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Fortschritt

Wer war Elise Richter? Österreichs erste Universitätsprofessorin

Wer war Elise Richter? Österreichs erste Universitätsprofessorin

Elise Richter wurde 1921 Österreichs erste Universitätsprofessorin. Sie setzt sich gegen den Widerstand von Studierenden und anderen Professoren durch. Eine ordentliche Professur bekam sie aber nie.

Wir feiern den ganzen März als “Women’s History Month” und damit jeden Tag große Österreicherinnen. Heute stellen wir dir Elise Richter näher vor. Sie war Österreichs erste Universitätsprofessorin.
 
Richter wuchs in einem großbürgerlichen Umfeld auf. Obwohl die Eltern früh starben, waren sie und ihre Schwester durch das Erbe finanziell abgesichert. Das erlaubte es Richter, sich einem Studium zu widmen. Ab 1891 durfte sie als Gasthörerin an der Universität Wien Lehrveranstaltungen besuchen. Die Matura konnte sie 1897 ablegen – erst 1896 wurde dies Frauen gestattet. Ein Jahr später inskribierte sie als eine der ersten drei Studentinnen an der Universität Wien. 

 
Elise Richter war Österreichs erste Universitätsprofessorin

Elise Richter

1901 promovierte Richter und wurde Doktorin der Philosophie. Ihr Wunsch zu habilitieren stieß jedoch auf Widerstand. Das Dekanat hatte Bedenken, ob denn eine Frau an der Universität Männer unterrichten könne. Doch 1905 gelang Richter auch die Habilitation und zwei Jahre später erhielt sie eine Lehrerlaubnis. Damit war sie die erste Privatdozentin Österreichs.

Boykott gegen die Professorin Elise Richter 

Studenten mit klerikaler und nationaler Gesinnung versuchten ihre erste Vorlesung zu boykottieren. Für sie war es nicht nur undenkbar, dass eine Frau an der Universität lehren sollte, Richter war auch auch noch jüdischer Abstammung. Doch sie blieb an der Universität und erhielt 1921 als erste Frau eine außerordentliche Professur. Fast die Hälfte des zuständigen Gremiums hatte sich allerdings dagegen ausgesprochen. Eine ordentliche Professur wurde ihr Zeit ihres Lebens verwehrt.
 
Richter blieb in politischen Fragen ihrer bürgerlichen Herkunft treu. Sie setzte sich in der Bürgerlich-demokratischen Arbeitspartei vor allem für die Bildung von Frauen ein, 1934 trat sie auch der Vaterländischen Front unter Dollfuß bei. Damals hatte sie dem Judentum schon längst den Rücken gekehrt: Richter hatte sich 1911 protestantisch taufen lassen. Für die Nationalsozialisten machte das keinen Unterschied. Sie entzogen Richter nach dem Anschluss Österreichs 1938 die Lehrbefugnis. Eine Flucht zog sie dennoch nicht in Betracht. So wurde sie 1942 mit ihrer Schwester in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie ein Jahr später verstarb.

Späte Ehrungen für Elise Richter

2016 wurde zu Ehren von Richter ein Denkmal im Hof der Universität Wien enthüllt. Bereits 2003 wurde dort außerdem der ehemalige „Juristensaal“ in „Elise-Richter-Saal“ umbenannt.
 

Dieser Text entstand in der Serie #HerStory während des Women’s History Month im März 2021. Weil Frauen in der Geschichtsschreibung oft übersehen oder kleingeredet werden, stellt MOMENT Österreicherinnen vor, deren Wirken wir in zeitgenössischer oder historischer Hinsicht bemerkenswert finden.

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