Warum sich der Tech-Milliardär Peter Thiel Sebastian Kurz holt?
Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz wechselt zu Thiel Capital als “Global Strategist”. Klingt wichtig, ist es aber mitunter nicht. Große Fantasie-Titel sind Teil der Show. Warum ergibt dieser Wechsel Sinn?
Peter Thiel: Ewiges Leben, Geheimdienst und Schach
Peter Thiels Biografie liest sich wie die Genese eines Batman-Bösewichts: Er ist ein einflussreicher Tech-Milliardär und Schach-Genie. Seine Firmen sind eng verbandelt mit dem Geheimdienst- und Militär-Komplex. Sein besonderes Interesse gilt der Forschung nach technischen Mitteln, die eine Lebensverlängerung oder sogar dem ewigen Leben bringen soll. Das klingt utopisch bzw. dystopisch, aber ist ein boomender Tech-Zweig.
Peter Thiel unterstützte Donald Trump
Weniger Interesse hat Thiel an Demokratie oder funktionierenden Regierungen. Er hat zum Beispiel ein Buch geschrieben, „The Diversity Myth“, wo er ganz offen über seine Abneigung gegen Pluralismus und die gerechte und multikulturelle Gesellschaft schreibt. In einem rechtskonservativen Magazin kritisiert er das Frauenwahlrecht und sagt, dass Freiheit und Demokratie nur schwer miteinander vereinbar sind. Dementsprechend war er auch einer der größten Unterstützer von Donald Trump und anderen sehr rechten Republikanern.
Regeln sind für Thiel lästig und dazu da, um sie zu brechen. Genauso wie Trump will er nicht an den Maßstäben normaler Menschen gemessen werden. Gesellschaftliche Spielregeln haben für ihn schlicht nicht zu gelten. Genau mit dieser Art von Politik ist Trump groß geworden.
Was Kurz, Trump und Thiel verbindet?
Dabei geht es auch um den Bruch mit dem, was uns als Gesellschaft zusammenhält – Respekt, Rücksichtnahme und Solidarität. Diesem wird eine Politik der Härte, des Narzissmus und Egoismus gegenübergesetzt. Der Stärkere setzt sich durch und die Schwächeren bleiben über. Es ist eben nicht genug für alle da und man muss selbst schauen, wo man bleibt.
Das klingt für österreichische Ohren vertraut. Diese Mischung aus beinhartem Neoliberalismus vermengt mit dem Kulturkampf der extremen Rechten war auch das Markenzeichen des Kurzismus in Österreich. Dazu skrupellose Selbstvermarktung und die Abkehr von jedweder Form einer staatstragenden Agenda.
Peter Thiel braucht Kurz nicht, er fängt ihn nur auf
Dementsprechend folgerichtig ist es, dass Kurz von Thiel aufgefangen wird. Es ist nämlich genau das: ein Auffangen. Thiel braucht Kurz nicht wirklich. Weder wegen seiner Fähigkeiten, da hat er viel schlauere Köpfe in seinen Investment-Unternehmen als einen Jus-Studienabbrecher aus Österreich. Und er braucht ihn auch nicht für die Kontakte, die hat er selbst.
Aber Thiel, der Meister-Schachspieler, hat verstanden, dass man sich eine Figur nicht einfach vom Brett nehmen lässt. Deswegen setzt er die Figur Kurz einfach wieder ins Spiel. Weil man ein gemeinsames Weltbild und einen Plan für die Zukunft teilt.
Politik wird nicht nur in Regierungen und Parteien gemacht, sondern auch von Konzernen und einzelnen Akteur:innen, die für sich mehr Macht haben als die meisten Staaten. Peter Thiel ist einer davon. Seine Agenda für die Zukunft ist eine autoritäre und antidemokratische. Insofern hat Sebastian Kurz zwar den Ort gewechselt, die unterstützte Politik bleibt aber dieselbe.