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Arbeitswelt
Ungleichheit

Wohnung mieten? Das kann teuer werden.

Die Mieten ab April 2022 werden teurer. Die Richtwertmieten steigen um 6 Prozent. Fast eine Million Menschen sind betroffen. Man sieht Barbara Blaha mit einem Schild in der Hand. Darauf steht "Suche Wohnung"
Die Mieten ab April 2022 werden teurer. Die Richtwertmieten steigen um 6 Prozent. Fast eine Million Menschen sind betroffen.
Die Mieten ab April 2022 werden teurer. Denn die Richtwertmieten steigen um 6 Prozent. Fast eine Million Menschen sind betroffen. Ärmere Haushalte, die sowieso einen großen Teil ihres Einkommens für Wohnen, Heizen und Essen ausgeben, trifft der neue Richtwert härter. Mieter:innen trifft die Teuerung doppelt: bei den Energiepreisen und der Miete. Das neue Moment Mal mit Barbara Blaha.

Die Preise klettern immer weiter: Im Supermarkt und an der Tankstelle beeilen wir uns mittlerweile, weil wir Angst haben, dass der Preis auf dem Weg zur Kassa noch weiter ansteigt. Und jetzt steigen auch die Mieten! Aber ja, was will man machen, so ist halt der Lauf der Welt gerade. Moment mal!

 

Richtwertmieten: Mieten steigen ab April 2022 

Jetzt steigen die Richtwertmieten. Die vor allem für den Altbau gelten.  Aber nicht nur für den Altbau: Insgesamt zahlt jetzt fast eine Million Menschen zahlt jetzt noch mehr Miete als bisher. Um fast 6 Prozent schnalzen die Mieten nach oben. Und das mitten in der Krise nach der Krise: Krieg, Corona – und das ist auch der Grund, warum es jetzt doppelt reinknallt ins Budget: Letztes Jahr hat die Regierung die Erhöhung wegen der Pandemie ausgesetzt.

Dabei ist Wohnen schon jetzt sauteuer: Zahlen des Momentum Instituts zeigen, dass die privaten Hauptmieten seit 2010 um ganze 50 Prozent gestiegen sind. Zum Vergleich: die sonstigen Preise für Essen und Leben sind im selben Zeitraum um nicht einmal 20 Prozent gestiegen. Und die Löhne? Um knapp 23 Prozent.

Teure Mieten treffen ärmere Haushalte

Wohnen wird also teurer, und zwar schmerzhaft. Aber nicht für alle gleich schmerzhaft: Ärmere Haushalte, die sowieso einen großen Teil ihres Einkommens für Wohnen, Heizen und Essen ausgeben, trifft der neue Richtwert härter. Wer wenig hat, hat tatsächlich eine höhere Inflationsrate als jemand, der viel Geld hat. Plus: Wer wenig hat, hat ein viel höheres Risiko, arbeitslos zu werden. Und wer wenig hat, ist öfter auf Sozialleistungen angewiesen.

Die werden nämlich – anders als die Mieten – nicht an die steigenden Preise an. Jahrelang.

Warum wird die Miete teurer?

Was die Mieten noch nach oben treibt: die befristeten Mietverträge. Je höher der Anteil an befristeten Verträgen in einem Bundesland, desto höher der Mietpreis pro Quadratmeter. Immer mehr Wohnungen werden nur mehr befristet vermietet: Seit 2010 stieg der Anteil der befristeten Mietverträge von knapp über 30 % auf fast 50 Prozent.

Nach drei Jahren schluckt man eine empfindliche Mieterhöhung oder man ist raus – und kann sich einen neuen befristeten Mietvertrag suchen. Besonders heikel ist eine so heftige Mietsteigerung in Zeiten, in denen die Preise – hallo Ukraine-Krieg, hallo russisches Gas – sowieso explodieren.

Eine Mietpreiserhöhung wirkt sich auf die gesamte Inflationsrate aus. Denn natürlich werden höhere Mieten in die Inflation hinein gerechnet. Und was ist die Basis für die nächste Indexierung der Mieten im Jahr 2023? Erraten – natürlich die Inflation. Das heißt: Die Erhöhung der Mieten von heute befeuert die Erhöhung der Mieten nächstes Jahr.

Hohe Energiepreise, teure Mieten: Mieter:innen zahlen doppelt drauf

Dabei steigen die Mieten jetzt vor allem deshalb so heftig, weil die allgemeine Inflation durch die Energiepreise nach oben getrieben wird. Und das hilft genau denen nicht, die davon betroffen sind. Die Logik ist verrückt: Die Energiepreise steigen, heizen wird teurer. Wir müssen den Menschen helfen, also erhöhen wir den Richtwert und helfen damit den Vermieter:innen? Die ja die höheren Energiepreise gar nicht zahlen müssen. Denn das tun die Mieter:innen, die jetzt auch noch höhere Mieten zahlen müssen. Die trifft das also doppelt: Sie zahlen doppelt drauf. Beim Heizen und bei der Miete.

Also: Wer hat was davon, dass wir freundlicherweise die Mieten automatisch an die Preissteigerungen anpassen? Erraten: 80 Prozent aller Miet-Zahlungen gehen an die obersten 10 % der Haushalte. Umverteilung nach oben, mitten in der Krise.

Um fair zu bleiben: Eine schlaue Sache hat die Regierung schon gemacht. In Zukunft zahlen die Vermieterinnen die Makler-Provision, wenn sie einen beauftragen. Durchgerechnet auf eine durchschnittliche Mietdauer spart das den Mietern bis zu 42 Euro im Monat.

Teures Wohnen: Was braucht es wirklich?

Ganz akut: Die Erhöhung des Richtwertmietzinses muss ausgesetzt werden. Oder wenigstens halbiert werden. Und zwar rückwirkend. So sparen wir uns eine Mietpreisspirale, wo die Mieten die Inflation anheizen, die Inflation dann wieder die Mieten, die Mieten die Inflation und so weiter und so weiter.

Und: Das Mietrecht muss grundlegend reformiert werden. Das Grundbedürfnis Wohnen muss in einer sozialen Marktwirtschaft mehr wert sein als die Realisierung überzogener Renditen für die obersten 10 Prozent. Und das heißt natürlich auch, dass Befristungen wieder die Ausnahme werden müssen und nicht die Regel.

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