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Arbeitswelt

Amazon ist böse? Aber nicht doch!

Amazon ist böse? Das Geschäftsmodell basiert auf der Ausbeutung von Mensch und Umwelt. KonsumentInnen können zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen wenig beitragen, es braucht neue politische Spielregeln.

Kleine Buchhandlungen dürfen keine  Abholstationen haben. Macht nix, dann profitiert eben wer anderer … Amazon räumt alles ab! Moment mal! 

 

Wenn der Handel zu sperrt, dann macht der größte Onlinehändler der Welt die Geldbörse ganz weit auf. Die Verkaufsrekorde halten kürzer als die Corona-Regeln der Bundesregierung: Kaum aufgestellt, zack, schon wieder was Neues! Seit Beginn der Krise hat Amazon weltweit 175.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt, um die Masse an Bestellungen irgendwie zu schaffen.  “Die Märkte” sagen Danke: 60 Prozent Plus für die Aktie des Online-Giganten.

Amazon-Chef Bezos ist der reichste Mensch der Welt

Das freut auch den Chef. Jeff Bezos, den reichsten Mann der Welt. Er verdient in der Sekunde mehr als die meisten im Monat: über 2.000 Euro. Pro Sekunde. Um über 80 Milliarden Euro ist sein Vermögen allein 2020 gewachsen. Weil im Lockdown eben alle wie verrückt auf Amazon bestellt haben. Wenn Bezos eine Million Euro ausgibt, dann ist das für seine Haushaltskasse exakt so, wie wenn du, ein durchschnittlicher Österreicher, einen Euro ausgibst. Das heißt natürlich nicht, dass Bezos das Geld gern ausgibt. Ausnahme: Marketing!

Ganz so dick dürfte das Danke nicht sein. Vor allem der Schutz der Angestellten in den Lager- und Verpackungshallen ist eher dünn. Weltkonzern, weltweiter Protest: In Italien wurde gestreikt, damit Amazon die staatlichen Schutzvorschriften, wie genügend Abstand am Arbeitsplatz umsetzt. In Frankreich musste die Gewerkschaft Amazon sogar klagen, damit Schutzmaßnahmen eingeführt wurden. Auch an einigen US-Standorten verweigerten die Angestellten die Arbeit wegen mangelnder Sicherheit.  Amazon reagierte prompt – und kündigte die Streikführer.

Arbeitsbedingungen bei Amazon schon lange in der Kritik

Wer bei Amazon hackelt, hatte schon vor der Krise miese Bedingungen: Pinkelpausen werden mitgestoppt; nur wer nie in Krankenstand geht, bekommt einen Bonus. Die meisten Angestellten in Österreich sind – auch in normalen Zeiten – LeiharbeiterInnen. Die sollten eigentlich “Auftragsspitzen” abdecken; sind bei Amazon aber Standard. In Amazon-Verteilzentren in den USA gibt es doppelt so viele schwere Verletzungen und Arbeitsunfälle wie in anderen, vergleichbaren Lagern. Gut, das ist jetzt natürlich keine gute PR. Damit die öffentliche Stimmung nicht kippt, zahlt Amazon MitarbeiterInnen einen Bonus, wenn sie sich öffentlich gut über die Arbeitsbedingungen reden.

Und wer die Pakete ausliefert, trägt am Tag nicht nur x Kilo Pakete, sondern auch das volle unternehmerische Risiko: Willkommen in der Scheinselbstständigkeit! Bis zu 250 Pakete müssen am Tag ausgeliefert werden. Bei einem 8-Stunden-Tag ist das ein Paket alle zwei Minuten: mit Parkplatz- oder Adresse-Suchen kann man dann keine Zeit verschwenden.

Amazon ist Klima-Sünder

Das Geschäftsmodell von Amazon beutet  aber nicht nur Menschen aus – auch das Klima. Irgendwie müssen die Packerl ja weltweit verteilt werden. Bezos hat nun angekündigt, bis 2040 CO2-neutral zu arbeiten. Und jetzt? Baut der Konzern seinen Luftverkehr munter aus. Amazon Air leaste Anfang 2017 noch 16, jetzt bereits über 50 Boeing-Flugzeuge, demnächst wird auf 80 aufgestockt. Letztes Jahr transportierte Amazon 29 Prozent mehr Produkte auf dem Luftweg als 2018. 10 Milliarden will Jeff Bezos selbst fürs Klima spenden. Das hört sich viel an – ist aber nur ein Bruchteil des Gelds,  das er besitzt. 

Solche Wohltäter müssen natürlich keine Steuern zahlen: Amazon verschiebt seine Gewinne in Steuersümpfe und stiehlt uns allen damit Steuereinnahmen in Milliardenhöhe. Ganz legal, natürlich. Nicht zufällig ist die europäische Konzernzentrale in Luxemburg. Und was können wir da tun? Ganz ehrlich: in Wahrheit können wir als einzelne Konsumentin derzeit kaum die Bedingungen der ArbeiterInnen oder die Umweltstandards verbessern. Es braucht politische Spielregeln. Dafür können wir Druck aufbauen.

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