Wer ist Sophie Karmasin?
Marktforschung als Familiengeschäft
Schon ihre Eltern waren in der Marktforschung als Pionier:innen tätig. Ihr Vater, Friedrich (genannt: Fritz) Karmasin, war Gründer des österreichischen Gallup-Institutes, das auch seinen Namen trug. Ihre Mutter leitete mit ihr die Karmasin Motivforschung GmbH. Karmasins Großvater, Franz Karmasin, war deutscher „Volksgruppenführer“ in der Slowakei im Nationalsozialistischen Regime zwischen 1938 und 1945.
Sophie Karmasin war unter anderem Geschäftsführerin der Karmasin Motivforschung Gmbh (das sie wiederum 2011 an ihre Kinder weitergab) und bis zum Einstieg in die Politik auch des österreichischen Gallup Instituts. Laut Standard arbeitete das Institut immer eng mit „Fellner-Medien“ zusammen. (Wer ist Wolfgang Fellner?)
Plötzlich Familienministerin für die ÖVP
Karmasin wurde 2013 als komplette politische Quereinsteigerin die Familienministerin in Österreich. Sie wurde dafür von der ÖVP nominiert, formell war sie aber kein Mitglied der Partei.
Umstritten war ihre Nominierung auch, weil sie vor der Wahl 2013 war sie noch als unabhängige Expertin im ORF aufgetreten war und die TV-Debatten zwischen den Kandidat:innen kommentiert hatte. Nach der durch die ÖVP-Übernahme von Sebastian Kurz ausgelöste Nationalratswahl 2017 trat Karmasin aus der Politik zurück.
Korruptionsaffäre rund um Sebastian Kurz
Es wurde still um ihre Person. In der Korruptionsaffäre rund um Sebastian Kurz und die Tageszeitung Österreich wegen angeblich manipulierter Berichterstattung und Umfragen tauchte ihr Name dann wieder auf.
Ihr wird von den Ermittler:innen Untreue als Beteiligte und Bestechung als Beteiligte vorgeworfen. Sie soll ab 2016 gemeinsam mit einer zweiten Motivforscherin die in der Causa vom Kurz-Netzwerk gewünschten Umfragen organisiert haben. Diese waren laut der Ermittlung der Korruptionsstaatsanwaltschaft „ausschließlich parteipolitisch motiviert und für das (partei)politische Fortkommen von Sebastian Kurz und der Gruppe seiner engsten Vertrauten um ihn sowie der ÖVP-Bundespartei relevant“. In den Chatprotokollen des Kurz-Netzwerks wird Karmasin als von Kurz‘ Vorgänger Reinhold Mitterlehner enttäuscht beschrieben.
Am 2. März 2022 wurde Sophie Karmasin wegen Verdunkelungsgefahr festgenommen. Durch die Aussagen von Sabine Beinschab vor der WKStA wurde bekannt, wie sich Sophie Karmasin Aufträge der Ministerien gesichert haben soll. Sie habe Beinschab und eine weitere Kollegin gebeten, Scheinangebote für Aufträge abzugeben. Da sich alle abgesprochen hatten, konnte Karmasin immer das beste der drei Angebote stellen. Zudem sollen Zahlungsflüsse zwischen Beinschab und Karmasin verschleiert worden sein, was den Verdacht der Geldwäsche begründet.
Es gilt was die Vorwürfe anbelangt die Unschuldsvermutung.