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Klimakrise

Klimaschutz? Machen wir selber.

Der Klimaschutz geht uns alle an. Doch wenn wir uns nur damit beschäftigten, was wir selbst tun können, konzentrieren wir uns zu wenig auf die Frage, warum die Politik eigentlich nicht in die Gänge kommt.

Kaum Schnee, kaum Frost in diesem Winter, ein Blick aus dem Fenster reicht: Unser Planet heizt sich auf. Deshalb haben sich 2015 in Paris 195 Staaten gemeinsam das Ziel gesetzt, das Aufheizen auf 1,5 Grad zu beschränken. Nur: warum geht da nichts weiter?

 

Klimaschutz? Da muss jeder ran

Das hört sich nach nicht viel an, aber um das zu schaffen, braucht es „beispiellose Veränderungen in allen Aspekten der Gesellschaft” . Hört sich anstrengend an. Muss aber wohl sein. Grün konsumieren, bewusst entscheiden, im Supermarkt nach dem Bio-Siegel suchen. Also, am besten jeder von uns macht mit. Denn nur, äh, gemeinsam, können wir die Welt retten. 

Moment Mal!

Uns rennt die Zeit davon.  Unser CO2-Budget, damit wir unter 1,5 Grad Erderhitzung bleiben, wird bereits heuer aufgebraucht sein, wenn wir so weiter “wirtschaften” wie bisher.

Klimaschutz: Was jeder tun kann

In Österreich bläst jeder und jede Einzelne von uns im Schnitt 8,3 Tonnen Kohlendioxid in die Luft. Jedes Jahr. Damit verbrauchen wir in Österreich mehr als dreimal so viel, wie wir eigentlich pro Kopf verbrauchen sollten, damit unsere Erde es noch aushalten kann. Dabei hat es jeder und jede einzelne in der Hand, umweltfreundlicher zu leben. Ich habe mir vier Tipps angeschaut, die ganz oft zu lesen sind. Und mir die Frage gestellt, was wir dazu noch brauchen.

1) Für den Klimaschutz das Auto stehen lassen

Noch besser, als das Auto stehenzulassen, ist nur: sich erst gar keines kaufen. Jedes Auto weniger spart zweieinhalb Tonnen Kohlendioxid ein. Das ist ein Viertel von dem, was ein Mensch jährlich an CO2 in die Luft bläst – gemessen am OECD-Schnitt. Und selbst wenn ein Auto da ist, fahren wir so wenig wie möglich damit.

Gut. Aber es braucht noch mehr: Zum Beispiel Infrastruktur, die es möglich macht, auf dem Land gefahrlos mit Fahrrad oder E-Bike unterwegs zu sein. Und: gute Öffis auch außerhalb Wiens statt eingestellter Regionalbahnen und Autobahn-Bauwut.

2) Wer das Klima schützt, lässt das Schnitzi leben

Tatsächlich ist die Lebensmittelindustrie – insbesondere Fleisch und Milch – direkt nach den fossilen Brennstoffen der größte Anheizer im Klima. Hätten Kühe ein eigenes Land, wären sie nach China und den USA der drittgrößte CO2-Verursacher der Welt. Wenn wir weniger Fleisch und dafür mehr Obst und Gemüse essen, dann sparen wir Treibhausgase in der Landwirtschaft ein. Und: Gesünder wären wir dann auch noch.
Gut: Aber es braucht noch mehr: Zum Beispiel eine neue europäische Landwirtschaftspolitik, die nicht nur mehr-mehr-mehr fordert. Sondern sicherstellt, dass wir in der Landwirtschaft mit Arbeitskräften, aber auch mit der Natur, etwa mit dem kostbaren Ackerboden, sorgsam umgehen. 

3) Für den Klimaschutz auf dem Boden bleiben

Ein Flug nach New York bläst 1,6 Tonnen CO2 in die Luft. Fast so viel wie eine Person in Indien im GANZEN Jahr verbraucht. Kurzstreckenflüge könnte man komplett streichen und durch die Bahn ersetzen, viele Geschäftsreisen durch Telefonkonferenzen ersetzen und Urlaub in Ländern machen, die leichter zu erreichen.

Gut. Aber es braucht noch mehr: wer sich in den Zug statt in den Flieger setzt, darf nicht dreimal so viel zahlen. Es braucht wieder ein funktionierendes europäisches Nachtzugnetz. Und eine Steuerreform könnte dabei helfen, dass Urlaub in der Nähe leistbarer wird.

4) Klimaschutz geht nur ohne Konsum

Und zwar weniger. Denn alles, was wir kaufen, hat einen CO2-Fußabdruck, hat also schon viele Abgase in die Luft geblasen, sei es bei der Herstellung, sei es beim Transport. Die Modeindustrie zum Beispiel ist für 3% des weltweiten CO2 verantwortlich, das bei der Warenproduktion in die Luft geht. Also lieber zweimal überlegen – brauche ich dieses neue T-Shirt wirklich noch? Lässt sich mein Küchengerät noch reparieren. Am besten ist es, gebraucht zu kaufen. 

Auch hier braucht es noch mehr: Ein Reparaturbonus kann ein erster Schritt sein. CO2-Steuern und Zölle, die sicherstellen, dass – egal wo unsere neueste Anschaffung hergestellt wird – die Umwelt-Kosten nicht außer Acht bleiben.

Klimaschutz braucht die Politik

Zusammengefasst: viele persönliche Entscheidungen müssen politisch unterstützt werden. Gleichzeitig gibt es Aufgaben, die wir zur Gänze gemeinsam umsetzen müssen: etwa die Umstellung unserer Energieversorgung auf erneuerbare Energien. Hören wir also auf, uns darüber zu streiten, ob zwei Schnitzi  pro Woche eines zu viel ist, sind wir beschäftigt mit Nebensächlichkeiten: Das hilft vor allem jenen, die uns gern einreden, es ginge nur um Eigenverantwortung. Das tun sie, damit SIE nicht von UNS zur Verantwortung gezogen werden. Wir verschwenden Zeit und Energie, die wir lieber darauf verwenden sollten, der Politik Feuer unterm Hintern zu machen. 

Es braucht beides. Jeder von uns kann was beitragen, richtig. Aber wir sollten auch alle gemeinsam dafür sorgen, dass sich nicht einige wenige in der Klimakrise abputzen können – und auf unser aller Kosten den Planeten abfackeln. 

Klimaschutz nicht auf Kosten der Ärmsten

Nicht zuletzt, weil unser “Umwelt-Fußabdruck” nicht gleich verteilt ist. Menschen mit weniger Einkommen belasten die Umwelt am wenigsten. Dafür trifft es sie als erste, wenn sich die Erde aufheizt wie eine Sauna: Weil sie eben nicht im Haus im Grünen wohnen, sondern in den Abgaswolken vom Stau auf der Triester Straße. 

Was im kleinen Österreich gilt, gilt auch im globalen Vergleich: Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung verursacht nur sieben Prozent der Emissionen, die reichsten zehn Prozent jedoch 52 Prozent.

Deshalb ist es doppelt unfair, von denen, die weniger Geld haben, jetzt auch noch mehr Verzicht für die Rettung des Planeten zu fordern: Wer weniger hat, der und die verpestet im Normalfall auch weniger die Umwelt – leidet aber mehr unter der Erhitzung des Planeten. Der Kampf gegen die Klimakrise ist deswegen einer, den wir gemeinsam gewinnen müssen.

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