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Ungleichheit

Finanzen der Frauenhäuser: Keine freien Betten

Finanzen der Frauenhäuser: Keine freien Betten
Ausstellung 40 Jahre Wiener Frauenhäuser im Volkskundemuseum Wien. Foto: kollektiv fischka/kramar © Volkskundemuseum Wien
In Österreich sind die Bundesländer für die Finanzierung der Frauenhäuser zuständig. Das führt dazu, dass manche sehr gut ausgestattet und finanziert sind, etwa in Wien. In Salzburg ist die Lage schwierig.
Am vergangenen Mittwoch tötete ein Mann mutmaßlich seine Partnerin in der gemeinsamen Wohnung in Wien, Favoriten. Männergewalt ist in Österreich weit verbreitet. Jedes Jahr leiden Tausende Frauen an der Gewalt ihrer Partner, Ex-Freunde, Väter und Brüder. Im schlimmsten Fall endet die Gewalt in einem Mord.

Die letzte Zuflucht finden Frauen und ihre Kinder oft in einem Frauenhaus. Rund 3.300 Frauen und Kinder suchten im vergangenen Jahr Schutz in einer der 26 Einrichtungen. Doch nicht alle, die Hilfe brauchen, bekommen einen Platz. Alleine in den 15 Frauenhäusern des Verbands AÖF (Autonome Österreichische Frauenhäuser) mussten 2018 183 Frauen und Kinder wegen Platzmangels abgewiesen werden.

Das heißt, sie mussten entweder in der schlimmen Situation bleiben oder woanders unterkommen. Ein Frauenhaus ist allerdings schwer zu ersetzen. Die Adressen sind geheim, es gibt Sicherheitsmaßnahmen wie Schleusen und Überwachungskameras, zusätzlich Beratung und Sozialarbeiterinnen, die weiterhelfen. Die Couch einer Freundin kann da nicht mithalten.

Wie viele Plätze fehlen?

Wie viele Plätze es zumindest geben sollte, ist in der Istanbul-Konvention geregelt, die sowohl Österreich als auch Deutschland mittragen. Dort steht: Frauenhäuser seien auf alle Regionen zu verteilen und so auszustatten, dass eine Familie pro 10.000 EinwohnerInnen Platz hat.

In Österreich sollte es nach dieser Rechnung 882 Plätze im Frauenhaus geben. Laut einer Erhebung von AÖF gab es 2017 766 Plätze, gemeinsam mit dem Übergangswohnen der Frauenhäuser Wien sind es 820. Bald sind es mehr, in Wien ist der Bau eines fünften Frauenhauses in Gange.

 
In Deutschland ist das ähnlich. Dort gibt es rund 7.000 Plätze, es sollten allerdings mehr als 8.000 sein. An der Größe der Bevölkerung gemessen, fehlen in Deutschland mehr Plätze in Österreich. Beide Länder haben definitiv Nachholbedarf.

Der große Unterschied: In Deutschland tut sich etwas. Frauenministerin Franzika Giffey kündigte am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen vergangene Woche an, in den nächsten vier Jahren 120 Millionen Euro in den Ausbau von Frauenhäusern zu investieren. Der Bund greift jetzt ein, obwohl für die Finanzierung eigentlich die Länder zuständig sind. “Da müssen überall Prioritäten gesetzt werden”, sagte Giffey und erwartet sich mehr Unterstützung auch bei von Ländern. Sie spricht sogar von über 20.000 Plätzen, die nötig wären, um allen Frauen und ihren Kindern Schutz zu gewähren, die ihn brauchen.

Unterschiede bei den Ländern

Auch in Österreich sind die Länder für die Finanzierung der Frauenhäuser verantwortlich. Dadurch ist die Situation in jedem Bundesland anders. Die Wiener Frauenhäuser sind zufrieden mit der Finanzierung: “Wir werden konstant und fair subventioniert. In den letzten Jahren ist das Budget konstant gestiegen, damit wir beispielsweise steigende Lohnkosten abfedern können”, schreibt eine Sprecherin.

Die Leiterin des Frauenhaus in Salzburg Birgit Thaler-Haag erzählt im Gespräch mit MOMENT hingegen von Problemen: “Wir sind vom Geld des Landes Salzburg abhängig, haben allerdings nur Ein-Jahres-Verträge.” Dadurch entsteht eine Unsicherheit bei der Planung. Das Budget werde zwar jährlich erhöht, die Steigerung sei aber geringer als die der Personalkosten. “So wird jedes Jahr eine Lücke aufgerissen”, sagt Thaler-Haag. Den Vertrag für die Förderung 2020 hat sie bisher nicht erhalten. “Das Geld fließt erst, wenn wir unterschreiben. Das bedeutet, dass wir Jänner und Februar wahrscheinlich vorfinanzieren müssen.”

Das hat Konsequenzen. Oft ist nur eine einzige Sozialarbeiterin im Haus und das für rund 40 Menschen. “Wir versuchen, die Klientinnen die Kürzungen nicht spüren zu lassen”, sagt Thaler-Haag, “Aber es ist wirklich schwierig, die Qualität aufrecht zu erhalten.”

Die Kosten wären sehr überschaubar

Jedes Jahr würde sie versuchen, mehr herauszuholen, um gute Betreuung leisten zu können. Passiert ist bisher allerdings nichts. Dazu kommt, dass die kleine Förderung des Frauenministeriums seit 20 Jahren nicht an die Teuerung angepasst wurde, sagt Thaler-Haag.

Wenn das Geld – oder der Wille – in manchen Bundesländern fehlt, um die Frauenhäuser ausreichend zu finanzieren, sollte vielleicht der Bund einspringen, so wie er es in Deutschland mit 120 Millionen Euro tut, die in den nächsten vier Jahren verteilt werden sollen. Das Äquivalent wäre in Österreich eine zusätzliche Förderung von ungefähr zwölf Millionen Euro, also drei Millionen pro Jahr. Eigentlich eine mickrige Summe, aber das Gesamtbudget des Frauenministeriums liegt derzeit auch nur bei 10 Millionen Euro.

Du bist selber von Gewalt betroffen, du kennst eine Frau, die betroffen ist oder du hast einen Verdacht? Dann ruf bei der österreichen Frauenhelpline 0800 / 222 555 an. Dort wird dir geholfen.

Anmerkung: In einer früheren Version ist von 766 Frauenhausplätzen die Rede, basierend auf einer Erhebung des AÖF aus dem Jahr 2017. In Wien gibt es aktuell zusätzlich 54 Plätze im Übergangswohnen, diese wurden nun miteinberechnet.

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