print print
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full
Ungleichheit

Wer über Gewalt gegen Frauen spricht, muss über Männergewalt sprechen

Bitte akzeptiere unsere Cookies um den Inhalt zu sehen.
Am 25.11. gedenken wir all jener Frauen, die ermordet wurden und weisen auf jene hin, die Gewalt erfahren haben und belästigt wurden. Doch Gewalt gegen Frauen ist kein unabwendbares Naturereignis, erklärt Natascha Strobl.

Jede fünfte Frau erfährt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. Mehr als jede vierte Frau wurde am Arbeitsplatz sexuell belästigt. 2023 wurden in Österreich schon 25 Frauen ermordet. Da dieses Video Anfang November aufgenommen wurde, kann es leider sein, dass sich diese Zahl mittlerweile erhöht hat. Diese traurige Zahl ist die Spitze des Eisbergs unterschiedlicher Formen von Gewalt gegen Frauen. Belästigungen, Diffamierungen, Stalking, sexuelle Belästigung, körperliche Gewalt. Diese Formen der Gewalt gehen einem Mord oder einem Mordversuch oft jahrelang voraus. 

Gewalt gegen Frauen ist Männergewalt

Und genau deswegen ist „Gewalt gegen Frauen“ nur eine Seite der Medaille. Diese Gewalt wird nämlich von jemandem ausgeübt.  Morde und Mordversuche werden zu einem großen Teil von Männern aus dem Nahfeld der Frauen verübt. Das sind Partner, Ehemänner, Ex-Partner und Ex-Ehemänner, aber auch Brüder und Väter. Der Grund ist oft eine Trennung oder eine andere Handlung, die der Mann nicht verkraftet. Wichtig ist: Diese Gründe haben nichts mit dem Opfer, aber sehr viel mit dem Täter zu tun. Nicht die Frau hat provoziert oder sich den falschen Mann ausgesucht, sondern der Mann übt Gewalt aus. Es ist Männergewalt, mit der wir es hier zu tun haben. Diese richtet sich vorrangig gegen Frauen, oft auch gegen Kinder und auch gegen Männer, die als Konkurrenz oder Hürde empfunden werden.

Das Weltbild dahinter ist so simpel wie gefährlich: Frauen werden als Besitz angesehen und wenn dieser Besitz zu entschwinden droht, dann wird das mit Gewalt gelöst. Das ist ein Weltbild, das quer durch alle Schichten geht, egal ob reich oder arm, mit oder ohne Migrationshintergrund, Stadt oder Land – Männergewalt an Frauen und Kindern ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Was alles hilft

Deswegen ist alles richtig, was den Opfern hilft zu entkommen und ein selbstständiges Leben ohne Angst zu führen: Frauenhäuser und Mutter-Kind-Häuser müssen finanziert und ausgebaut werden. Frauen muss es möglich sein, finanziell unabhängig zu leben, auch und gerade, wenn sie Kinder zu betreuen haben. Das Dasein als Alleinerziehende darf nicht in die Armut führen. Gewaltschutz muss ausgebaut werden. Wegweisungsrechte und Waffenverbote müssen verschärft und kontrolliert werden.

Aber es gilt eben auch bei den (potenziellen) Tätern anzusetzen. Wieso haben manche Männer so ein Weltbild und wie kann man verhindern, dass Buben mit so einem Weltbild aufwachsen? Gendersensible Pädagogik klingt wie etwas, wo viele Leute schon gar nicht mehr weiter zuhören wollen. Dabei ist es wichtig, schon im Kindergarten einen gleichberechtigten Umgang miteinander zu lernen. Kinder dabei zu stärken, Konflikte friedlich zu lösen und einander als gleichberechtigt und gleich stark anzusehen, ist ein Kernelement.

Schwarze Pädagogik und hierarchische Erziehung fördern hingegen autoritäre Charaktere. Gewalttätige Männer kann man schon im Kindergarten verhindern. Zumindest kann man Strukturen schaffen, die ein gesünderes und besseres Selbstbild ermöglichen. Genauso brauchen Buben auch Vorbilder fernab peinlicher Macho-Männlichkeit, die ihren Selbstwert nicht an Status-Symbolen aufhängen. All das und noch viel mehr ist nämlich die andere Seite der Medaille, wenn wir von Gewalt an Frauen sprechen. Tun wir nicht so, als sei sie eine Gottesstrafe oder eine Naturkatastrophe. Es ist Männergewalt.

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Kommentare 0 Kommentare
    Kommentar hinzufügen

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag!