Warum ein pensionierter Mechaniker Autos verschenkt
Zufällig wusste Eidenhammer von einem günstigen Auto, das zum Verkauf stand. Er organisierte das Fahrzeug und brachte es der Familie persönlich vorbei. Dort erkannte er erst den Ernst der Lage: „Die Frau hatte Krebs, die beiden kleinen Kinder haben völlig abgenutzte Kleidung getragen. Diese Familie war wirklich arm.“ Der Vater bat um eine Ratenzahlung für das Auto, das damals 1.500 Schilling kostete. Eidenhammer war damit einverstanden. Am Weg nach Hause überlegte er es sich während der Autofahrt aber anders – er kehrte um und erklärte dem Familienvater, dass er ihm kein Geld schuldet.
Es war das erste Auto, dass Hans Eidenhammer verschenkt hat. Dieser Moment ist 42 Jahre her. Seither sind es 31 Fahrzeuge geworden, die der heute 70-jährige kostenlos repariert, gewartet oder gar selbst gekauft und an Bedürftige weitergegeben hat.
Anderen zu helfen motiviert ihn: „Mir geht es so gut und ich bin immer wieder zutiefst berührt, wie schlimm das Schicksal manchen Menschen mitspielt. Ich kann die Not oft nur ein bisschen lindern, aber es ist unglaublich, wie sehr Menschen dann wieder Hoffnung schöpfen und direkt aufblühen.“
Ein Auto ist für ihn kein Statussymbol, sondern ein wichtiges Fortbewegungsmittel, dass oftmals unersetzlich ist: „Ohne Mobilität sind viele Menschen hilflos. Ich kenne einige Alleinerzieherinnen, die sich nur in der ländlichen Gegend eine Wohnung leisten können. Dann brauchen sie aber ein Auto, um in die Arbeit zu kommen, da die Fortbewegung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht oder nur sehr umständlich möglich ist. Die Politik sollte sich endlich ernsthaft dem Thema leistbares Wohnen annehmen.“
Genau so einen Fall hatte er nämlich erst im Juni. Es handelte sich um die alleinerziehende Mutter Alexandra R., die etwas außerhalb von Garsten im Bezirk Steyr wohnt. Ihre schwer behinderte Tochter Lily ist in der höchsten Pflegestufe eingestuft. Die 13-jährige leidet unter einer genetisch bedingten Stoffwechselerkrankung, sitzt im Rollstuhl, muss über eine Sonde ernährt und kann nur in einem Fahrzeug transportiert werden. Die Mutter muss auch regelmäßig Erledigungen für ihre Tochter machen, etwa die Sondennahrung abholen. Alleine für den Lebensmitteleinkauf braucht Alexandra ein Auto. Sie lebt von der Mindestpension, da sie neben der Pflege von Lily keiner Beschäftigung nachgehen kann, und hätte sich kein Auto leisten können. Zum Glück hat Eidenhammer von dem Fall erfahren.
Solche Schicksale erlebt der pensionierte Mechaniker öfters: Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm etwa auch eine siebenköpfige Familie aus der Steiermark, denen er zunächst ein Auto und dann sogar einen Kleinbus geschenkt hat. Bis dahin musste sich die Familie immer das Auto der Nachbarn ausborgen, um zumindest Sohn Benjamin, der das Down Syndrom hat, zur Ergotherapie fahren zu können. Der Vater arbeitet in einem Schichtbetrieb so viel er kann – trotzdem hat das Budget der Familie bislang nicht für ein Auto gereicht. In einer emotionalen Videobotschaft hat sich die Mutter später unter Tränen sogar im Fernsehen bei ihm bedankt: „Herr Eidenhammer weiß gar nicht, wie sehr er uns geholfen hat. Ich bin nicht mehr von meinen Nachbarn abhängig, die ja ihre Autos selbst oft brauchen. Und erstmals konnten wir gemeinsam als Familie wegfahren. Das war für uns bislang undenkbar.“
Viele Helfen dem Helfer
Ohne ein gutes Netzwerk und die Unterstützung anderer wäre Eidenhammers Projekt jedoch nicht möglich. Der Lions Club, ein Verein, der sich ebenfalls dem sozialen Engagement verschrieben hat, übernimmt sogar die behördliche Anmeldung von Autos und organisiert Tankgutscheine. Auch der ÖAMTC hilft bei der Überprüfung von Fahrzeugen und nicht nur Eidenhammer selbst, sondern auch FreundInnen und Bekannte greifen mitunter in die Tasche: „Sie geben mir dann oft zu Weihnachten Geld als Spende.“ Weiters stellt ihm sein ehemaliger Arbeitgeber die Werkstatt zur Verfügung und sein Nachbar eine Garage. Sogar das 20-jährige Enkelkind hilft mit, um etwa Autos zu überstellen.
Auch hinter den gespendeten Fahrzeugen stecken oft dramatische Geschichten. Sie stammen oft von Menschen, die selbst mitunter schwere Zeiten durchmachen mussten und etwa durch eine Krankheit fahruntüchtig geworden sind. Kürzlich bekam Eidenhammer zum Beispiel das Auto eines Pensionisten, der aufgrund von Demenz nicht mehr fahren kann: „Das Auto hatte ganz schön viele Beulen, da er doch einige Male wo angefahren ist. Da habe ich viel zu tun, aber sonst ist das Fahrzeug relativ neu, der Kilometerstand ist noch niedrig und allgemein ist es in einem guten Zustand.“
Hans Eidenhammer möchte jedenfalls noch lange weitermachen: „Manchen wird in der Pension langweilig, ich sage da nur, dass die selbst schuld sind. Grundsätzlich lautet mein Motto: Ich schaue nach vorne und nicht in den Rückspiegel.“