brauchen einen Platz am Verhandlungstisch

UN Women, Oxfam und andere Institutionen fordern mehr Gerechtigkeit im Kampf gegen die Klimakrise. Bei allen Klimaschutz-Maßnahmen soll und muss die Genderperspektive mitgedacht werden. Alle Maßnahmen MÜSSEN zur Geschlechtergerechtigkeit beitragen. Gender-Expert:innen dürfen bei der Entwicklung von Anpassungsplänen nicht mehr fehlen. Und Frauen brauchen endlich bei allen Entscheidungsprozessen einen Platz am Tisch.

Damit wären wir auch gut beraten: Studien zeigen, dass Klimaschocks besser abgefedert werden, wenn Frauen mehr Mitsprache haben. Logisch: Sie kennen die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind. Und sie wissen, was es braucht, um das zu ändern.

Die Klimakrise trifft uns alle – aber nicht alle gleich und ohne Klimagerechtigkeit werden wir die Klimakrise nicht lösen.

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