Hilfe! Jemand, den ich gern mag, rutscht in die Verschwörungsszene ab
Viele von uns kennen das: Ein Freund, den man schon so lange kennt, hat sich seit Corona komplett verändert. Er postet Links von zweifelhaften Blogs und propagiert Corona-Leugner. Es gibt kein anderes Thema mehr und zunehmend versucht er, den ganzen Freundeskreis oder die ganze Familie aufzuwiegeln.
Was kann ich alleine tun, wenn eine mir nahestehende Person abrutscht?
Hier drei einfache Verhaltenstipps.
#1 Den Kontakt nicht abbrechen
So widersinnig es klingt: Wenn es irgendwie möglich ist, ist es gut, privat den Kontakt zu halten. Keinesfalls, um die Person zu bestätigen oder zu bestärken. Aber es ist wichtig, einen Anker in die Realität zu bilden. Sonst ist die Person nur noch von Verschwörungsgläubigen umgeben und hat keinen Bezug mehr zur echten Welt. Immer wieder die Diskussion und das Gespräch anbieten, immer wieder klarmachen, dass einem die Person wichtig ist und man sie nicht aufgibt. Gleichzeitig niemals die Verschwörungsideologie akzeptieren.
#2 Nicht alleine bleiben
Es ist gut, sich mit anderen nahestehenden Personen zu vernetzen. Man muss das nicht alleine bewältigen. Auch andere Personen kämpfen um ihre Familienmitglieder und Freund_innen. Erfahrungsaustausch hilft dabei, die nächsten Schritte zu planen. Es gibt auch Fachliteratur sowie Faktenchecks, die beim Einordnen und Bewältigen helfen – und natürlich auch Stellen, die professionelle Hilfe anbieten.
#3 Auf Zeit spielen
Verschwörungsideologien sind sehr dynamisch und wie im Rausch kippt man sehr schnell sehr tief hinein. Irgendwann gibt es aber Momente des Zweifels und der Ernüchterung. In diesen Momenten ist es sehr viel einfacher, durchzudringen. Manchmal lohnt es sich, dranzubleiben und abzuwarten, wenn man nicht sofort Erfolge verzeichnen kann.
Menschen, die Verschwörungsideologien nach laufen, befinden sich oft in einer persönlichen Krise. Verschwörungsideologien bieten Antworten, die einfach und zusammenhängend wirken. Sie teilen die Welt ein in „die Guten“ und die bedrohlichen „Bösen“. Die Geschichten sind oft voll antisemitischer und rassistischer Zuschreibungen. Mit sektenähnlichen Mechanismen werden Menschen geködert und gehalten.
Der wichtigste Bezug zur echten Welt für einmal geköderte Menschen ist dann das nächste persönliche Umfeld. Das darf den Irrglauben nie bestätigen. Aber es muss da sein, wenn Zweifel auftreten. Das kostet mehr Kraft, als man manchmal hat. Und es ist nicht einfach und führt nicht immer sofort zum Erfolg. Aber es ist es wert, liebe Menschen aus dem Verschwörungssumpf hinaus zu bekommen.