Wegen Corona-Krise: Betriebe streichen teils jede zweite Lehrstelle
Während der Corona-Krise mussten unzählige Betriebe zusperren. Darunter leiden BetreiberInnen, MitarbeiterInnen, sowie Jugendliche, die im Herbst eigentlich ihre Lehre antreten sollten. Denn wir stecken mitten in einer Wirtschaftskrise, die sich auch auf die Lehrstellen auswirkt und weiter auswirken wird.
ExpertInnen warnten gegenüber MOMENT schon vor Wochen, dass Zehntausend Stellen wegfallen könnten. Mittlerweile bestätigt ein Bericht des Marktforschungsinstitut Market die Befürchtungen. In der repräsentativen Befragung gab jeder vierte Lehrbetrieb an, dass die Corona-Krise die Pläne für die Einstellung neuer Lehrlinge beeinflusst. Das gilt besonders für den Tourismus und den Handel – also Branchen, die besonders stark von der Krise getroffen wurden.
Jedes Jahr bilden Betriebe rund 100.000 Lehrlinge in Österreich aus (PDF, S.41). Knapp 40 Prozent der 15-Jährigen fängt eine Lehre an (PDF, S. 21). In vielen Bereichen planen die Betriebe nun, die Anzahl der neuen Lehrlinge um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Insgesamt könnten laut Bericht wegen Corona 10.000 weniger Lehrstellen vergeben werden. Im Handel sind rund 3.500 Stellen in Gefahr, im Gewerbe und Handel wackeln 3.000 Lehrstellen und im Tourismus sind es knapp 2.000.
Klar ist, dass Betriebe Unterstützung brauchen, um Lehrstellen zu erhalten. Im Bericht wird eine Variante ins Spiel gebracht: Das AMS könnte ein Viertel der Lehrlingsentschädigung im ersten Jahr übernehmen, wenn die Zahl der Lehrlinge im Betrieb zumindest gleich hoch bleibt. „Damit könnte eine drohende ‚Covid19-Delle‘ verhindert werden“, heißt es im Bericht. 26 Prozent würden mithilfe der AMS-Unterstützung mehr Lehrlinge einstellen.
Was bedeutet das für die Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen? „Untersuchungen zeigen, dass sich Arbeitslosigkeit auf die Psyche junger Menschen stark negativ auswirkt. Das schadet der Lebensqualität der Betroffenen und in weiterer Folge belastet das natürlich auch unser Gesundheitssystem“, sagt Gewerkschafter Christian Hofmann im Interview mit MOMENT. Für Jugendliche, die eine Lehre machen wollen, gibt es oft keine guten Alternativen, sagt er. Deswegen sei jetzt die Unterstützung von Klein- und Mittelbetrieben besonders wichtig.