Über 100.000 Wohnungen in Wien ohne gemeldete Bewohner:innen: Wer nicht wohnen will, soll zahlen
Eine Wohnung, in der offiziell niemand wohnt. In ganz Wien betrifft das über 100.000 Wohnungen. Das zeigt eine Analyse der neuesten Registerzählung des Momentum Institut. Für den Ökonomen Alexander Huber “sind die neuen Zahlen ein eindeutiger Hinweis auf den hohen Leerstand in Wien”.
In den reichen Bezirken gibt es wesentlich mehr solcher Wohnungen ohne Meldungen als in den einkommensärmeren Bezirken. “Aktuell sehen wir, dass der bestehende (womöglich leerstehende) Wohnraum nicht umfänglich genutzt wird, vor allem in den reicheren Bezirken”, erklärt Huber.
Wenn viele Wohnungen leer stehen, begünstigt das zudem die Zersiedelung. Anderswo müssen neue Wohnungen gebaut werden. Vorwiegend in ärmeren Randbezirken. Auch für das Klima bedeutet das nichts Gutes. Böden werden versiegelt. Stattdessen könnte man dort Bäume pflanzen und Grünflächen entstehen lassen. “Aus Klimaperspektive bräuchten wir in der Hauptstadt vielmehr eine Verdichtung des Wohnraums”, erklärt Huber.
In den letzten Jahren stiegen die Mieten in Wien stark an. Einer der Gründe dafür, ist das knappe Angebot an leistbarem Wohnraum. Wohnungen, die leer stehen, verschärfen die Situation zusätzlich. Als Alternative dazu wird immer wieder einer Leerstandabgabe diskutiert. Sinnvoll wäre diese vor allem, weil viele Wohnungen ausschließlich als Wertanlage genutzt oder kurzzeitig über Plattformen wie AirBnB angeboten werden. Dadurch werden sie dem Mietmarkt entzogen.
Auch Huber spricht sich für eine Leerstandsabgabe aus. “Diese würde auf jeden Fall dazu beitragen, dass wieder mehr Wohnungen auf den Markt kommen. Allerdings bräuchte es dafür ein schlagkräftiges Bundesgesetz”, so Huber. Dafür müsste man allerdings auch die Datenlage verbessern und den tatsächlichen Leerstand in Österreich erheben.