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Arbeitswelt
Kapitalismus

Manager-Gehälter werden immer frecher – aber wir können was tun

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Die Einkommen von Top-Manager:innen steigen immer weiter. Das geht uns alle an. Barbara Blaha untersucht Argumente für einen höheren Spitzensteuersatz in Österreich.

Die Einkommen von Top-Manager:innen steigen immer weiter. Das geht uns alle an. Barbara Blaha untersucht Argumente für einen höheren Spitzensteuersatz in Österreich.

 

Man muss sich langsam Sorgen machen um die Tradition. Denn: Österreich. Redet. Über. Löhne. Das sind wir eigentlich nicht gewöhnt. Erst die Metaller – und jetzt die Manager. Während die Metaller sich ihren Abschluss aber erkämpft haben … geben sich die Manager einfach ordentlich die Gönnung. Warum? Weil sie es sich VERDIENT haben?! 

In den vergangenen Jahrzehnten ist  die Schere zwischen den Gehältern der ManagerInnen der großen Konzerne und der Angestellten und ArbeiterInnen immer weiter, und weiter, und weiter, und weiter aufgegangen. So weit, dass man gar nimmer von einer Schere reden kann – weil: Wo bitte sollen die beiden noch zusammenhängen, was haben die beiden noch miteinander zu tun? 

Fat Cat Day: Jahresgage nach nur 51 Stunden

Die 20 Vorstandsvorsitzenden der größten Konzerne Österreichs sind echte Gönnjamins: Im Schnitt 2,7 Millionen Euro Jahresgage. Das macht einen Stundenlohn von knapp 700 Euro. Um das Jahreseinkommen von durchschnittlichen Beschäftigten zu erreichen, müssen die nur 51 Stunden arbeiten gehen.

Schon am 8.Jänner haben die so viel verdient, wie wir im Durchschnitt im ganzen Jahr. Während die Löhne in den vergangenen  10 Jahren um nur 32,5 Prozent gestiegen, sind die Vorstandsgehälter um 115 Prozent nach oben geschossen.

Lohnschere zwischen Spitzenmanager:innen und Arbeitnehmer:innen

Logisch: Wenn das eine viel stärker wächst als das andere, dann wird der Abstand immer größer. Vor 20 Jahren war das Verhältnis zwischen einem Normalo und einem Spitzenmanager  noch 1:24.  , 2015 – 1:43, 2018 –  1:64. Und jetzt liegt es bei 1:75. Fast 80 mal so viel verdient ein Spitzenmanager. Arbeitet der 80 mal so hart? Schläft der nie? Ist seine Leistung 80 mal so wertvoll? Bullshit.

Die einen bekommen einfach mehr, weil der Aktienkurs steigt und weil die Gewinne hoch sind. Die anderen SORGEN zwar dafür, dass der Aktienkurs steigt und dass die Gewinne hoch sind … mit ihrer Arbeit nämlich! …, aber sie haben nix davon.

Sie bekommen nicht ihren Anteil an diesem Gewinn, sie bekommen stattdessen nur zu hören, dass ihre Löhne den Standort und den Wettbewerb gefährden und dass sie noch ihren eigenen Arbeitsplatz killen, wenn sie so dreist sind, die Inflation gern abgegolten zu haben. Damit ihre Löhne wenigstens nicht WENIGER wert werden. 

Vorstandsgehälter haben nichts mit Produktivität zu tun

Nein, es gibt Studien, die zeigen: Die Entwicklung der Vorstandsgehälter hat natürlich nichts mit der Steigerung der Produktivität der Vorstände zu tun.

Es gibt sogar Studien, die belegen: Wer viel leistet, ist wenig wert. In Großbritannien haben Ökonom:innen vor zehn Jahren berechnet, welche Jobs den größten gesellschaftlichen Mehrwert haben. Also was ein Job für unsere Gesellschaft “leistet”. Wer schafft mit seiner Arbeit, mit seiner Anstrengung – volkswirtschaftlich betrachtet – den größten Effekt für uns alle? 

Putzkraft im Krankenhaus leistet am meisten

Das überraschende Ergebnis: Den wichtigsten Job für die Gemeinschaft macht die Person, die im Spital putzt. Für jeden Euro, die diese Person verdient, hat die Gemeinschaft einen Mehrwert von 10 Euro. D

ie wahren Leistungsträger:innen sitzen unten. Ganz unten, unterbezahlt und im Regelfall unsichtbar. Grundsätzlich gilt die Regel: Je nützlicher ein Job, je härter die Arbeit, desto schlechter ist er bezahlt.

Was spricht für Top-Gagen bei Manager:innen?

Der Fairness halber – werfen wir auch einen Blick auf die Argumente FÜR Manager-Saläre, die so weit von den Normalo-Gehältern weg sind, dass man glauben könnte, wir reden hier von zwei verschiedenen WÄHRUNGEN. Die Top 3: 

  1. ManagerInnen tragen große Verantwortung und verdienen deshalb hohe Einkommen

Ääähh … der Manager sorgt ja wohl nicht allein für den Erfolg des Unternehmens. Das machen alle zusammen. Was genau rechtfertigt, dass der eine ein Gehaltsplus bekommt, von dem die anderen nur träumen können. OBWOHL er eh schon das zigfache verdient. Und EGAL, wieviel die anderen auch hackln und sich anstrengen, es bleibt unerreichbar. 

  1. Wenn man zu wenig zahlt, findet man keine guten ManagerInnen.

Seltsam, unter den Top-Manager:innen finden sich fast ausschließlich Österreicher:innen. Sind wir wirklich so viel besser als der gesamte Rest der Welt? Natürlich nicht. Der vermeintliche „Markt“ ist in Wahrheit sehr national, teils sogar lokal. Einerseits weil es die Eigentümer der Firmen sind. Der Soziologe Michael Hartmann hat untersucht: In ganz Europa blieben die Eliten national unter sich. Trotz Europäisierung, trotz Globalisierung. Wie viele französische oder britische Vorstände gibt es in Österreich? Unter den Top-Verdienern ist kein einziger. Italienische Vorstände gibt es bei der Bank Austria, der Chef der Bawag ist ein US-Amerikaner. Nicht weil die als einzige erkannt haben, dass man die besten Köpfe aus dem Ausland holen muss. Sondern weil die Eigentümer aus Italien bzw. den USA kommen. 

  1. Das Ziel von Unternehmen ist es halt, Gewinn zu erzielen. Solang der passt, kann sich das Management ruhig gönnen. 

So einfach ist es nicht, den Erfolg eines Unternehmens zu messen. Hier gibt es Ziel- und Interessenskonflikte zwischen kurzfristigem Gewinn und Aktienkurs auf der einen Seite …  und nachhaltiger Geschäftsentwicklung, die auch auf die MitarbeiterInnen und die Umwelt schaut auf der anderen Seite. Unternehmen holen sich ihren Gewinn aus der Gesellschaft – und sie haben auch eine Verantwortung gegenüber dieser Gesellschaft.

Ungleichheit geht uns uns alle an

Jetzt könnte man sagen: Ja gut, ist halt blöd von diesen Unternehmen, wenn sie trotzdem solche Managergehälter rausballern. Aber das geht uns alle an: Es ist für niemanden gut, wenn die Schere zwischen Oben und Unten zu weit auseinander geht. Auf die Einsicht der Manager:innen selbst brauchen wir wohl – eher – nicht zu warten.

Dann eben anders. Wir heben den Spitzensteuersatz für die Manager:innen an. Wenn wir die Steuerstufe für die Einkommensmillionär:innen dieses Landes erhöhen, würden sie einen Teil ihres fantastischen Gehalts an uns alle zurückgeben. Wenn wir Top-Gagen höher besteuern, kämen bis zu 1,3 Milliarden Euro mehr an Steuern rein. Davon hätten alle was, denn mit dem Geld lässt sich eine Menge machen: Kindergärten, Schulen, Kassenärzte.

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