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Demokratie

Wie man sich als Verlierer zum Gewinner macht

Bundestagswahl-Analyse von Politologin Natascha Strobl: Mit dieser Strategie macht sich die CDU und die CSU als Verlierer doch noch zum Gewinner.

 

Die Bundestagswahl-Analyse zum Nachlesen

Warum reden eigentlich derzeit trotzdem so viele noch davon, dass die Union eine Koalition anführen könnte. Das hat damit zu tun, wie die Union das Ergebnis öffentlich kommuniziert. Vor allem drei Elemente stechen hervor.

1. Das Narrativ

Erstens haben die Unions-Granden noch am Wahlabend die Erzählung verbreitet, CDU/CSU und SPD seien quasi gleich auf. Das ist auch der ersten Hochrechnung geschuldet, wo das noch so war. Aber im Laufe des Wahlabends hat sich das deutlich verschoben. Im Endergebnis sind die beiden Parteien 1,6 % auseinander. Das mag nicht überwältigend viel sein, aber ein sichtbarer Abstand. Die Union hat außerdem fast 9 % verloren und die SPD über 5 % gewonnen. Es ist klar: Das ist kein Gleichstand.

2. Die Marke

Zweitens hat man dem eigenen Koalitionswunsch eine Marke verpasst – Zukunftskoalition. Klingt gut, klingt nach etwas was man haben will. Jamaica und Ampel (nach den Parteifarben) haben nicht diese Strahlkraft und die SPD hat es verabsäumt ihrer möglichen Koalition ein ebensolches Branding zu verpassen. Also steht sprachlich die Zukunftskoalition gegen die Ampel, zumindest im Unions-Sprech. Damit tut die Union auch so, als hätte sie in den vergangenen Jahrzehnten nicht die Kanzlerin gestellt und sei für alles, was bisher passiert oder nicht passiert ist, nicht verantwortlich. 

3. Die Unterstellung

Drittens lässt man einen angeblichen Vorteil mitschwingen. In diesem ausgedachten Kopf-an-Kopf um eine Dreierkoalition lässt man es so aussehen, als liege der Ball allein bei den Grünen. Die FDP wird dargestellt, als wäre sie quasi fix bei der Union. Die Grünen werden aber nicht als fix bei der SPD dargestellt. Damit suggeriert man: dass es leichter für die Grünen sei, zur Union zu gehen, als für die FDP, sich mit der SPD zu einigen. Das Ergebnis des Bildes ist: Vorteil Laschet. 

Das hat nur alles mit einer Realität relativ wenig zu tun. Eine Wahl im Nachhinein diskursiv über die Koalitionsverhandlungen gewinnen zu wollen, leugnet die eigentliche Wahl, die gerade stattgefunden hat. Die war ein Desaster und sicher kein klarer Regierungsauftrag für die Union. 

Das wissen die Verantwortlichen natürlich. So versucht man in der Inszenierung in den Medien eine Realitätsebene einzuziehen, die diese harten Fakten leugnet. Es liegt an allen Anderen das nicht mitzuspielen.

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