print print
favorites-circle favorites-circle
favorites-circle-full favorites-circle-full
Demokratie
Gesundheit

Schwieriger Schulstart: So machen’s andere Länder

Wie regeln andere Länder den schwierigen Neustart an den Schulen im Schatten von Corona? Gibt es international Pläne, die sich Österreich zum Vorbild nehmen könnte? Wir machen den Rundumblick.

 
An diesem Montag will Bildungsminister Heinz Faßmann Pläne präsentieren, wie ab Herbst in Österreichs Schulen unterrichtet werden soll. Die Coronavirus-Pandemie verlangt besondere Maßnahmen. Müssen Masken getragen werden? Und wenn ja, wo? Wie sollen Abstandsregeln in Klassenzimmern und im Stiegenhaus eingehalten werden? Wie soll möglicherweise notwendiger Fernunterricht organisiert werden? Faßmann versprach vorab, ein Schuljahr „mit weitestgehender Normalität“ sicherstellen zu wollen. Wie regeln andere Länder den schwierigen Neustart an den Schulen? Gibt es international Pläne, die sich Österreich zum Vorbild nehmen könnte? Wir machen den Rundumblick.

Italien: Unterricht in Museen auslagern

„Genug der Zweifel, die Schule startet wieder am 14. September“, sagte Italiens Bildungsministerin Lucia Azzolina im Juli. Vier Regionen weichen davon ab, darunter die Provinz Bozen, in der es eine Woche früher wieder in die Schule geht. Eine Neuerung im besonders hart von der COVID-19-Pandemie getroffenen Land: An den Schulen stehen nun PsychologInnen bereit, um SchülerInnen und Lehrpersonal zu helfen mit stressigen Situationen aufgrund von Corona umzugehen.

Wer Schulen betritt, muss eine Maske tragen. Die Gebäude sollen täglich desinfiziert werden. Tausende neue LehrerInnen sollen eingestellt werden, damit der Unterricht mit weniger SchülerInnen pro Klasse stattfinden kann. 1,6 Milliarden Euro stellt das Bildungsministerium dafür bereit.

Es sollen Räume in Museen, Theatern und anderen öffentlichen Einrichtungen für den Schulunterricht genutzt werden. Denn besonders in alten Schulgebäuden sind viele Klassenräume zu klein, um den geforderten Abstand von einem Meter zwischen den Schulkindern gewährleisten zu können.

Deutschland: Maske auf? Kommt drauf an, wo du wohnst

Bildung ist in Deutschland Sache der einzelnen Bundesländer; genauso wie die Frage, was getan werden soll, um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen. 16 Bundesländer bedeuten also 16 verschiedene Wege, den Unterricht im Schatten von Corona wieder zu starten.

Ob Masken verpflichtend zu tragen sind, ist in jedem Land unterschiedlich geregelt. Im nordöstlichen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern wird zum Beispiel lediglich empfohlen, „wann immer möglich“ in Schulgebäuden eine Maske zu tragen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen herrscht dagegen Maskenpflicht. Nur GrundschülerInnen dürfen während des Unterrichts die Maske abnehmen.

Dort können sich Schulbedienstete auch alle 14 Tage kostenlos testen lassen. Andere Länder gestatten bis zu 6 kostenlose Testungen im Halbjahr, wieder andere treffen dazu keine Aussagen. Um zu vermeiden, dass bei einem Corona-Fall ganze Schulen schließen müssen, trennen einige Länder die SchülerInnen-Jahrgänge voneinander. Ansonsten gilt überall: einen Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten. Häufiges Händewaschen und desinfizieren sind obligatorisch.

Schweiz: Maske oder nicht? Das ist eine Rechenaufgabe

Von Kanton zu Kanton unterscheiden sich die Regeln für den Start ins Schuljahr. In den meisten von ihnen erfolgte er in der vergangenen Woche. Der Präsident des Schulleiterverbands Thomas Minder kritisierte „einen grossen Flickenteppich“. Ein Aufreger: In einigen Kantonen ist es Eltern nicht gestattet, ihre frisch eingeschulten Kinder in die Schule zu begleiten. Unterschiede gibt es auch in Sachen Mund-Nasen-Schutz: In einigen Kantonen ist es obligatorisch, Maske zu tragen, in anderen nicht. In anderen wiederum nur, wenn kein Mindestabstand eingehalten werden kann.

Im Kanton Aargau herrscht eine „situative Maskenpflicht“. Und die zu befolgen erfordert schon ein paar Kenntnisse der Mathematik, hängt sie doch ab von der Größe des Raumes und wie viele Menschen sich dort gerade aufhalten. Hat jede Person in einem Klassenzimmer weniger als 2,25 Quadratmeter Platz, muss im Aargau eine Maske getragen werden. Die allgemeinen Hygieneregeln sehen nicht vor, dass SchülerInnen untereinander einen Mindestabstand einhalten müssen. LehrerInnen sollen zu den Kindern mindestens 1,5 Meter auf Abstand gehen.

Großbritannien: LehrerInnen fordern, Masken tragen zu dürfen

Am Dienstag öffnen die Schulen in Schottland wieder ihre Pforten. In den nächsten Wochen und spätestens bis zum 14. September starten auch Nordirland, Wales und England ins nächste Schuljahr. „Es ist unsere moralische Pflicht“, sagte Premierminister Boris Johnson zur Wiedereröffnung.

Er kündigte auch an, die Schulen so lange wie möglich offenzuhalten, sollten erneut harte Maßnahmen notwendig werden, das Coronavirus einzudämmen. Eher sollten andere britische Institutionen schließen: „Glauben wir, dass Pubs wichtiger sind als Schulen?“ fragte Graham Medley, einer der wichtigsten wissenschaftlichen Berater der Regierung.

Einen Sonderweg beschreiten die Briten beim Thema Masken: Hier lautet die Empfehlung, in Schulen eher keine Masken zu tragen. Und das obwohl in Geschäften, öffentlichen Verkehrsmitteln und den meisten geschlossenen Räumen öffentlicher Einrichtungen ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden muss. Da Schulklassen einheitliche und beständige Gruppen seien, wäre das hier nicht notwendig, argumentieren die Behörden.

Das führt jetzt dazu, dass die Gewerkschaft der LehrerInnen sich dafür einsetzt, dass Schulpersonal Masken tragen darf. Und: Schulen, die das Tragen von Masken verpflichtend machen wollen, drohen rechtliche Konsequenzen.

Frankreich: Laissez-faire, kaum einschneidende Regeln

Ganz Frankreich läutet am 1. September das neue Schuljahr ein. Untereinander sind SchülerInnen nicht verpflichtet, Abstand voneinander zu halten. Maskenpflicht herrscht ab der Mittelschule (Collège), also für SchülerInnen über 11 Jahren – allerdings nur, wenn der Mindestabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann.

Eine Richtlinie, die verhindern sollte, dass sich verschiedene Klassen untereinander mischen, wurde aufgehoben. Allerdings wird der Schulalltag so organisiert, dass größere Ansammlungen von SchülerInnen möglichst vermieden werden.

USA: Kaum geöffnet, mussten Schulen wieder schließen

Ein Flickenteppich, wie die Regelungen in der Schweiz oder in Deutschland anmuten, ist kein Ausdruck dafür, was in den USA für den Schulstart geplant ist. Das Land hat die mit Abstand höchste Zahl gemeldeter Coronafälle. Dennoch fordert Präsident Donald Trump von den einzelnen Bundesstaaten immer wieder, die Schulen vollständig zu öffnen. Er drohte sogar damit, ihnen Finanzmittel zu entziehen.

Doch viele Bundesstaaten wie Kalifornien, Texas und Florida melden noch immer sehr hohe tägliche Fallzahlen. Mitte Juli waren die Infektionszahlen in 33 der 58 Bezirke Kaliforniens noch so hoch, dass nicht daran zu denken ist, bald wieder Schulen zu öffnen. Große Städte wie San Francisco und Oakland, aber auch Houston und Dallas in Texas sowie Atlanta und Nashville haben angekündigt, das neue Schuljahr mit Fernunterricht zu starten.

Dagegen plant das in den USA zuerst und am schwersten von der Pandemie betroffene New York die Schulen im September wieder zu eröffnen, allerdings sehr eingeschränkt. Maximal zwölf Personen einschließlich des Personals dürfen sich gleichzeitig in einem Klassenraum aufhalten. SchülerInnen können die Schule nur an ein bis drei Tagen in der Woche besuchen. An den anderen Tagen sind sie im Heimunterricht.

In einigen Bundesstaaten haben die Schulen dagegen schon wieder geöffnet. Weil es seitdem bereits zahlreiche COVID-19-Infektionen gab, mussten im Bundesstaat Tennessee einige bereits wieder geschlossen werden. Die staatliche Seuchenkontroll-Behörde CDC hatte im Mai Richtlinien für Schulen erlassen: Unter anderem heißt es darin, jede Person sollte an Schulen eine Stoffmaske tragen und mindestens 6 Fuß (rund 1,80 Meter) Abstand zu anderen halten. Donald Trump nannte die Regeln „unpraktisch“ und „sehr teuer“.

Spanien: Ein positiver Fall heißt Quarantäne für die ganze Klasse

„Die Schulen müssen im September geöffnet sein, darauf kann nicht verzichtet werden“, kündigte Spaniens Bildungsministerin Isabel Celaá unlängst. Nach Zahl der bestätigten Ansteckungsfälle ist Spanien das am stärksten vom Coronavirus betroffene Land Europas. Wie hier wieder unterrichtet werden soll ist vielfach noch unklar. Erst Ende August soll es eine Konferenz der PräsidentInnen der Regionen mit Ministerpräsident Pedro Sanchez darüber geben.

In den Richtlinien für das kommende Schuljahr ist festgelegt, dass „idealerweise“ nur noch maximal 15 SchülerInnen einer Klasse angehören. SchülerInnen ab der 5. Klasse sollten Masken tragen, sofern es nicht möglich ist, einen Abstand von 1,50 Metern einzuhalten.

Katalonien gab nun bekannt, was passieren soll, wenn ein Kind positiv auf das Coronavirus getestet werden sollte. Dann soll die gesamte Klasse in eine 14-tägige Quarantäne, selbst wenn deren Tests negativ sind. Eltern von positiv getesteten SchülerInnen müssen mit ihnen in die Isolation. Ab zwei Coronafällen in verschiedenen Klassen würde die gesamte Schule geschlossen. 

 

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Kommentare 0 Kommentare
    Kommentar hinzufügen

    Neuen Kommentar hinzufügen

    Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag!