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Gesundheit

Impfen gegen den Willen der Eltern: “Als meine Mutter davon erfuhr, schrie sie mich an”

Eine Impfung wird in einen Oberarm injiziert.
Viele Menschen sind gegenüber der Covid-Impfung skeptisch und zögern oder verweigern sie. Was, wenn die Impfverweigerer die eigenen Eltern sind? Eltern, deren Kinder sich impfen lassen möchten? Was bedeutet das für die Kinder und das Zusammenleben in der Familie? Sebastian* durchlebt das gerade. In unserer Serie „Was ich wirklich denke“ erzählt er, welche negativen Folgen es für ihn hatte, als er sich gegen den Willen seiner Eltern impfen ließ.

Meine Eltern sind religiös, vertreten konservative Werte und haben nicht wirklich ein Verständnis von und für Naturwissenschaften. Das begünstigt Schwurblerei und Verschwörungstheorien. Besonders meine Mutter ließ sich dadurch in eine Blase treiben.

Wenn die Eltern die Impfung ablehnen

Meine Mutter lehnt Impfungen allgemein ab. Im Schulunterricht haben wir schon in der Unterstufe über Impfungen gesprochen, in der Oberstufe dann im Detail. Daraufhin wollte ich mir die gängigsten Impfungen, die die meisten in dem Alter bereits haben, verabreichen lassen. Als ich meine Mutter darauf angesprochen habe, dass wir schon länger nicht mehr impfen waren, sagte sie: „Wir gehen nie wieder impfen“ und hat mir Videos von Menschen gezeigt, die angeblich Impfschäden davongetragen hatten. Seither habe ich viel Zeit damit verbracht, mit ihr und auch meinem Vater, der in dieser Diskussion keine Seite begünstigen will, über Impfungen und Medizin zu diskutieren. Allerdings erfolglos.

Entscheidung für die Impfung – gegen den Willen der Eltern

Dann kam Corona. Für mich war rasch klar, dass ich mich schnellstmöglich dagegen impfen lassen möchte. Also habe ich mich im Juni, als die Impftermine für alle offen waren, dafür angemeldet. Meiner Mutter habe ich davon nichts erzählt. Ich weiß nicht sicher, wie sie davon erfahren hat. Aber als ich mich gerade auf den Weg zur Impfstraße machen wollte, stürmte sie in mein Zimmer und schrie mich an. Sie war und ist überzeugt, dass die Corona-Impfung alle möglichen Nebenwirkungen habe und wollte mich davon abhalten. Ich hatte mich aber informiert und wollte das tun, was ich für richtig hielt. Und habe alle Folgen daraus in Kauf genommen, vor allem im Familienkreis. Die ließen auch nicht lange auf sich warten.

Die Mutter drohte: “Jetzt werden sich einige Dinge ändern”

Meine Mutter hat mich zwei Wochen lang ignoriert. Als ich etwas von ihr gebraucht habe, bekam ich die Antwort: „Jetzt werden sich einige Dinge ändern. Du kriegst nur mehr das Nötigste.“ So war es dann auch. Wenn ich Geld gebraucht habe, wollte sie es mir nicht geben. Und ich musste mir natürlich vieles anhören.
Inzwischen hat sich die Situation etwas beruhigt. Wir sprechen nicht mehr viel über die Impfung, zumal es ohnehin niemand ändern kann. Trotzdem ist das Verhältnis zu meiner Familie jetzt distanzierter. Besonders deshalb, weil sie nicht bereit sind, auch nur ein kleines Stück von ihrer Meinung abzurücken und jedes Argument gegen ihren Standpunkt ignorieren. Ich höre trotzdem nicht auf, dafür einzustehen. Das ist meiner Meinung nach richtig und wichtig. 

Das Thema steht also immer noch zwischen uns. Es ist wie ein Pfeil, der daliegt und nur darauf wartet, abgeschossen zu werden. Und das spürt man.

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*Name von der Redaktion geändert
Anmerkung: Die Redaktion liegt der Impfnachweis von Sebastian vor. Aufgrund der ihm gewährten Anonymität, war es nicht möglich, die Aussagen zu überprüfen.

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