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Ungleichheit

Was eine Security-Frau über ihren Job denkt: "Mit Sexismus am Arbeitsplatz muss man rechnen"

Eine Frau in der Security-Branche (Symbolbild)
Als Frau in der Security-Branche muss man sich ein dickes Fell zulegen, sagt Nina. Foto: Unsplash
Zwei Frauen, die nicht in einen Club dürfen, weil sie angeblich zu dick wären, sexuelle Übergriffe und Rassismus bei einer Maturareise – die Berichte über Vorfälle von übergriffigen Securitys haben sich zuletzt gehäuft. Die weibliche Security-Mitarbeiterin Nina* erzählt uns für unsere Serie „Was ich wirklich denke“, wie es ist, in der Branche zu arbeiten.

Ich habe sechs Jahre im Security Sektor gearbeitet, neben dem Studium. Hauptsächlich bei Konzerten, Festivals und Veranstaltungen. Das ist cooler als Flyer verteilen und man kriegt einen Blick hinter die Kulissen – aber ich habe auch viel Diskriminierung gesehen. 

Rassistische und sexistische Kommentare von Kollegen

Es gibt oft blöde Kommentare im Einlassbereich von Mitarbeitern – das Wort extra nicht gegendert. Das kommt oft vor, vor allem wenn man eine kleine, zierliche Frau ist. Dann wird oft infrage gestellt, ob man Security sein kann, weil man eine Frau ist. Ich finde das sehr übergriffig, wenn meine Autorität an der Tür infrage gestellt wird und dann auf mein Aussehen oder mein Geschlecht reduziert werde.

Neben Sexismus habe ich auch oft Rassismus beobachtet. Als Weiße Frau betrifft mich das zwar nicht persönlich, aber ich weiß nicht, wie People of Color den Job aushalten. Es gibt auch teils behindertenfeindliche Vorfälle, wenn zum Beispiel gewisse Personen extra an Positionen eingeteilt werden, an denen sie für das Publikum nicht sichtbar sind. Am öftesten geschieht es natürlich, dass stämmige Männer an gewissen Orten und besseren Positionen bevorzugt werden. 

Übergriffiges Verhalten des Publikums

Normalerweise durchsuche ich als weibliche Security nur Frauen. Ich bin dadurch geschützt vor übergriffigen Männern. 

Einmal war ich aber bei einem Boxkampf in Wien eingeteilt. Da ist das Publikum sehr männlich. Man steht dann beim Einlass beim Metalldetektor und muss die Gäst:innen durchsuchen. In drei Stunden wurde bestimmt fünfmal auf Blowjobs und Ähnliches angespielt, wenn ich bei der Kontrolle an der Körpermitte angelangt bin. Es fielen einige blöde Kommentare, es wurde beim Durchsuchen gelacht oder unangemessene Geräusche gemacht. Richtig unangenehm.

Ich war so perplex, als das passiert ist – und das, obwohl ich normalerweise recht schlagfertig bin. Das ist schließlich mein Job als Security, und ich bin der Situation ausgeliefert. Ich habe mir angewöhnt, im Arbeitskontext breitbeiniger zu stehen, durchsetzungsfähiger zu werden, lauter zu werden. Es macht einen Unterschied, als Frau muss man das machen, ansonsten wird man nicht ernst genommen. 

Es braucht mehr Schulungen und Sensibilisierung

Wenn eine junge Frau als weibliche Security in Wien oder generell in Österreich arbeiten möchte, sollte sie sich eine dicke Haut zulegen. Man muss sich darauf gefasst machen, was dieser Job mit sich bringt. In der Sicherheitsbranche muss sich auf mehreren Ebenen etwas verändern. Sowohl bei den Security-Unternehmen als auch bei den Veranstaltern und dem Publikum. 

Bei den Security-Firmen sollte es Sensibilisierungskurse geben, sowie Tools und Muster, die man anwenden kann: Sei es wie man richtig Personen untersucht, die körperliche oder geistige Beeinträchtigungen haben, wie man richtig mit trans Personen oder nicht-binären Personen am Einlass umgeht oder wenn sich jemand bezüglich eines sexuellen oder rassistischen Übergriffs an uns wendet. Es braucht Menschen, die Konzepte ausarbeiten, wie man mit diskriminierenden Vorfällen umgeht. Das ist überall wichtig und nicht nur im Darkroom auf einer Wiener Sexpositivity Party. 

Aber auch, dass die Veranstalter vermehrt Frauen einsetzen und nicht nur stämmige Männer. Auch das Publikum würde sich wahrscheinlich wohler fühlen, wenn es vielfältigeres Securitypersonal gäbe.

Ebenso muss Veränderung vonseiten des Publikums geschehen: Die Besucher:innen, aber vor allem die männlichen, müssen sich mehr an die Regeln halten. Das betrifft alle, schließlich passieren solche Übergriffe gleichermaßen beim James Blunt Konzert wie beim Boxkampf.

*Name von der Redaktion geändert

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