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Demokratie
Ungleichheit

Spöttische und aggressive Polizei bei Abschiebung in Zinnergasse: "Könnts ihnen noch winken"

Spöttische und aggressive Polizei bei Abschiebung in Zinnergasse: "Könnts ihnen noch winken"
Aggressiv und schadenfroh. So beschreibt Nina die PolizistInnen, die letzte Nacht die Abschiebung von drei Kindern nach Armenien und Georgien durchgeführt haben. Rund 160 Menschen waren vor dem Schubhaftzentrum in der Wiener Zinnergasse und haben gegen die Abschiebung protestiert. Studierende, SchülerInnen, ihre Eltern, Großeltern. Nina ist 20 Jahre alt und war die halbe Nacht vor Ort. Sie wurde von Polizisten an den Haaren gezogen und über den Boden geschleift. Fünf Fragen an Nina. 

#1 Du hast spätabends erfahren, dass die Schülerinnen abgeschoben werden sollen. Warum bist du hingefahren?

Nina: Weil das schrecklich ist, wie mit den Schülerinnen umgegangen wird. Gerade in einer Pandemie. Gerade mit Leuten, die sich in einer Ausbildung befinden. Eine der Schülerinnen ist hier geboren, sie kennt nichts anderes. Ich finde diese Tat untragbar und darum bin ich hingefahren.

#2 Du warst stundenlang vor dem Schubhaftzentrum. Wie hast du die PolizistInnen vor dem Einsatz erlebt?

Nina: Wir sind kurz nach Mitternacht gekommen und haben uns vor die verschiedenen Ausgänge gesetzt. Die Polizei war da. Bei „meinem“ Ausgang waren deutlich mehr PolizistInnen als DemonstrantInnen. Die PolizistInnen sind von Minute zu Minute nervöser geworden – und aggressiver. Da sind immer wieder dumme Witze und Sticheleien von den PolizistInnen gekommen. Sowas wie: „Ist euch nicht kalt?“ oder „Könnt’s noch zum Abschied winken“. Die Stimmung ist schlechter geworden. Ich hatte ein mulmiges Gefühl.

#3 Gegen drei Uhr hat die Polizei die Familien aus der Unterkunft geholt. Was ist dann passiert?

Nina: Alles ist ganz schnell gegangen. Wir sind der Polizei im Weg gestanden. Sie haben herumgeschrien, sie sind auf uns zugerannt. Eine Frau hat gerufen: „Ihr schiebt ja Kinder ab!“ Ein Polizist hat geantwortet: „Das ist mir ja wurscht.“ Dann war da ein Lautsprecher, über den wir aufgefordert wurden, den Weg freizumachen. Eine Minute später haben uns die PolizistInnen schon angegriffen.

#4 Du sagst, die PolizistInnen haben euch angegriffen. Was haben sie mit dir gemacht?

Nina: Ein Polizist hat mich weggerissen aus meiner Gruppe. Er hat mich geschubst, ich bin auf den Boden gefallen. Einer ist auf meiner Hand gestanden, hat mich über den Boden geschleift. Meine Hand hat geblutet. Die PolizistInnen wollten, dass ich aufstehe. Sie haben mich an den Haaren hochgezogen. Eine meiner Freundinnen wurde von der Polizei als „Hure“ beleidigt. Da war extreme Gewalt, obwohl die DemonstrantInnen nicht besonders aggressiv waren. Bis dahin ist das Ganze bis auf ein paar Sticheleien eigentlich sehr friedlich verlaufen.

#5 Die Menschen wurden abgeschoben, obwohl sich viele mit ihnen solidarisiert haben. Wie hat die Demonstration geendet? 

Nina: Das Auto war plötzlich weg und die Polizei hat sich zurückgezogen. Ein paar Polizisten sind geblieben. Die waren dann noch super-aggressiv. Obwohl niemand mehr im Weg war oder etwas blockiert hat, haben sie noch Leute geschubst und angeschrien. Es waren auch Hunde da, die uns einfach nur anbellen sollten. Die ganze Aufmachung war schon angsteinflößend. Es hat mich umgehauen, wie unmenschlich die Polizei vorgegangen ist. Gegen die DemonstrantInnen, aber auch gegen die Schülerinnen, die abgeschoben wurden. Es ist extrem, zu welch aggressiven Maßnahmen hier gegriffen wurde. Und das mitten in der Nacht, im Winter, bei so viel zivilem Widerstand.

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