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Klimakrise

Warum der Mensch laut Wissenschaft die Erderhitzung zu 100% verursacht

Der Mensch verursacht die Erderhitzung. Aber das Gerücht, die Erde würde sich ohne den Menschen genauso erhitzen, hält sich hartnäckig. Wie die Wissenschaft es eindeutig entkräftet, liest du hier.

Die Sonne wird ja immer heißer, Vulkane sind CO2-Schleudern und natürliche Temperaturschwankungen hat es eh immer schon gegeben – oder?

Von Klimawandel-Leugner:innen und Maßnahmen-Bremser:innen wird die Frage noch immer in die Runde geworfen: Sind wir Menschen denn wirklich schuld an der Erderhitzung?

Die Wissenschaft hat darauf eine sehr eindeutige Antwort: Ja.

In einer wissenschaftlichen Untersuchung wurden über 88.000 Studien dazu verglichen. So gut wie alle – mehr als 99% – zeigen eindeutig, dass die aktuell beobachtbare Erderwärmung menschengemacht ist.

Ohne den Menschen wird es sogar kühler

Laut dem neuesten Report des Weltklimarats (IPCC) verursachen menschliche Emissionen und Aktivitäten rund 100% der globalen Erhitzung seit 1950 – oder sogar mehr. 

Mehr als 100% sind möglich, weil natürliche Klimafaktoren wie die sinkende Sonnenenergie und vulkanische Aktivität vermutlich sogar zu einer leichten Abkühlung in den letzten 50 Jahren geführt hätten. Die menschlichen Einflüsse gleichen diese Abkühlung aus und führen darüber hinaus zu einer Erhitzung.

Große Vulkanausbrüche können das Klima verändern. Sie wirken dabei – obwohl sie auch CO2 ausstoßen – aber als kurzfristiger Dämpfer der Erderwärmung: In die äußere Atmosphäre geschleudertes Schwefeldioxid reagiert dort mit Wasser und bildet Aerosole. Diese Teilchen reflektieren einstrahlendes Sonnenlicht direkt zurück ins All und sorgen so für Abkühlung an der Erdoberfläche.

Auch die Sonnenenergie alleine kann nicht an der Erderhitzung schuld sein. Dafür passiert der Temperaturanstieg viel zu schnell. Auf die Erde treffende Sonnenenergie ist in den vergangenen vierzig Jahren laut Messungen der NASA nicht mehr gestiegen, sondern sogar leicht gesunken. Außerdem erwärmt sich aktuell nur die untere Schicht der Atmosphäre. Die äußerste Schicht kühlt sogar ab. Daraus lässt sich schließen: Es kommt nicht mehr Hitze als früher von der Sonne, sondern es wird mehr davon auf der Erde eingefangen und kann nicht mehr abstrahlen.

 
Die Sonnenaktivität erklärt den Temperaturanstieg auf der Erde nicht

Die Sonnenaktivität erklärt den Temperaturanstieg auf der Erde nicht. Bild: NASA, Übersetzung: MOMENT.at

 

Vulkane und Sonnenenergie alleine, ohne menschliche Einwirkung, würden die Temperatur auf der Erde also eher sinken lassen. 

Der Treibhauseffekt: Wir machen die Erde zum tödlichen Glashaus

Warum sich die Erde seit Jahrzehnten so extrem erhitzt, hat vor allem einen Grund: Der Mensch verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt.

Auch den gibt es schon immer. Ohne diesen seit 200 Jahren bekannten Effekt wäre die Erde viel zu kalt, um menschliches Leben zu ermöglichen. Ein Teil des auftreffenden Sonnenlichts wird von Wasserdampf, Kohlendioxid (CO2), Methan und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre wieder zurück an die Erdoberfläche reflektiert, statt ins All abzustrahlen. Diese Sonnenwärme wird in der unteren Atmosphäre „gefangen“ – wie im Glashaus.

So weit, so lebensnotwendig. Menschliche Aktivitäten verändern jedoch die Konzentration der Treibhausgase. Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, das Abholzen von Wäldern und veränderte Flächennutzung gelangt vor allem mehr CO2 in die Atmosphäre. Landwirtschaft und Nutztiere sorgen für verstärkten Methan-Ausstoß. Aktuell ist die Konzentration von Treibhausgasen höher als in den vergangenen 650.000 Jahren. CO2 löst dabei den höchsten Temperaturanstieg aus. Es ist zwar nicht das stärkste Treibhausgas, aber wird am häufigsten vom Menschen verursacht – und es ist besonders langlebig. Das Ergebnis: Immer mehr Wärme bleibt in der untersten Schicht der Atmosphäre gefangen und erhitzt die Erdoberfläche.

In dieser Grafik siehst du die Rolle verschiedener Faktoren in globalen Klimaveränderungen seit 1850. Die graue Linie zeigt die geschätzte Temperatur als kombinierte Auswirkung all dieser Kräfte. Die Punkte stellen tatsächliche Beobachtungen der Temperatur dar. Sie liegen sehr knapp an dieser erwarteten Linie. 

 
Menschliche Faktoren treiben die Erderhitzung ganz klar an

Menschliche Faktoren treiben die Erderhitzung ganz klar an, natürliche Faktoren würden die Erde derzeit sogar abkühlen Bild: Carbon Brief, Übersetzung: MOMENT.at

Die tatsächliche Temperatur passt ziemlich gut mit den Entwicklungen zusammen, die man sich erwarten würde, wenn man diese Faktoren kombiniert.

Dabei wird nochmal klar: Menschengemachte Treibhausgase sind für den starken Temperaturanstieg der letzten 150 Jahre verantwortlich. Alle anderen Faktoren bleiben gleich oder sorgen sogar für Abkühlung. Würden die kühlenden und stabilen Faktoren wegfallen, wäre die Erhitzung sogar um ein Drittel stärker. 

Der Mensch verursacht die Erderhitzung

Die Klima-Plattform Carbon Brief hat diese Vorgänge von 2017 ausgehend bis ins Jahr 2100 projiziert. Die kombinierten Auswirkungen aller Klimafaktoren ergeben in diesem Modell einen globalen Temperaturanstieg von 3°C in den nächsten 80 Jahren, an Land sogar bis zu 4°C.

Der CO2-Ausstoß pro Kopf lag in Österreich zuletzt bei sieben Tonnen pro Jahr. Das ist allerdings großzügig gerechnet und rechnet die Erzeugung von Dingen, die wir in Österreich kaufen und verbrauchen, den Ländern zu, in denen sie hergestellt werden. Unser Ausstoß sinkt zwar seit einigen Jahren endlich leicht, aber wir liegen auch nach dieser Rechenart noch immer stark über dem weltweiten Durchschnitt von 4,7 Tonnen. Für die Begrenzung der menschengemachten Erderhitzung müssen CO2-Emissionen laut Klimarat netto auf Null gebracht werden.  

Die Auswirkung dieser CO2-Emissionen wird noch zunehmen – unter anderem, weil der Anteil an Aerosolen in der Luft bereits seinen Höhepunkt erreicht haben könnte und in Zukunft abnimmt. Aerosole sind sogenannte “Schwebeteilchen” in einem Gas. Manche tragen zur Erderhitzung bei, andere reflektieren die Sonnenstrahlung aber auch zurück ins All. Auch sie sind oft menschengemacht oder werden etwa auch durch Vulkanaktivität erzeugt.

Wenn diese Teilchen in der Luft schweben, können sie sogar die Wolkenbildung beeinflussen. Die genauen Wirkungsweisen sind noch nicht vollständig erforscht, aber insgesamt kühlen Aerosole die Erde derzeit wohl sogar leicht ab. Sie sind aber aus vielen anderen gesundheitlichen Gründen schlecht für die Menschen. Durch unsere Bemühungen, die Luftqualität zu verbessern, wird dieser ausgleichende Effekt kleiner.

Gab es natürliche Klimaschwankungen nicht trotzdem schon immer? 

Abgesehen von vulkanischen Aktivitäten und der Sonnenenergie wird die Erderhitzung auch mit natürlichen Schwankungen der Meeresspiegel in Verbindung gebracht. Ein Großteil der Treibhausgase wird von den Ozeanen aufgenommen. Veränderungen der Weltmeere können also Einfluss auf die globale Temperatur haben. 

Den aktuellen rasanten Temperaturanstieg erklären aber auch diese nicht. Der genaue Anteil derartiger Schwankungen an der Erderhitzung lässt sich nicht eindeutig feststellen. Bisherige Untersuchungen weisen darauf hin, dass deren Beitrag vernachlässigbar ist und sich eher regional auswirkt.

Dass natürliche Schwankungen – egal welcher Art – verantwortlich für die globale Erhitzung sind, ist also nicht mit dem Stand der Wissenschaft vereinbar. Zwar beeinflussen mehrere Faktoren die Temperatur, diese sollten den Planeten aber ohne menschlichen Einfluss abkühlen. Das Gegenteil passiert.

Kurz: Die Erderhitzung ist zu 100% menschengemacht. Nur wenn wir diese Erkenntnis ernst nehmen und die Verantwortung nicht anderswo suchen, können wir sie eindämmen und eine Klimakatastrophe verhindern.

Der Artikel wurde inspiriert durch diesen englischen Text auf Carbon Brief (mit freundlicher Genehmigung aufgegriffen und übersetzt) und unterliegt der CC 4.0 BY-NC-ND-Lizenz. Sowohl „MOMENT.at“ als auch „Carbon Brief“ und die Lizenz müssen bei Weiterverwendung genannt und verlinkt werden.

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