Finanzen der Frauenhäuser: Keine freien Betten
Die letzte Zuflucht finden Frauen und ihre Kinder oft in einem Frauenhaus. Rund 3.300 Frauen und Kinder suchten im vergangenen Jahr Schutz in einer der 26 Einrichtungen. Doch nicht alle, die Hilfe brauchen, bekommen einen Platz. Alleine in den 15 Frauenhäusern des Verbands AÖF (Autonome Österreichische Frauenhäuser) mussten 2018 183 Frauen und Kinder wegen Platzmangels abgewiesen werden.
Das heißt, sie mussten entweder in der schlimmen Situation bleiben oder woanders unterkommen. Ein Frauenhaus ist allerdings schwer zu ersetzen. Die Adressen sind geheim, es gibt Sicherheitsmaßnahmen wie Schleusen und Überwachungskameras, zusätzlich Beratung und Sozialarbeiterinnen, die weiterhelfen. Die Couch einer Freundin kann da nicht mithalten.
Der große Unterschied: In Deutschland tut sich etwas. Frauenministerin Franzika Giffey kündigte am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen vergangene Woche an, in den nächsten vier Jahren 120 Millionen Euro in den Ausbau von Frauenhäusern zu investieren. Der Bund greift jetzt ein, obwohl für die Finanzierung eigentlich die Länder zuständig sind. “Da müssen überall Prioritäten gesetzt werden”, sagte Giffey und erwartet sich mehr Unterstützung auch bei von Ländern. Sie spricht sogar von über 20.000 Plätzen, die nötig wären, um allen Frauen und ihren Kindern Schutz zu gewähren, die ihn brauchen.
Unterschiede bei den Ländern
Auch in Österreich sind die Länder für die Finanzierung der Frauenhäuser verantwortlich. Dadurch ist die Situation in jedem Bundesland anders. Die Wiener Frauenhäuser sind zufrieden mit der Finanzierung: “Wir werden konstant und fair subventioniert. In den letzten Jahren ist das Budget konstant gestiegen, damit wir beispielsweise steigende Lohnkosten abfedern können”, schreibt eine Sprecherin.
Die Leiterin des Frauenhaus in Salzburg Birgit Thaler-Haag erzählt im Gespräch mit MOMENT hingegen von Problemen: “Wir sind vom Geld des Landes Salzburg abhängig, haben allerdings nur Ein-Jahres-Verträge.” Dadurch entsteht eine Unsicherheit bei der Planung. Das Budget werde zwar jährlich erhöht, die Steigerung sei aber geringer als die der Personalkosten. “So wird jedes Jahr eine Lücke aufgerissen”, sagt Thaler-Haag. Den Vertrag für die Förderung 2020 hat sie bisher nicht erhalten. “Das Geld fließt erst, wenn wir unterschreiben. Das bedeutet, dass wir Jänner und Februar wahrscheinlich vorfinanzieren müssen.”
Das hat Konsequenzen. Oft ist nur eine einzige Sozialarbeiterin im Haus und das für rund 40 Menschen. “Wir versuchen, die Klientinnen die Kürzungen nicht spüren zu lassen”, sagt Thaler-Haag, “Aber es ist wirklich schwierig, die Qualität aufrecht zu erhalten.”
Die Kosten wären sehr überschaubar
Jedes Jahr würde sie versuchen, mehr herauszuholen, um gute Betreuung leisten zu können. Passiert ist bisher allerdings nichts. Dazu kommt, dass die kleine Förderung des Frauenministeriums seit 20 Jahren nicht an die Teuerung angepasst wurde, sagt Thaler-Haag.
Wenn das Geld – oder der Wille – in manchen Bundesländern fehlt, um die Frauenhäuser ausreichend zu finanzieren, sollte vielleicht der Bund einspringen, so wie er es in Deutschland mit 120 Millionen Euro tut, die in den nächsten vier Jahren verteilt werden sollen. Das Äquivalent wäre in Österreich eine zusätzliche Förderung von ungefähr zwölf Millionen Euro, also drei Millionen pro Jahr. Eigentlich eine mickrige Summe, aber das Gesamtbudget des Frauenministeriums liegt derzeit auch nur bei 10 Millionen Euro.
Du bist selber von Gewalt betroffen, du kennst eine Frau, die betroffen ist oder du hast einen Verdacht? Dann ruf bei der österreichen Frauenhelpline 0800 / 222 555 an. Dort wird dir geholfen.
Anmerkung: In einer früheren Version ist von 766 Frauenhausplätzen die Rede, basierend auf einer Erhebung des AÖF aus dem Jahr 2017. In Wien gibt es aktuell zusätzlich 54 Plätze im Übergangswohnen, diese wurden nun miteinberechnet.