print print
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full
Gesundheit

Corona-Impfung: Die wichtigsten Dinge, die du jetzt darüber wissen musst

Für eine Corona-Impfung sind mehrere Impfstoffe in Entwicklungen vielversprechend. Wo stehen wir im Wettlauf gegen die Pandemie?

Bald ist es ein Jahr her, dass das Coronavirus (SARS-CoV-2) erstmals festgestellt wurde. Während wir in Österreich den zweiten Lockdown erleben, wartet die Welt immer noch auf eine Impfung. Es gibt aber mittlerweile vielversprechende Nachrichten. Hier ist das wichtigste, was du über eine Corona-Impfung wissen solltest.

#1 Gibt es schon eine Corona-Impfung?

Nein. Zumindest nicht in der Europäischen Union. Noch hat kein Impfstoff gegen das Coronavirus der in Entwicklung ist alle nötigen Tests abgeschlossen, die seine Sicherheit belegen könnten. Dazu müssen Impfungen in der Regel drei wissenschaftliche Phasen und eine staatliche Zulassung durchlaufen. Großbritannien hat bereits eine Notfall-Zulassung für eine Impfung erteilt und die ersten Menschen geimpft.

#2 Was soll eine Impfung schaffen?

Eine Impfung soll einerseits einzelne Menschen vor einer Infektion sicher bzw. immun machen, damit sie nicht krank werden.

Andererseits soll sie auch eine Herdenimmunität erzeugen. Wenn möglichst viele Menschen das Virus nicht weiterverbreiten können, findet das Virus irgendwann nicht mehr genug Wirte und stirbt im besten Fall aus.

Auch ein Impfstoff, der nicht in jedem einzelnen Fall wirkt (oder den nicht jede einzelne Person zu sich nehmen kann), kann so zum Stopp der Pandemie beitragen. Bei Corona dürfte die nötige Durchimpfungsrate dafür bei etwa 60% liegen.

#3 Wie weit sind die Entwicklungen jetzt?

Mehrere unterschiedliche Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 sind mittlerweile recht weit. Ein Tracker der New York Times berichtet (Stand 11.12.2020) von 14 Impfstoffen, die Phase 3 erreicht haben (nach der die Zulassung möglich wird) und 7 Impfstoffen, die begrenzt eingesetzt werden. 

Die Impfstoffe der Firma „Moderna“ und von „Biontech/Pfizer“ scheinen am weitesten zu sein. In bisherigen Tests scheinen sie zu über 90% gegen das Virus zu schützen. Der Pfizer-Wirkstoff wurde in Großbritannien notfalls-zugelassen, in Kanada regulär zugelassen und auch in den USA und in der EU dürfte das reguläre Verfahren nicht mehr lange dauern.

Zur Kategorie der begrenzt eingesetzten Impfungen gehören ansonsten ein russischer und mehrere chinesische Impfstoffe, die bereits in einzelnen Ländern und auch dort oft nur teilweise zugelassen wurden, ohne die für gewöhnlich nötigen Tests abzuwarten. Das kann gut gehen, ist aber riskant und deshalb nicht die normale Herangehensweise. Insgesamt wissen wir derzeit zu wenig darüber, wie diese Impfstoffe sich schlagen.

#4 Wann könnte es eine zugelassene Corona-Impfung geben?

Wenn bei den am weitesten fortgeschrittenen Impfstoffen alles wie geplant funktioniert, könnten die ersten Impfungen Ende 2020 oder in den ersten Monaten 2021 verteilt werden. Vermutlich würden gefährdete Gruppen und Gesundheitspersonal dabei zuerst an die Reihe kommen.

#5 Was sind dann noch Probleme?

Früher oder später wird es eine sichere Impfung gegen SARS-CoV-2 geben. Dann stehen wir allerdings immer noch vor einigen Hürden. Erstens muss der Preis dieser Impfung erschwinglich sein. Das dürfte in der westlichen Welt noch das geringste Problem darstellen. Die Europäische Union hat sich hunderte Millionen Impfdosen in Vorverträgen gesichert.

Der Impfstoff muss dann noch in großem Ausmaß hergestellt werden können. Das wird einige Zeit dauern.

Ist der Impfstoff erstmal zugelassen, hergestellt und gekauft, muss er an die Bevölkerung verteilt werden. Das ist nicht immer einfach. Einerseits muss die personelle Logistik dafür funktionieren – Städte wie Wien haben etwa bei der Grippeimpfung in diesem Winter getestet, wie man so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich impfen kann.

Andererseits haben Impfstoffe aber auch unterschiedliche Anforderungen bei der Lagerung und beim Transport. Manche kann man daheim im Kühlschrank oder sogar bei Raumtemperatur lagern. Der vielversprechende Impfstoff von Biontech/Pfizer muss etwa bei minus 80 Grad Celsius gelagert werden.

#6 Sonderproblem Impfskepsis

Eine große Hürde könnte die Impfskepsis in der Bevölkerung sein. Ganz allgemein ist eine Mehrheit von der Sinnhaftigkeit von Impfungen überzeugt. Manche Menschen sind aber grundsätzlich gegenüber Impfungen nicht offen. Laut einer Umfrage des „Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller“ lehnen 16% der Bevölkerung Impfungen allgemein ab oder eher ab. Eine Impfpflicht wird von noch mehr Menschen kritisch gesehen. 

Darüber hinaus lassen sich auch Menschen, die kein grundsätzliches Problem damit haben, sich oft nicht impfen. Die jährliche Grippeimpfung macht nur etwa 8% der Bevölkerung mit. Sogar bei anderen noch gefährlicheren Krankheiten wie den Masern droht die Herdenimmunität verloren zu gehen. 

Gerade die schnellen Testverfahren bei den Corona-Impfungen machen auch einige Menschen stutzig, die grundsätzlich schon zu Impfungen bereit wären. In Österreich ist offenbar über ein Drittel der Menschen gegenüber der Idee ablehnend, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Wenn nur etwa 60% der Menschen sich impfen lassen würden, und eine Impfung nur bei 90% davon wirkt, könnte es mit der Herdenimmunität sehr knapp werden.

Neben zuverlässigen Testverfahren wird eine gute, seriöse Aufklärung über die schließlich zugelassenen Impfstoffe also sicher wichtig sein.

#7 Und wenn wir dann die Impfung haben ist alles gut?

Es ist derzeit extrem wichtig, eine oder mehrere sichere Impfungen zu finden, die die Pandemie stoppen. Später wird daran zu forschen sein, die Impfungen noch besser zu machen. Das kann dadurch passieren, dass ihre Wirkung länger haltbar wird. Es ist gut möglich, dass wir uns erst einmal mehrmals gegen das Coronavirus impfen müssen, weil die Wirkung irgendwann abklingt. Auch Menschen, die das Virus schon hatten und überlebt haben, sind erst einmal immun, verlieren diesen Schutz aber offenbar nach einigen Monaten. 

Künftige Entwicklungen könnten außerdem besser funktionieren, weniger Nebenwirkungen haben, billiger sein oder auch nur einfacher zu verteilen. Und die Wissenschaft muss so gut es geht darauf achten, dass Mutationen des Virus uns nicht wieder überraschen.

#8 Gibt es Nebenwirkungen?

Welche Nebenwirkungen ein Corona-Impfstoff haben könnte, ist natürlich noch nicht bekannt. Die bisher bekannt gewordenen Studien zum Imfpstoff von Pfizer/Biontech legen nahe: keine gravierenden Nebenwirkungen.

Manchmal haben Impfungen Nebenwirkungen – wenn auch meist harmlose und schnell vergängliche. „Typische Beschwerden nach einer Impfung sind Rötung, Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle, auch Allgemeinreaktionen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Unwohlsein sind möglich“, schreibt das deutsche Robert Koch Institut. Das passiert einfach, weil das Immunsystem angeregt wird.

Zumindest die deutsche Regierung plant aber als Teil der nationalen Strategie eine App, mit der man mögliche Symptome melden können wird. Nicht einfach wird es dabei sein, tatsächliche Nebenwirkungen von Dingen zu unterscheiden, die sowieso geschehen wären, aber eben rein zufällig kurz nach einer Impfung auftreten.

#9 Coronaviren gibt es schon lange, warum noch keine Corona-Impfung?

Das SARS-CoV-2-Virus, das unsere Welt derzeit so plagt und die Krankheit COVID-19 verursachen kann, ist neu. Coronaviren insgesamt allerdings nicht. Bisher waren sie allerdings meist recht harmlos und haben leichtere Erkältungen verursacht. Impfungen dagegen zu entwickeln lohnte sich nicht – auch weil sie nur wenige Menschen nehmen würden. Für Unternehmen ist das nicht attraktiv und lukrativ genug.

Die Gefahr von mutierten Viren deutete sich schon in der Vergangenheit an. Der SARS-CoV-1-Ausbruch 2002 in China infizierte zum Beispiel 8000 Menschen und tötete 774 davon. Allerdings wurde dieser Ausbruch mit vorbeugenden Maßnahmen schnell unter Kontrolle gebracht. Trotz wissenschaftlicher Warnungen vor der Wiederholungs-Gefahr verpuffte das Interesse an der kostspieligen Entwicklung einer Impfung.

Öffentliche Forschung müsste mehr Mittel bekommen, um sich mit solchen Gefahren auch dann auseinanderzusetzen, wenn es gerade nicht lukrativ ist. Aber auch wenn es einen Corona-Impfstoff geben würde, gäbe das keine totale Sicherheit. Viren verändern sich mit der Zeit und können dann auch neue oder angepasste Impfstoffe benötigen.

Der Artikel erschien ursprünglich am 16.11. und wurde später immer wieder mit neuen Informationen aktualisiert.

 

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Kommentare 0 Kommentare
    Kommentar hinzufügen

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag!