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Klimakrise

Von der Klimakrise zur Waldkrise in 4 Grafiken

Die Klimakrise hat in den letzten Jahren unseren Wäldern bereits enorm zugesetzt. Wir fassen die Entwicklung in vier Grafiken zusammen.

Hitzewellen, Unwetter oder Unmengen an Schnee: Die Klimakrise sorgt in Österreich für immer mehr Wetterextreme, die unseren Wäldern extrem zusetzen. Die Klimakrise im Wald haben wir in 4 Grafiken vermessen.

Das Jahr 2019 begann mit außergewöhnlichen Schneemengen, die einige Rekorde gebrochen haben. Sie fielen etwa in Hochfilzen in Tirol 4,51 Meter Neuschnee in nur 15 Tagen. So etwas passiert statistisch nur einmal alle hundert Jahre. Doch aufgrund der Klimakrise müssen wir zukünftig öfters mit solchen extremen Wetterereignissen rechnen.

Nicht nur im Winter – auch im Sommer wurden wieder einige Wetterrekorde geknackt. So war der Juni etwa der wärmste seit Messbeginn. Die niederschlagsarmen Sommermonate haben nicht nur zu Trockenheit und Hitzeschäden an Bäumen geführt – die Bedingungen waren auch günstig für den Borkenkäfer, der sich vor allem nördlich der Donau rasant verbreitet hat.

Doch nicht nur Schneemengen und Hitze, auch die Unwetter nehmen zu. Denn ist mehr Wärme, sprich Energie, in der Atmosphäre, so kommt es zu heftigeren Winden, die Bäume wie Zündhölzer umknicken. Gegenüber dem Vorjahr haben sich für die österreichischen Bundesforste die Kosten der Klimakrise insgesamt fast verdoppelt, innerhalb von drei Jahren nahezu verdreifacht:

Im letzten Jahr wurden rund 1,4 Millionen Erntefestmeter Holz eingefahren. Doch dabei handelt es sich immer öfter um Schadholz. Heuer liegt der Anteil sogar bei rund 90 Prozent. Sprich: Die heimischen Sägewerke sind voll mit umgefallenen oder entwurzelte Bäumen und abgebrochene Äste. Ein Großteil davon sind Stürmen und Schneebruch geschuldet. Doch auch der starke Borkenkäferbefall führt dazu, dass immer mehr Holz von schlechter Qualität am Markt ist, was wiederum den Holzpreis drückt. Da es in ganz Europa ähnlich aussieht, haben sich die Preise um 20 Prozent reduziert. Rudolf Freidhager, Chef der österreichischen Bundesforste, fasst es so zusammen: „Eine geplante Forstwirtschaft ist so gut wie unmöglich, wir laufen nur noch hinterher.“

Die hohe Schneedecke, die Anfangs des Jahres gefallen war, blieb nicht lange liegen. Februar, März und April waren teilweise sehr mild und warm. Zum Glück war der Mai nass und kühl und hat genügend Feuchtigkeit zu Beginn der Vegetationsperiode gebracht. Die Wärme der darauffolgenden Monate begünstigte das Käferaufkommen. „Im Schnitt kam es zu zwei, in tiefen Lagen zu bis drei Schwarmflügen des Borkenkäfers, der mittlerweile auch in Gebirgslagen bis zu 1.800 Meter Seehöhe anzutreffen ist“, so Freidhager. Infolge war in den außeralpinen Gebieten wie Kobernaußer Wald, Mühlviertel und Waldviertel erneut massives Borkenkäferaufkommen zu verzeichnen. Jedes Jahr geben die Bundesforste mehr Geld für die Bekämpfung des Schädlings aus:

Bis 2025 werden die Bundesforste rund 100 Millionen Euro in den Waldumbau investieren. Generell sind aufgrund der Klimakrise die Waldbewirtschaftungskosten (dazu zählt auch ua. die Schädlingsbekämpfung) gestiegen. Doch der Wald muss sich verändern, sonst kann er in Zukunft nicht mehr bestehen. Mit dem Umbau muss jetzt schon begonnen werden. Denn: Bäume wachsen nicht über Nacht. Bis eine durchschnittliche Wirtschaftsfichte in Österreich erntereif ist, vergehen 124 Jahre. Fichten kommen in Österreichs Wäldern am häufigsten vor. Doch ausgerechnet diese Baumart leidet besonders unter der Klimakrise. Als so genannter Flachwurzler fällt sie im Sturm leichter um und vertrocknet bei langanhaltender Hitze eher, als andere Baumarten. Deshalb werden nun mehr sturmstabilere und tiefwurzelnde Lärchen, Tannen und Eichen gepflanzt. So soll sich der Wald bis 2100 verändern:

Der Umbau des Waldes wird aber nur dann funktionieren, wenn die Pariser Klimaziele eingehalten werden. Das heißt: Die durchschnittliche Temperatur darf weltweit nicht mehr als 2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigen. Denn dann kommen zusätzliche Faktoren ins Spiel, die schwer abzuschätzen sind: Etwa steigende Meeresspiegel und auftauende Permafrostböden, die zusätzliches CO2 in die Atmosphäre abgeben und der Klimakrise nochmals beschleunigen könnten. Denn auch tiefwurzelnde Bäume brauchen ausreichend Wasser und ein halbwegs stabiles Klima um überhaupt einmal Wachsen zu können.

 

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