Spaltung zwischen Geschlechtern: Junge Frauen sind viel fortschrittlicher als junge Männer
Die Unter-Dreißig-Jährigen sind eine gespaltene Generation. Die Weltanschauung junger Männer und junger Frauen klafft weltweit immer weiter auseinander.
Auch bei älteren Jahrgängen gab es immer schon kleine Unterschiede. Heute ist die Spaltung aber viel ausgeprägter und wird immer größer: In den USA, Großbritannien und Deutschland sind Frauen im Alter von 18 bis 30 Jahren zwischen 25 und 30 Prozentpunkte liberaler als ihre männlichen Altersgenossen. Diese Unterschiede haben sich innerhalb weniger Jahre aufgetan, wie die Financial Times berichtet.
In anderen Ländern wie Südkorea ist der Unterschied noch ausgeprägter. Die Gesellschaft ist zweigeteilt. Die Heiratsrate ist drastisch gesunken, die Geburtenrate lag 2022 bei 0,78 Geburten pro Frau – die niedrigste aller Länder der Welt. Südkorea befindet sich in einer extremen Situation. Vor allem junge Frauen haben dort immer weniger Lust, Beziehungen mit jungen Männern einzugehen.
Die Spaltung einer Generation
Gründe dafür gibt es viele. Die jüngere Generation hat wenig wirtschaftliche Stabilität erlebt. Wer es finanziell schwieriger hat, sucht oft nach Schuldigen und hat das Gefühl, dass ihm von anderen etwas weggenommen wird. Diesen Frust machen sich rechte Influencer häufig zunutze. Junge Männer bekommen von ihnen zu hören, dass es ihnen viel besser gehen könnte – wenn Frauen dieselben Rollen wie früher einnehmen würden.
Vergewaltiger und Menschenhändler wie Andrew Tate erreichen auch durch Social Media-Plattformen ein riesiges Publikum. Eine britische Umfrage zeigt: In der breiten Bevölkerung haben seine Ansichten nur wenig Zustimmung, bei jungen Männern sind sie aber viel höher als bei anderen. Die sogenannte „Manosphere“ bezeichnet einen eigenen Bereich des Internets, in dem sich junge Männer immer weiter radikalisieren. Frauenhass und rückwärtsgewandte Rollenbilder sind ihr eingeschrieben.
Sie sind auch eine „Antwort“ auf Bewegungen wie #MeToo. Gerade junge Frauen fühlen sich ermächtigter und sprechen sich offener gegen sexuelle Belästigung und Diskriminierung aus. Sie fordern einen respektvollen Umgang ein, der sich mit traditionellen Vorstellungen von „Männlichkeit“ oft nicht verträgt.
