Verdreht, verschmäht, verblödet
Mit dem Bulldozer in ein besseres Internet. Dein Morgenmoment kommt heute von Tom Schaffer.
#1 Möchtest du das teilen?
Vor kurzem wurden neue Korruptions-Anschuldigungen von Thomas Schmid gegen Sebastian Kurz und sein Netzwerk bekannt. Sie betreffen auch Wolfgang Sobotka. Der ist Nationalratspräsident, tritt aber auch „Bulldozer der ÖVP“ auf. Das geht eigentlich nicht zusammen, meint unsere Kolumnistin Natascha Strobl. Mit welchen Tricks Sobotka in Interviews arbeitet, um anderen das vorzuwerfen, was er selbst tut, erklärt dir die Politologin diesmal hier in „Übersetz mir das“.
#2 Webtipp
Also sprach Elon Musk … und heraus kam wieder viel Unsinn. Der reichste Mensch der Welt hat vergangene Woche das bekannte Soziale Netzwerk Twitter übernommen. Rechte Trolle feiern und überschwemmen den Dienst mit Nachrichten. Auch Musk nutzte seine ersten Posts seither, um rechtsradikale Falschmeldungen und Angriffe auf Medien zu verbreiten. So eine Radikalisierung ist im Internet alltäglich zu beobachten.
Dass sie nun aber vom Chef von Twitter propagiert wird, lässt viele Menschen nach Alternativen suchen. Mit dem Dienst „Mastodon“ werden viele fündig. Zigtausende Menschen melden sich nach der Twitter-Übernahme Ende der vergangenen Woche dort an.
Mastodon funktioniert sehr ähnlich wie Twitter. Der soziale „Kurznachrichtendienst“ ist aber auch radikal anders. Das Projekt aus Europa ist gemeinnützig. Der Schutz vor Hassnachrichten steht weit oben. Das Design soll eher einen freundlichen Austausch als niedrige Emotionen begünstigen. Der Code des Programms ist offen. Jeder kann damit sein eigenes kleines Netzwerk starten und dort seine eigenen Regeln festlegen. Alle diese Netze hängen aber auch zusammen.
Ich habe den Dienst am Wochenende ausprobiert und finde ihn sehr sympathisch. (Du findest mein Profil hier.) Wenn du dir Mastodon ansehen möchtest, gibt es hier eine Übersicht an Anmeldemöglichkeiten. Beliebte Webseiten aus Österreich sind derzeit wien.rocks oder graz.social. Die Webseite der Entwickler selbst ist mastodon.social. Und auf dein Lieblings-Magazin musst du natürlich auch nicht verzichten. MOMENT.at ist auch schon da.
#3 In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Das Leben wird derzeit rasant teurer. Nicht nur an der Tankstelle, beim Heizen und im Supermarkt merkt man das. Auch die Mieten explodieren. Von 2020 bis Mitte 2023 werden sie zwischen 14,8% und 23,4% teurer sein. Besonders hart betrifft das Menschen in Städten, die viel öfter mieten. Aber in ganz Österreich leben 4 von 10 Menschen zur Miete. Die Löhne halten da bei weitem nicht mit. Die Tariflöhne steigen in derselben Zeit nur um 12,9%. Das Momentum Institut hat das errechnet und empfiehlt, Mieten gesetzlich einzubremsen, damit sie den Löhnen und Gehältern nicht davon galoppieren können. Andere Länder haben bereits solche Maßnahmen beschlossen.
#4 Hast du das gesehen?
Explodierende Mieten, wen das besonders betrifft und an welcher seltsamen Gesetzeskonstruktion das liegt? Dazu war Momentum-Ökonom Alexander Huber kürzlich in einer Puls-4-Dokumentation als Experte eingeladen. In einer starken Minute wird dir das gut erklärt.
#5 Gegengelesen
Die Mindestsicherung sei eine „soziale Hängematte“ für „Tagediebe“, „Faulenzer“, „Drückeberger“, „Nichtstuer“. Das klingt zwar wie das schlechte Klischee eines denkfaulen Kommentars von menschenfeindlichen Kolumnist:innen. Gut genug für die Krone war das vor kurzem aber jedenfalls wieder einmal. Ein Text voller Vorurteile, der Hass schürt und bejubelt, dass eine Sozialleistung demnächst wohl schlechter wird. Wir haben Gegengelesen.
Schönen Neustart in eine nur noch kurze Woche!
Tom