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Fortschritt
Klimakrise

Retouren im Handel: Sinnlos erzeugte Dinge werden massenhaft vernichtet

Von allen Seiten werden wir täglich in den Konsum getrieben. Kaufen macht glücklich, sagt uns die Werbung. Besonders Kleidung wird immer schneller und mehr gekauft - und zurückgeschickt. Und dann? Vernichtet. Barbara Blaha sagt: Moment mal - brauchen wir ein Vernichtungsverbot?

Kaufen. KAUFEN. Ihr. sollt. KAU-FEN. Moment mal!
Wir können kaum die Augen in der Früh aufmachen, ohne Werbung reingeballert zu bekommen.
Dünner sein? Pfeif dir dieses Pulver rein.
Schöner Wohnen? Dieses Kästchen würd sich lohnen.
Schneller laufen? Musst nur diese Schuhe kaufen! 

Kauf dich glücklich

Damit wir – endlich – wieder geliebt werden. Damit wir uns … spüren. Wir versuchen, uns Glück zu kaufen … uns glücklich zu kaufen. 

Aber glücklich, glücklich werden damit selten die, die kaufen … sondern die, die VERKAUFEN. Und die Rechnung, die zahlt am Ende die Umwelt.

Wir kaufen pro Kopf in Österreich jährlich fast 20 Kilogramm Kleidung, das sind rund 60 Kleidungsstücke pro Österreicher:in. Gleichzeitig hauen wir über 11 kg Kleidung und Schuhe pro Kopf weg. Wir konsumieren Kleidung wie Fast Food. Und alles andere auch: Die Menge an Elektronik-Zeug, die jedes Jahr in Österreich verkauft wird, die ist in den letzten 7 Jahren von 172.000 Tonnen auf 250.000 Tonnen angewachsen. 136.000 Tonnen Elektromüll werden in Österreich jährlich gesammelt. 

Retouren passieren

Und wenn man so viel einkauft … dann sind da natürlich ein paar Fehlentscheidungen dabei. Jedes zweite Packerl, das online bestellt wird, wird wieder zurückgeschickt. 

Das … läppert sich: Mehr als 13 Millionen Pakete mit Gewand und drei Millionen Pakete mit Elektroartikel pro Jahr schicken wir zurück. 

Okay, jetzt könnte man sagen: Blöd für den Postler, aber wen schert’s? 

Was passiert mit den Retouren?

Aber: 30 Prozent von dem Klump, das per Klick gekauft und retour geschickt wird, wird nicht etwa wieder verkauft. Nein … entsorgt! Greenpeace schätzt, dass es allein bei Kleidung und Elektro 1,4 Millionen Pakete waren, die entsorgt … also vernichtet wurden. Zum Teil sogar noch original verpackt. 

An nur einem Amazon-Standort in Deutschland wird nachweislich jede Woche mindestens eine LKW-Ladung vernichtet. Von T-Shirts über Bücher bis hin zu fabrikneuen Elektroartikeln.

Warum? Weil es billiger ist, als die Ware wieder einzusortieren, zu lagern und dann neu zu verkaufen. 

Konzerne vernichten massenhaft einwandfreie Güter

So läuft es also gerade auf dieser Welt: Wir sollten Ressourcen sparen; wir sollten Energie sparen; immer mehr Menschen können sich immer weniger leisten … aber Amazon und Co. werfen einwandfreie Güter ins Feuer: Spielzeug, Fernseher, Notebooks, Staubsauger, Kleidung – alles neu, sauber, intakt … lauter Sachen, die manchen Menschen wirklich nützen würden. 
Das alles geht natürlich nur, weil wir eben viel mehr produzieren, also wir jemals verkaufen, geschweige denn gebrauchen können.

Ein Drittel aller Kleidungsstücke bleibt im Laden und im Lager. Was nicht verkauft wird, wird dann für ein paar Euro pro Kilo an Großhändler:innen verscherbelt. 

Geschredderte Kleidung

Was passiert dann damit? Entweder in den ärmsten Ländern der Welt kauft jemand die Riesensäcke zum Kilopreis. Oder sie gehen ins “Downcycling”. Ein schöner Begriff, der nichts anderes heißt, als: Die T-Shirts, Jacken oder Hosen werden geschreddert und zu Putzlappen oder Dämmmaterial verarbeitet. Oder in Osteuropa an Familien verkauft, die damit im Winter ihre Wohnungen heizen.

Damit wir einen Begriff davon haben, wie riesig dieses Problem ist: Rund 5 Millionen Kilogramm Gewand und Schuhe, das sind über 600 LKW-Fuhren, werden jedes Jahr nie gekauft oder verwendet, sondern sind direkt “in der Entsorgung gelandet.”

Jede Sekunde landet ein LKW voll Kleidung auf dem Mistplatz und/oder im Feuer. Gewand, das niemals jemand getragen hat.  

Wie wir Millionen Tonnen CO2 sparen

Was wir uns sparen können, wenn wir da ein bissl sparen, das ist buchstäblich unser Überleben: 2 Millionen Tonnen CO2 wären SOFORT eingespart, wenn wir unsere Kleidung doppelt so lange nutzen würden wie derzeit. Wenn wir unsere Handys eineinhalb Jahre länger nützen? 60.000 Tonnen CO2.

Der umweltfreundlichste Pullover ist der, den wir schon im Schrank liegen haben. Das sauberste Handy ist das, das schon produziert und in unserer Hosentasche ist. 
Natürlich: Dafür muss man die Sachen auch einfach besser reparieren können.

Was es braucht: 

Recht auf Reparatur

Reparatur fördern für ALLE Produkte. Genaue Vorgaben für Produkte, die sicherstellen, dass sie lange halten und repariert werden können. Schluss mit fix verbauten Akkus und so weiter.

Soviel zu den Produzenten … aber vor allem müssen wir die Händler dazu bringen, die Verantwortung für diese Welt – und nicht nur ihren Profit – zu tragen: 

Vernichtungsverbot

Konzerne müssen offen legen, wie viel Ware sie nicht verkaufen und was damit passiert.

Denn nur so können wir die unnötige Vernichtung von Waren effektiv verbieten. Ein Vernichtungsverbot. Was nicht verkauft wird und was zurückgeschickt wird, darf nicht einfach im Meer oder im Feuer landen.

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