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Klimakrise

Sonnenenergie vom eigenen Dach boomt: Warum immer mehr Wiener:innen Photovoltaik wollen

Photovoltaik-Anlage an Haus in Wien. In diesem Jahr stellten Private schon jetzt mehr Anträge für Solaranlagen als in 2022. Foto: Patterer/commons.wikimedia.org (CC BY-SA 3.0 DE)
Solarstrom vom eigenen Dach und Balkon. Immer mehr Wiener:innen wollen das. Photovoltaik-Anlagen boomen. Bei den Wiener Netzen stellten in diesem Jahr mehr als 9.642 Personen einen Antrag, ans Stromnetz gehen zu dürfen. Das ist schon jetzt mehr als im gesamten vorigen Jahr.

Woran der Boom liegt? „Einerseits sind es die hohen Energiepreise“, sagt Christian Call von den Wiener Netzen zu MOMENT.at. „Viele wollen unabhängig sein. Falls der Strom mal ausfällt, können sie sich selbst versorgen.“ Ein weitere Motivation, eine PV-Anlage aufs Dach zu schrauben: „Viele wollen aktiv dazu beitragen, dass die Energiewende gelingt“, sagt Call.

Sich ans Netz anzuschließen, kann mitunter dennoch hakelig werden. Bei Mieter:innen muss die Vermietung zustimmen. Wer eine Eigentumswohnung besitzt, braucht oft das Okay der Hausgemeinschaft. „Auch bei kleinen Balkonkraftwerken sagen Vermieter:innen mitunter, dass es das Erscheinungsbild des Hauses störe“, so Call. Manche Wohnungsbaugesellschaft setzen hingegen selbst aktiv darauf, in ihren Häusern PV-Anlagen zu installieren.

Stimmen alle Beteiligten zu, könne es schnell gehen, so Call. Von Antragstellung bis Bewilligung vergingen in manchen Fällen nur drei Tage. Dann liege es auch an den konzessionierten Elektriker:innen, wie schnell sie die Anlage installieren können. Von den mehr als 9.600 in diesem Jahr beantragten PV-Anlagen seien laut Wiener Netze inzwischen rund 3.200 mit rund 86.000 Kilowatt Leistung fertiggestellt und ans Netz gegangen.

Solarstrom überlaste das Wiener Netz nicht

Um die eigene Solarstromanlage ans Netz zu bringen, ist eine sogenannte Netzzutrittsgebühr fällig. Wer Anlagen mit mehr als 4 KW Leistung meldet, muss dafür einmalig etwas zahlen. Die Gebühr wurde vor rund einem Jahr massiv verbilligt: von 235 Euro auf 10 Euro pro KW. Private PV-Anlagen tragen in Wien bereits 120 MW Leistung bei, sagt Call. Zum Vergleich: Das Wasserkraftwerk Freudenau hat eine Maximalleistung von 172 MW. Wie viel von den Solar-Anlagen tatsächlich an Strom ins Netzt gespeist werde, hänge natürlich vom Wetter ab – und wie viel die Kund:innen in ihrem Haushalt selbst verbrauchen. „Einige kommen auf 100 Prozent Eigenverbrauch“, sagt Call.

Doch kann das Stromnetz die zusätzliche Solarenergie aus privaten Haushalten verkraften? Wenn über Wien die Sonne scheint, könnte das Netz schließlich überlastet werden. „In Wien ist das noch nicht das Problem“, versichert Call. Zudem planen die Wiener Netze, in den kommenden Jahren drei Milliarden Euro zu investieren: etwa für neue Leitungen, Trafos und allein acht Umspannwerke. Denn der Boom wird wohl weiterzugehen. Allein im Juli stellten Private fast 2.000 Anträge für neue Solaranlagen.

*Ergänzung 8.8.2023: Auskunft der Wiener Netz zu fertiggestellten PV-Anlagen hinzugefügt.

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