Neue Studie zeigt: Arm und Reich wollen die Vermögenssteuer
Die Mehrheit der Menschen in Österreich wünscht sich eine Vermögenssteuer. Und zwar sowohl in den ärmeren als auch den reicheren Einkommensklassen. Was die SORA-Studie im Auftrag des Momentum Instituts sonst noch zeigt.
Das SORA Institut hat im Auftrag des Momentum Instituts eine repräsentative Umfrage durchgeführt. 2.000 Menschen wurden zu ihrer Haltung zur Einkommens- und Vermögensverteilung befragt und wie sie die Politik in Sachen Steuern, Arbeit und Soziales bewerten.
Vermögen und Einkommen ist ungerecht verteilt – finden 7 von 10 Menschen
Die überwiegende Mehrheit der Menschen in Österreich ist der Meinung, dass Vermögen und Einkommen ungerecht verteilt sind. Und zwar über alle Einkommensklassen hinweg. Auch wenn die unteren Einkommensklassen dem stärker zustimmen.
Für drei Viertel funktioniert das politische System nicht
Wer die Einkommens- und Vermögensverteilung als ungerecht empfindet, vertraut auch dem politischen System weniger. 84 % sehen nämlich die Verantwortung bei der Politik, Ungleichheiten auszugleichen und zu verringern.
Deutliche Mehrheit für eine Vermögenssteuer
Zwei Drittel der Befragten sprechen sich für eine Vermögenssteuer aus. Bei der Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und für Beschäftigte sind es sogar vier von fünf Befragten (80 %). Außerdem sind 55 % für höhere Steuern auf Unternehmensgewinne. Geringer, aber immer noch in der Mehrheit, ist der Zuspruch bei Erbschafts- und klimabezogenen Steuern. Knapp die Hälfte ist jeweils dafür, allerdings auch ein knappes Drittel dagegen.
Auch in den Steuerfragen sind sich die unterschiedlichen Einkommensklassen zu einem großen Teil einig. Die mittlere und untere Klasse stimmt einer Steuersenkung auf Lebensmittel jedoch häufiger zu als die oberste Einkommensklasse. Menschen der mittleren Einkommensklasse sind außerdem häufiger für eine Vermögenssteuer (70 %) als die beiden anderen Klassen (obere Klasse 61 % und untere Klasse 62 %).
Fast alle Menschen sind für bessere Arbeitsbedingungen in schlecht bezahlten und anstrengenden Berufen
Knapp 90 % sprechen sich jeweils für höhere Löhne in Branchen mit niedriger Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen in besonders anstrengenden Berufen aus. Ebenfalls ist dieser Zuspruch über alle Einkommensklassen hinweg ähnlich.
Außerdem befürworten 84 % Richtlinien und Angebote, damit Unternehmen alten- und altersgerechte Arbeitsplätze schaffen können. Ältere Menschen sollen so bis zur Pension arbeiten können. Nur 27 % befürworten hingegen strengere Bestimmungen für ältere Arbeitnehmer:innen, 51 % sind sogar dagegen.
Arbeitslosigkeit wird immer weniger als Problem des Arbeitsmarktes, sondern als individuelles angesehen. 69 % fordern mehr Geld für Umschulungen. Damit sollen Arbeitslose schneller wieder einen Job finden, wenn ihr Arbeitsplatz verloren geht. 62 % befürworten außerdem strengere Bestimmungen für Arbeitslose, damit sie schneller einen neuen Job annehmen müssen. Mehr Unterstützung, damit Arbeitslose die für sie passende Arbeit finden, unterstützt rund die Hälfte der Bevölkerung (52 %). Mit 56 % spricht sich die Mehrheit gegen lockere Einwanderungsbestimmungen aus, um neue Arbeitskräfte ins Land zu holen.
Große Unterschiede zwischen den Einkommensklassen gibt es auch bei diesem Thema nicht. Die untere und mittlere Klasse sind jedoch häufiger für mehr Unterstützung für arbeitslose Menschen und mehr Investitionen in Umschulungen. Sie sind jedoch häufiger gegen leichtere Einwanderungsbestimmungen als die oberste Einkommensklasse.
Die Bevölkerung will gerechte Bildungschancen
Einig sind sich die Befragten beim chancengerechten Bildungssystem. Mehr als 80 % wünschen sich Verbesserungen der Bildungschancen für Kinder mit schlechteren Startbedingungen. Breite Unterstützung findet außerdem die dauerhafte Aufstockung der finanziellen Leistungen für Familien (70 %) und die Mittelschicht (69 %).
Dass Menschen besser vor Diskriminierung aufgrund von Armut geschützt werden wünschen sich 77 % der Bevölkerung. Bei dauerhaften Erhöhungen von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld gehen die Meinungen hingegen auseinander. Menschen mit niedrigeren Einkommen stimmen dem eher zu als Menschen der oberen Einkommenshälfte.
Mehr Unterstützung für Menschen mit hohen Einkommen und Vermögen lehnen die meisten ab. Die Mitte der Gesellschaft soll aber gestärkt werden. In jeder Klasse sprechen sich mindestens 60 % für dauerhaft mehr Geld für die Mittelschicht und Familien aus.
Erbschafts- und Vermögenssteuern, Kinderbetreuung und höhere Löhne
Die Ökonom:innen des Momentum Instituts fassen die Forderungen der Bevölkerung in konkreten Empfehlungen zusammen. Die Ungleichheit soll durch Arbeits-, Sozial- und Steuerpolitik verringert werden. Dafür braucht es ein besseres Gleichgewicht zwischen arbeits- und vermögensbezogenen Steuern. Höhere vermögensbezogene Steuern finanzieren dabei die Senkung von arbeits- und konsumbezogenen.
Um Ungleichheiten zu beseitigen braucht es darüber hinaus ein gerechteres Bildungssystem, der Schutz vor Armut und vor Diskriminierung durch Armut. Außerdem müssen die Arbeitsbedingungen für besonders belastende und schlecht bezahlte Berufe verbessert werden.
Das bedeutet konkret:
Die Politik macht, was die Bevölkerung nicht will
Die Entwicklung geht aber in eine andere Richtung. In den vergangenen Jahren wurden Steuern auf Vermögen beinahe völlig abgeschafft. Die Steuern auf Unternehmensgewinne werden aktuell sukzessive gesenkt. Dabei könnte eine solche Politik offenbar auf die Unterstützung der Bevölkerung zählen.