Warum gelten vor allem Buben als talentiert?
In den meisten westlichen Ländern sind Frauen heute höher gebildet als Männer. Und doch glauben 15-jährige Mädchen im Schnitt weniger an eigene Talente als gleichaltrige Burschen. Das hat eine Auswertung der internationalen PISA-Studie ergeben. Für diese Studie wurden mehr als 500.000 Schülerinnen und Schüler in 72 Ländern befragt
Das Klischee des talentierten Jungen
Clotilde Napp und Thomas Breda führen dieses Ergebnis auf “geschlechterspezifische Talent-Stereotype” zurück: Burschen gelten in vielen Bereichen, vor allem in Mathematik, als talentierter als Mädchen. Auch Eltern halten ihre Söhne oftmals für talentierter als ihre Töchter. Das hat Folgen: Wenn Mädchen und Buben eine intelligente Person zeichnen sollen, dann stellen die meisten einen erwachsenen Mann dar.
Der Glaube, dass sie weniger talentiert sind als Buben, beschädigt das Selbstvertrauen von Mädchen. Und schränkt sie in ihren Vorlieben ein und damit auch in ihren späteren Berufschancen. Das gilt tatsächlich für Mädchen genauso wie Burschen.
Die Unterschiede im Selbstvertrauen sind übrigens umso größer, je höher der wirtschaftliche Wohlstand eines Landes ist; und auch je besser die Leistungen der befragten Schüler:innen sind.
Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder
You can’t be what you can’t see: Burschen und Mädchen brauchen also talentierte weibliche Vorbilder. Denn die Autor:innen zeigen in einer anderen Arbeit:
Schon eine Schulstunde, in der eine Wissenschaftlerin im Schulunterricht zu Besuch kommt, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen ein Studium beginnen.