Wieso Parkbänke so verdammt ungemütlich sind
In der Architektur nennt sich das Phänomen der ungemütlichen Bänke also abschreckendes Design (“deterrent design”). Die Architektinnen Virginia Lui und Karolína Plášková starteten mitten am Praterstern ein Projekt mit dem Namen “Maßnahmen gegen Obdachlose”, wo sie die Strategien, bestimmte Gruppen fernzuhalten, dokumentiert und illustriert haben.
Das ist nun schon zwei Jahre her. Viel hat sich am Praterstern verändert, bemerkt Virginia Lui. “Bänke sind verschwunden” sagt sie. “Es ist offensichtlich, dass die Stadt und die ÖBB versuchen, gewisse Gruppen zu verdrängen. Früher waren hier viele wohnungslose Menschen.” Heute ist der Praterstern fast leer. Eine Handvoll Grüppchen steht beim Eingang zum Bahnhof beieinander. Auf den ungemütlichen Bänken beim Ausgang Praterstern sitzt niemand.
“Diese Bänke sind gleich auf drei Arten abschreckend. Die meisten haben keine Lehne, man kann sich nicht zurücklehnen. Sie sind unterteilt, sodass man auf ihnen nicht liegen kann und sie schaffen eine Hürde um die Wiese, damit sich niemand ins Grüne setzt”, sagt Lui.
Sogar die Mistkübel sind Teil der Strategie. “Die Mistkübel sind hoch und die Öffnungen klein. Wenn ich hineingreife, sehe ich nicht, was ich anfasse. Das ist gefährlich”, sagt Lui. “Die Fläche ist oben schräg, ich kann nichts darauf abstellen oder sie als Tisch verwenden.” So wird es Menschen schwer gemacht, die in Mistkübeln nach Essen suchen.
Im Bahnhof selbst wird es nicht gemütlicher. Große, klobige Überwachungskameras sollen uns das Gefühl geben, beobachtet zu werden, sagt Lui. Was einer Gruppe vielleicht Sicherheit gibt, schreckt andere ab. “Obdachlose Menschen wissen, dass sie nicht erwünscht sind. Durch die Kameras fühlen sie sich beobachtet und werden so davon abgehalten, länger im Bahnhofsgebäude zu verweilen.”
Am Ende der Tour gibt es eine gute Nachricht. Mittlerweile können die Menschen am Praterstern ein öffentliches Urinal verwenden. Für alle, die sich während des Urinierens hinsetzen wollen, gibt es allerdings keine Alternative.
Klar ist, dass Menschen nicht plötzlich Wohnungen finden, nur weil der öffentliche Raum ungemütlicher wird. “Wir leben in einer der reichsten Gesellschaften, die jemals existiert haben,” sagt Wohnbau-Experte Michael Obrist. “Man könnte überlegen, ob es nicht sinnvoller und sogar billiger ist, den wohnungslosen Menschen ein Dach über den Kopf zu geben als alle Parkbänke auszutauschen. Wohnen ist ein Grundbedürfnis und sollte ein Grundrecht sein.”