Was ist die COP26 in Glasgow? Die UN-Klimakonferenz der letzten Chance?
Was bedeutet COP26?
COP steht für „Conference of Parties“ (Konferenz der Parteien). Der Name bezieht sich darauf, dass bei der UN-Klimakonferenz alle „Parteien“ teilnehmen, die die UN-Klimaverträge mittragen. Das sind derzeit 196 Staaten.
Die Konferenz in Glasgow von 31.10. bis 12.11. ist die 26. Ausgabe davon. Ursprünglich hätte sie schon 2020 stattfinden sollen – wegen der Corona-Pandemie musste sie aber verschoben werden.
Warum findet COP26 in Glasgow statt?
Die Veranstaltung findet immer an einem anderen Ort statt. Die erste Konferenz fand 1995 in Berlin statt.
Die bisher letzte Klimakonferenz „COP25“ zeigte auf, vor welchen Schwierigkeiten die Welt politisch beim Kampf gegen die Klimakrise immer noch steht. Sie sollte ursprünglich in Brasilien stattfinden. Der damals neu als Präsident gewählte Rechtsradikale Jair Bolsonaro – ein prominenter Leugner der Klimakrise – zog die Bereitschaft des Landes dafür aber wieder zurück. Ersatzort Chile musste dann absagen, weil riesige soziale Proteste im Land stattfanden. So landete die Konferenz schließlich in Madrid.
Österreich hat bisher keine UN-Klimakonferenz ausgetragen.
Was bringt eine UN-Klimakonferenz?
Das zentrale Ziel einer UN-Klimakonferenz ist die Verringerung der Treibhausgase, die die Erde erhitzen. Die Ergebnisse der Konferenz werden aber natürlich nicht nur dort verhandelt, sondern davor über das ganze Jahr vorbereitet – unter anderem bei einer Vor-Konferenz („Pre-Cop“), die Anfang Oktober diesmal in Mailand stattgefunden hat. Enorme inhaltliche Überraschungen bleiben deshalb in der Regel aus. Trotzdem werden im direkten Austausch am Gipfeltreffen wichtige politische Weichen gestellt.
Die wichtigste Klimakonferenz der vergangenen Jahre fand in Frankreich statt. 2015 in Paris einigte sich fast die gesamte Staatengemeinschaft nach mehreren Fehlschlägen in den Jahren davor auf das „Pariser Klimaabkommen“. Dort versprach man, politisch dafür zu sorgen, dass die Erde sich nicht um mehr als 2°C gegenüber vorindustriellen Zeiten erhitzt – und nach Möglichkeit unter 1,5°C zu bleiben.
Wo stehen wir in der Klimakrise?
Die Welt hat sich gemessen an vorindustriellen Zeiten bereits um etwa 1,1°C erhitzt. Die aktuellen politischen Zusagen reichen bei weitem nicht aus, um unter diesen Grenzen zu bleiben. Bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts müssen die Treibhausgas-Ausstöße im Vergleich zu 2010 um 45% sinken. Abgesehen vom Jahr 2020, als die Corona-Krise größere Teile der Weltwirtschaft lahmlegte, wachsen die weltweiten Emissionen aber immer noch. Ohne schnelle und große Schritte wird die Klimakrise allen seriösen Prognosen zufolge zur Klimakatastrophe werden.
Was passiert, wenn wir die Klimaziele nicht erreichen?
Die Menschheit steuert mit der Klimakrise auf eine Katastrophe zu. Je weniger man gegen den Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 oder Methan tut, desto schlimmer wird sich die Erde erhitzen. Das bedeutet heftige Störungen und Zerstörungen der Umwelt, unserer Wirtschaftssysteme und damit auch unserer Versorgung und unserer Lebensweise. Weite Teile der Welt könnten im schlimmsten Fall praktisch unbewohnbar werden. Milliarden Menschen könnten auch sterben und die Menschheit stark schrumpfen. Vieles davon würde wohl kaum friedlich stattfinden und die politischen Verwerfungen, die all das mit sich bringen würde, wären wohl auch kaum noch kontrollierbar.
Durch ein politisches Umsteuern lässt sich immer noch sehr viel von diesem Katastrophen-Szenario verhindern – eine klimaneutrale Welt herzustellen wäre sowohl einfacher, angenehmer und auch billiger, als die schwerwiegenden Folgen der Klimakrise ertragen und managen zu müssen. Aber die Zeit wird nach jahrzehntelangem Zögern nun schnell knapp.
Was passiert durch die Erderhitzung?
Woran hakt es bei einer Klimakonferenz?
Eine weltweite Klimapolitik ist nicht einfach, weil die Ausgangslage so unterschiedlich ist. Die reichsten Länder müssten ihren CO2-Ausstoß am stärksten verringern. Sie haben historisch schon viel mehr davon ausgestoßen, als ihnen angesichts ihres Anteil an der Weltbevölkerung zustehen würde. Ihr Wohlstand beruht auch sehr stark auf Wirtschaftssystemen, die Treibbhausgase verursachen. Sie fürchten etwas davon zu verlieren – gleichzeitig würde eine Klimakrise den Wohlstand aber ohnehin zerstören.
Die armen Staaten leben oft sogar klimaneutral, tun das aber nicht unbedingt freiwillig, sondern als Nebenwirkung von Armut. Sie wollen natürlich den Wohlstand erreichen, den reiche Staaten bereits haben. Verzichten arme Weltregionen darauf, am Weg zum Wohlstand ähnlich viel CO2 auszustoßen (oder natürliche Ressourcen ähnlich brutal auszubeuten), wie das die reichen bereits getan haben, wird das schwieriger. Gleichzeitig würde diese Staaten die Klimakrise vermutlich noch härter treffen, weil sie oft in besonders gefährdeten Regionen liegen oder schlicht nicht das nötige Geld haben, um ihre Gesellschaft an eine heißere Welt anzupassen.
Zusätzlich erschwert werden Verhandlungen, weil einige große Staaten von Menschen geleitet, die den menschengemachten Klimawandel entgegen aller seriösen Wissenschaft leugnen oder nicht ernst nehmen. Dazu zählt etwa der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro oder bis vor kurzem auch US-Präsident Donald Trump.
Wird COP26 ein großer Erfolg?
Die Erwartungen an COP26 sind niedrig. Chinas Präsident Ji Xinping hat bereits angekündigt, dass er nicht persönlich vor Ort sein würde. China ist aufgrund der Größe des Landes und der Bevölkerung auch der größte Verursacher von menschengemachten Treibhausgasen, die die Klimakrise verursachen. Auch der russische Präsident Wladimir Putin könnte abwesend bleiben. Außerdem können viele Länder wegen der Pandemie keine Vertreter:innen entsenden – dazu zählen auch viele Inselstaaten, die besonders von der Klimakrise bedroht sind. Das könnte den moralischen Druck vor Ort abschwächen.
Grund für Optimismus ist vielleicht, dass die USA als unter Joe Biden dem Pariser Klimaabkommen wieder beigetreten sind. Die USA sind der zweitgrößte Verursacher von CO2 der Welt – pro Einwohner:in aber deutlich vor anderen großen Staaten. Der Klimagesandte der neuen Regierung, John Kerry, war unter Barack Obama als Außenminister ein wichtiger Akteur bei der Verhandlung des Pariser Klimaabkommens und bezeichnet Glasgow als „letzte beste Hoffnung“ der Menschheit.
Welche Ergebnisse darf man von COP26 in Glasgow erwarten?
Viele Staaten haben ihre Klimaziele zuletzt nachgebessert, weshalb weitere große Schritte derzeit unwahrscheinlich scheinen. Dabei wären ziemlich radikale weitere Schritte nötig. Denn trotz der Fortschritte sind die angestrebten politischen Maßnahmen in fast allen Staaten immer noch bei weitem nicht genug, um die gesetzten Grenzen einzuhalten.
Beobachter:innen hoffen zumindest auf eine Reihe von Fortschritten, auch wenn sie nicht genügen sollten. So soll zum Beispiel ein beschleunigter Fahrplan für den weltweiten Ausstieg aus der Kohleenergie am Ende von COP26 stehen. Der Umstieg auf elektrische Autos soll schneller gehen und die Abholzung von Bäumen weltweit gebremst werden. Und auch das Management der Folgen der Klimakrise wird natürlich verhandelt, etwa die Finanzierung von Systemen zum Schutz von Küstengebieten.
Die Konferenz würde als Erfolg gelten, wenn die Welt einen steilen Pfad zur Klimaneutralität bis 2050 beschließen würde. Dazu wären Finanzhilfen für arme Staaten und starke Maßnahmen in reichen Staaten nötig.
Wo und wann findet COP 27 statt?
Sollten bei COP26 nur unzureichende Fortschritte gemacht werden, wächst natürlich der Handlungs- und Ergebnisdruck auf die nächste Klimakonferenz umso mehr. Die wird 2022 in Sharm El Sheikh in Ägypten stattfinden.
K