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Arbeitswelt
Gesundheit

Besonderes Problem in der Corona-Krise: Österreich zahlt wenig Arbeitslosengeld

Fast 190.000 Menschen haben in Österreich während der Pandemie des Coronavirus unverschuldet ihre Arbeit verloren haben. Mit insgesamt über 560.000 Arbeitsuchenden steht diese Zahl auf einem historischen Rekordhoch. Sie alle stehen vor demselben Problem: Österreich zahlt im internationalen Vergleich sehr wenig Arbeitslosengeld aus.

Die Höhe bemisst sich am bisherigen Einkommen. In Österreich bekommt man während der Suche nach neuer Arbeit 55% davon, was man davor verdient hat. Der Durchschnitt in der EU ist höher (65%). Beim Spitzenreiter Belgien sind es sogar 90%.

 
Grafik zeigt, dass Österreichische Arbeitslose im Vergleich mit anderen EU Staaten eine sehr Nettoersatzrate im Falle von Arbeitslosigkeit beanspruchen können.

Zur Verdeutlichung. Im Median verdienen ÖsterreicherInnen 2.037 Euro (Statistik Austria). Die Hälfte muss also mit 1120 Euro oder sogar noch weniger auskommen, wenn sie arbeitslos wird. Der Mindestbetrag liegt bei 966 Euro. Für viele ist es da sehr schwierig, über die Runden zu kommen.

Das ist auch für die Wirtschaft im Allgemeinen ein Problem. Menschen mit so wenig Geld können nicht helfen, Unternehmen mit ihren Einkäufen am Leben zu halten.

In normalen Zeiten sind diese Regeln beim Arbeitslosengeld dazu gedacht, die Menschen schnell wieder auf den Arbeitsmarkt zu drängen – ein durchaus umstrittenes Konzept. Aber insbesondere in der derzeitigen Krise, ist eine schnelle Rückkehr in den Arbeitsmarkt einfach nicht realistisch.

Wer jetzt in der Gastronomie, im Bau, im Handel oder im Tourismus rausgeworfen wurde, weil diese Bereiche großteils geschlossen sind, wird so schnell keine Arbeit finden. Es gibt für immer mehr Arbeitssuchende auch immer weniger offene Stellen. Und laut derzeitigen Berechnungen des Momentum Instituts könnte die Arbeitslosenzahl noch auf bis zu 800.000 ansteigen.

 
Grafik zeigt den Anstieg der Arbeitslosigkeit im Zeitvergleich. Im März stieg die Arbeitslosigkeit mehr als doppelt so hoch als zu Zeiten der Finanzkrise von 2008.

Viele Menschen sind nun arbeitslos, weil die Kurzarbeitsmodelle zu zögerlich angepasst wurden und werden und Unternehmen auf Nummer sicher gehen. In diesen Modellen verdienen Menschen nun immer noch zwischen 80 und 90 Prozent ihres bisherigen Gehalts. Das wird weithin gelobt.

Die Menschen haben aber keinen Einfluss darauf, ob ihr Unternehmen sie entlässt oder sie in Kurzarbeit schicken kann. Die hunderttausenden Menschen, die jetzt das Pech hatten, rausgeworfen zu werden, sollten nicht schlechter gestellt werden. Und es sind darüber hinaus gerade schlechter bezahlte Jobs, die in dieser Krise gefährdet sind.

Arbeitslosengeld anheben

Das Momentum Institut schlägt deshalb vor, das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent des bisherigen Einkommens anzuheben und auch die Mindestgrenze auf 1111 Euro anzuheben. Zudem sollten auch die Notstandshilfe und Mindestsicherung angepasst werden.

Diese Maßnahmen würden verhindern, dass Menschen ohne jede Schuld gerade jetzt in besonders dramatische Geldnot kommen. Es ist andererseits auch eine relativ kostengünstige Maßnahme, wie man sowohl den wirtschaftlich am härtesten Betroffenen als auch der Wirtschaft hilft.

# In eigener Sache

Die Corona-Krise trifft viele Menschen hart. Und gerade jetzt ist es wichtig, dass Politik und Medien auf die Vielen nicht vergessen, die es sich nicht richten können. Damit das nicht passiert, haben wir Moment gegründet. Auch wir bekommen als junge Organisation diese Krise empfindlich zu spüren. Als Interessensvertretung der Vielen lassen wir uns nicht von Großkonzernen, Regierungsinseraten, Banken oder Milliardären abhängig machen. Wir sind aber auch abhängig von den Vielen – von der Unterstützung von Menschen wie dir. Wenn du unsere Arbeit wichtig und gut findest und es dir leisten kannst, würde uns eine Spende sehr freuen, motivieren und helfen. Jeder Betrag macht einen Unterschied.

 

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