Was ist Künstliche Intelligenz? Und müssen wir uns davor fürchten?
Teil 5: Künstliche Intelligenz
Sind Computer bald intelligenter als wir? Nehmen sie uns die Jobs weg? Oder übernehmen sie gleich die Weltherrschaft? Wenn man manche Nachrichten hört, könnte man glauben, dass es bald soweit ist. Aber auch wenn es nicht so kommt, gibt es trotzdem alle möglichen Probleme, die wir diskutieren sollten.
Was ist Künstliche Intelligenz? In den Lehrbüchern steht, dass sich Künstliche Intelligenz mit Maschinen beschäftigt, die ein Ziel vorgegeben haben, und dieses Ziel möglichst gut erreichen. Das tun sie, indem sie Daten über die Welt sammeln, diese Daten irgendwie verarbeiten, und dann wieder auf ihre Umwelt einwirken.
Künstliche Intelligenz beruht heute vor allem auf „maschinellem Lernen“. Dabei sammelt der Computer so viele Daten wie möglich, und verwendet Statistik, um damit Vorhersagen zu machen. Das funktioniert in vielen Bereichen erstaunlich gut, zum Beispiel beim Erkennen von Bildern, beim automatischen Übersetzen in andere Sprachen, oder bei Brettspielen wie Schach und Go.
Ist das nicht toll, dass mein Handy und Computer so viele Dinge können?
Ja, eh. Aber gleichzeitig erzeugt es auch Probleme, wenn wir Computer immer mehr entscheiden lassen. Computer spielen jetzt zum Beispiel schon eine Rolle bei der Frage, wer einen Kredit bekommt, wer zu Job-Interviews eingeladen wird oder wer welche Nachrichten zu sehen bekommt. Das kann auch schiefgehen! Gehen wir ein paar der Probleme der Reihe nach durch.
Ein Problem ist, dass Computer manchmal diskriminieren. Dann werden auf einmal Frauen noch seltener zu Job-Interviews eingeladen oder Leute mit der falschen Hautfarbe noch öfter von der Polizei verfolgt. Das liegt unter anderem an den Daten, aus denen die Computer gelernt haben.
Wenn zum Beispiel früher Frauen weniger oft befördert wurden, und der Computer Leute zu Interviews einlädt die wahrscheinlicher befördert werden, dann lädt der Computer weniger Frauen ein. Computer diskriminieren auch, weil sie in einer ungleichen Gesellschaft arbeiten. Wenn zum Beispiel manche Leute schon früh in schlechtere Schulen geschickt werden, dann ergibt es „Sinn“, aus der Sicht der ArbeitgeberInnen, dass der Computer diese Leute später weniger oft einstellen will.
Kapitalistische Computer
Aber selbst wenn Computer nicht diskriminieren, kann künstliche Intelligenz in unserem kapitalistischen System manche Leute viel reicher machen, und viele andere Leute ärmer. Computer ersetzen immer mehr Jobs, die früher nicht so schlecht bezahlt waren, zum Beispiel in Sekretariaten oder an Bankschaltern, in Fabriken, und vielleicht bald auch LastwagenfahrerInnen. Deswegen geht zwar nicht die Arbeit aus, weil auch neue Jobs entstehen, aber die sind oft schlecht bezahlt und abgesichert (zum Beispiel in Lagerhäusern und als AutofahrerIn), oder nicht für alle zugänglich (zum Beispiel als SoftwareentwicklerIn).
Das liegt aber nicht nur an der Künstlichen Intelligenz selbst, sondern auch daran, dass die Firmen die Künstliche Intelligenz verwenden auch mit viel Aufwand gegen die Absicherung ihrer ArbeiterInnen vorgehen.
Übernehmen Computer die Weltherrschaft?
Und dann war da noch die Frage, ob Computer die Weltherrschaft übernehmen werden. Am Anfang dieses Artikels haben wir gesagt, dass künstliche Intelligenz heißt, dass Maschinen ein vorgegebenes Ziel verfolgen. Aber was passiert, wenn sie zu gut darin werden?
Ein berühmtes Beispiel ist eine Maschine, die möglichst viele Büroklammern erzeugen soll. Irgendwann haben die Menschen genug Büroklammern, und werden versuchen die Maschine wieder abzuschalten. Aber damit stehen Menschen dem Ziel der Büroklammerproduktion im Weg, und müssen deswegen vernichtet werden – was die Maschine auch schafft, wenn sie intelligent genug ist. Büroklammermaschinen, die die Menschheit vernichten, sind wahrscheinlich nicht unser aktuellstes Problem.
Ist die Weltherrschaft unser einziges Problem?
Aber dieselbe Sorte Problem gibt es auch in kleiner, zum Beispiel wenn wir in sozialen Netzen nur mehr Beiträge sehen die möglichst viel Aufregung und Klicks erzeugen, und damit Wahlen beeinflussen. Und auch bei Menschen, die nach Leistung bezahlt werden, passiert das oft dasselbe. Wenn zum Beispiel Ärztinnen pro Patient bezahlt werden, werden sie nicht so sorgfältig mit den einzelnen Patienten sein. Wir müssen aufpassen, dass unsere Computer nicht zu gut sind, Ziele zu verfolgen, die nicht ganz richtig sind.
Das alles muss natürlich nicht so kommen. Aber neue Technologien werden dafür eingesetzt, die Ziele ihrer EntwicklerInnen zu verfolgen. Und wenn diese EntwicklerInnen auf Profit ausgerichtet sind, dann werden ihre Computer Profit maximieren, auch wenn dann mehr diskriminiert wird, Leute arbeitslos werden, oder soziale Netze die Aufregung maximieren und die Demokratie schwächen.