Foto zeigt ein leerstehendes Klassenzimmer einer Schule mit einer Tafel und Tischreihen.

Schulschließungen haben hohe finanzielle und menschliche Kosten

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Redaktion
/ 11. November 2020

Wegen der gestiegenen Corona-Infektionen hängt die Idee von erneuten Schulschließungen in der Luft. Dabei gäbe es Alternativen - die im Endeffekt sogar billiger wären und besser sein könnten.

Ein Schul-Shutdown muss im extremsten Fall ein Mittel im gesundheitlichen Kampf gegen die Pandemie sein. Die Politik sollte diese Entscheidung aber nur treffen, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt.

Die Schulen für nur vier Wochen zu schließen würde laut Berechnungen des Momentum Instituts einen langfristigen volkswirtschaftlichen Schaden von 2,8 Milliarden Euro verursachen. Und das sind nur die Effekte, die relativ einfach zu berechnen sind.

Es geht nicht nur um Geld

Zudem sind das auf den ersten Blick nur anonyme Zahlen. Tatsächlich stecken dahinter menschliche Schicksale. Eltern, die viel Einkommen verlieren und in finanzielle Probleme geraten. Oder SchülerInnen, deren Bildung und Karrieren einen oft nicht mehr zu reparierenden Knick bekommen. Für jeden Monat im Lockdown verlieren die SchülerInnen in ihrem späteren Arbeitsleben jährlich 100 bis 200 Euro, berechnete das IHS. Das bedeutet ein geringeres Lebenseinkommen und setzt sich insgesamt zu einem großen und dauerhaften Rückgang der Wirtschaftsleistung zusammen. Sozial schwache Familien würde all das vermutlich wesentlich härter treffen.

Die Folgen betreffen auch Wissen und Sprachkenntnisse, die verloren gehen und psychische Probleme durch die Überlastung der Haushalte oder die erlebte Isolation der Kinder. Dinge, die schwer in Zahlen zu fassen sind.

Vor Schulschließungen zuerst Schulen sicherer machen

Steigen die Corona-Fallzahlen weiter, wird ein totaler Shutdown möglicherweise nicht zu vermeiden sein. Bevor so ein drastischer Einschnitt vorgenommen wird, sollte man aber alle anderen Mittel ausschöpfen. Das wichtigste Ziel dabei muss lauten: die Schulen so sicher wie möglich machen. SchülerInnen, LehrerInnen und anderes Personal besser zu schützen und auf angepasste Rahmenbedingungen vorzubereiten, wäre mit vergleichsweise günstigen 542 Mio. Euro machbar.

Mit diesem Geld könnte man viele Maßnahmen finanzieren, die teilweise sogar langfristig positive Effekte hätten. Einerseits geht es um Messgeräte zum besseren Lüften und Luftfilter in Klassen, die auch außerhalb von Pandemien Vorteile für die Luftqualität in den Räumen hätten.

Ein großer Brocken dieser halben Milliarde würde aber in eine Offensive bei der technischen Ausstattung der SchülerInnen zu Hause fließen - insbesondere für die Unterstützung ärmerer Familien. Damit könnten die Schulen geöffnet bleiben und wären besser darauf vorbereitet, zumindest nur teilweise ins Distanzlernen oder schichtweise Schulbesuche umzusteigen. Im ersten Lockdown wurden viele Kinder zu Hause nicht erreicht, weil ihnen auch die Geräte zum Teilnehmen am Unterricht fehlten. Auch diese Investitionen hätten positive Auswirkungen, die über das Ende der Pandemie hinausgehen könnten.

Eingerechnet sind in den 542 Millionen Euro auch die Kosten für FFP2-Masken für SchülerInnen ab 10 Jahren und LehrerInnen, sowie automatische Fiebermessgeräte in den Schulen. 

Nicht in der Berechnungen enthalten aber auch sinnvoll wären laut dem Momentum Institut auch andere Maßnahmen. Etwa:

  • Zusätzliche Gebäude und Räume anzumieten, die derzeit frei stehen
  • Mehr Lehrpersonal zu engagieren, um kleinere Gruppen unterrichten zu können
  • Auf die psychische Belastung der Krise durch Betreuung mit mehr PsychologInnen und SozialarbeiterInnen an den Schulen reagieren

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