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Kapitalismus
Arbeitswelt
Klimakrise
Ungleichheit

Was lange währt, wird endlich meh

Guten Morgen!

Wenn man sich mit wichtigen Maßnahmen schon viel Zeit nimmt, sollten die auch sitzen. Der Morgenmoment über vergebene Möglichkeiten kommt heute von Sebastian Panny. 

#1 Möchtest du das teilen?

Gefängnisse funktionieren nicht. Schlechte Bedingungen richten großen Schaden an, Gewalt ist an der Tagesordnung, die Zukunftsperspektive nach der Entlassung klein.

Was also tun mit Menschen, die Straftaten begehen? Ein Beispiel aus Deutschland zeigt vor, wie es gehen könnte: In Seehaus leben junge Strafgefangene nicht im Gefängnis, sondern in einer Wohngemeinschaft mit Hauseltern und Kindern. Wir waren in Sachsen und haben die jungen Männer begleitet.

#2 Hast du das gesehen?

 

Sechs Milliarden Euro sollen alleine die Sofortmaßnahmen des Entlastungspakets ausmachen, das die Regierung gestern vorgestellt hat. Beeilt hat sie sich damit nicht. Wird endlich gut, was lange währt? In der neuen Ausgabe von Moment Mal erklärt Barbara Blaha, was du über das Entlastungspaket wissen musst.

#3 Der Reihe nach

Der Peñuelas-See in Chile enthielt vor zwei Jahrzehnten noch so viel Wasser, wie in 38.000 olympische Schwimmbecken passt. Nach einer 13 Jahre anhaltenden Dürre sind fast nur mehr tote Fische übrig. Mittlerweile hält er gerade noch genug Wasser für zwei Becken.

Es ist nur eines von vielen Beispielen für die dramatischen Auswirkungen der Klimakrise, die wir gerade auf der ganzen Welt erleben. Doch Ölkonzerne, die Hauptverantwortlichen für diese Krise, verteidigen ihre klimazerstörende Geschäftsgrundlage mit allen Mitteln. Ein wichtiges Instrument dafür sind Investor-Staats-Klageverfahren.

Eine der Grundlagen für viele davon ist zum Beispiel der Energiecharta-Vertrag, den 51 europäische und asiatische Länder unterzeichnet haben. Er ermöglicht es den Unternehmen, Länder zu verklagen, wenn sie ihre Geschäftsgrundlage bedrohen. Aus Sicht der Energiekonzerne passiert genau das, wenn strengere Gesetze für Klimaschutz beschlossen werden. 

2017 wollte Frankreich etwa ein Gesetz beschließen, das die Gewinnung fossiler Brennstoffe ab dem Jahr 2040 verbieten sollte. Einem kanadischen Ölkonzern passte das jedoch nicht – er drohte mit Klagen in Milliardenhöhe. Nur kurze Zeit später wurde das Gesetz angepasst und verwässert.

Bereits seit 2020 soll der Energiecharta-Vertrag reformiert werden. Doch bisher gab es wenig Fortschritte bei den Verhandlungen, da alle teilnehmenden Länder die Veränderungen einstimmig beschließen müssen. Einige EU-Länder wollen mittlerweile aus dem Vertrag austreten, da er die Klimaziele von Paris unmöglich macht. Doch leider ist der Energiecharta-Vertrag nicht das einzige Abkommen, das solche Klagen von Unternehmen weltweit ermöglicht und wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise erschwert.

#4 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Seit 2017 kämpfen vier Klägerinnen stellvertretend für 15.550 Mitarbeiterinnen gegen die Diskriminierung von Frauen bei Google. Sie bekommen jetzt zumindest einen kleinen Teil des Geldes zurück, das ihnen der Online-Riese bisher zu wenig gezahlt hat: 5.500 Dollar bekommt jede der Beteiligten durch den abgeschlossenen Vergleich, bei dem Google insgesamt 118 Millionen Dollar zahlt.

Google wurde in der Klage vorgeworfen, Frauen systematisch benachteiligt zu haben. Eine der Klägerinnen startete etwa trotz vierjähriger Erfahrung in dem Job-Level für frische Hochschulabsolvent:innen. Kurz darauf wurde ein Mann mit gleicher Qualifikation eingestellt – er startete prompt eine Stufe über ihr. Obendrein hätten die Klägerinnen trotz ihrer Erfahrung weniger prestigeträchtige Aufgaben erhalten, was es schwieriger gemacht habe, im Unternehmen aufzusteigen.

Diese ungleiche Behandlung trotz gleicher Qualifikation hat laut der Anklage dazu geführt, dass Frauen bei Google pro Jahr 16.794 Dollar weniger bekommen haben als ihre männlichen Kollegen.

Bereits im vergangenen Jahr musste Google einem ähnlichen Vergleich zustimmen. Damals zahlte der Konzern 2,5 Millionen Dollar, weil er laut Arbeitsministerium Softwareentwicklerinnen zu wenig zahlte. Außerdem seien Frauen und Asiat:innen bei Bewerbungen diskriminiert worden.
 

#5 Ignoriert

Was haben die 1920er mit der Gegenwart zu tun? Richtig: Die Ungleichheit ist ähnlich groß.

Während kleine und mittlere Einkommen weltweit unter den vielen Krisen leiden, verdienen die Reichen Unsummen an Geld. Das haben nun auch Studien der Vereinten Nationen und der Beratungsgesellschaft Capgemini bestätigt. Der Hauptgrund für die Reichtumsexplosion: Aktien– und Immobilienpreise gingen während der Pandemie durch die Decke.

Auch in Österreich geht die Schere zwischen Arm und Reich auseinander: Die reichsten 10 Familien besitzen rund 109 Milliarden Euro. Der reichste Österreicher ist Didi Mateschitz mit einem Vermögen von über 16 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Hälfte aller Menschen in Österreich hat weniger als 83.000 € Vermögen (Stand 2020).

Wie groß das Vermögen von Superreichen tatsächlich ist, kann man sich kaum vorstellen. Wir haben versucht, es mit unserem Vermögenspixel anschaulicher zu machen.

Einen schönen Mittwoch

Sebastian

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