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Kapitalismus
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Ungleichheit

Was dieses Sparpaket wirklich kostet

Was dieses Sparpaket wirklich kostet
Wer schon jetzt jeden Euro einzeln umdrehen muss, den kostet das Sparpaket besonders viel
Das Sparpaket trifft die Falschen und schont die, die beitragen könnten. Momentum-Chefökonom Oliver Picek kommentiert.

Mit dem Budget 2025/26 legt die Bundesregierung ein klassisches Sparpaket vor – und das mitten in einer wirtschaftlich fragilen Phase. Die Konjunktur stagniert, die Arbeitslosigkeit steigt, die soziale Unsicherheit bleibt hoch. Dennoch beschließt die Regierung Einsparungen von allein heuer 6,4 Milliarden Euro. Das ist nicht nur ökonomisch riskant – es trifft auch jene am härtesten, die am wenigsten Spielraum haben.

Denn gespart wird vor allem bei privaten Haushalten. Sie tragen rund die Hälfte der Konsolidierungslast, Unternehmen nur 13 Prozent. Gleichzeitig bleibt die steuerliche Schonung von Vermögen und Unternehmensgewinnen unangetastet. Große Erbschaften bleiben steuerfrei, Konzernsteuersenkungen bestehen fort. Diese politische Entscheidung hat spürbare Folgen – vor allem für Familien, Pensionist:innen und Frauen.

Wie viel das Sparpaket normale Menschen kostet

Modellrechnungen zeigen: Eine vierköpfige Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern verliert 2025 rund 750 Euro durch das Sparpaket. Im Vollausbau 2026 können es – je nach Wohnort und Mobilität – über 1.400 Euro jährlich werden.

Wegfallen werden etwa der Klimabonus, die Rückzahlung des dritten Drittels der kalten Progression und die Inflationsanpassung bei Familienleistungen. Dazu kommen höhere Gebühren, teurere Tickets und steigende Sozialversicherungsbeiträge. Auch ein durchschnittliches Pensionist:innenpaar muss je nach Szenario mit rund 730 bis 1.200 Euro Mehrbelastung rechnen.

Frauen zahlen besonders viel drauf

Besonders schwer wiegen die Einschnitte für Frauen. Sie übernehmen einen Großteil der unbezahlten Care-Arbeit, arbeiten häufiger Teilzeit und sind öfter von Sozialleistungen abhängig. Beim Kinderbetreuungsgeld etwa treffen 94 Prozent der Kürzungen Frauen.

Alleinerzieherinnen – ohnehin besonders armutsgefährdet – verlieren durch das Aussetzen der Inflationsanpassung gleich mehrfach: bei der Familienbeihilfe, beim Kinderabsetzbetrag und beim Schulstartgeld. Für die meisten ist das nicht bloß eine symbolische Kürzung, sondern eine reale Einschränkung im Alltag.

Symbolpolitik statt Fortschritte

Gleichzeitig bleibt der versprochene Ausbau der Kinderbetreuung weit hinter dem Bedarf zurück. Es fehlen Milliardeninvestitionen in flächendeckende, ganztägige Angebote. Statt struktureller Verbesserungen gibt es symbolpolitische Mini-Offensiven, die kaum etwas am Alltag von erwerbstätigen Müttern ändern werden.

Auch der Arbeitsmarkt bleibt eine Baustelle: Während die Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt, bleibt das Budget für Jobgarantien minimal. Die angekündigte „Aktion 55plus“ ist mit 50 Millionen Euro deutlich unterdotiert. Eine sozial gerechte Anhebung des Arbeitslosengeldes auf ein armutsfestes Niveau ist nicht vorgesehen.

Fazit: Die Falschen belastet, die Reichen nicht angetastet

Kurz: Dieses Budget schont die Falschen und belastet jene, die ohnehin unter Druck stehen. Es spart bei sozialer Absicherung, bei Familien, bei der öffentlichen Infrastruktur – und es trifft Frauen unverhältnismäßig stark. Statt Verteilungsgerechtigkeit und Zukunftsinvestitionen liefert die Regierung eine Konsolidierung auf dem Rücken der Mehrheit. Wer sich ein Budget leistet, das Klimaschutz kürzt, Familienleistungen entwertet und soziale Sicherung zurückfährt – und zugleich an Vermögen und Gewinnen nichts rührt –, entscheidet sich nicht für Stabilität. Sondern für soziale Schieflage mit Ansage.

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    Kommentare 3 Kommentare
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  • krobert
    25.05.2025
    Das man bei den Familien spart ist für mich auch vollkommen falsch, nur war das auch leider schon bei vorhergegangenen Regierungen mit SPÖ-Beteiligung so. 2011/2012 hat damals sogar die SPÖ eine Kürzung der Geldleistungen propagiert und die ÖVP war damals dagegen.. Auch wenn immer hier gebutsmühlenartig Vermögens- und Erbschaftssteuern propagiert werden, so wird hier geflissentlich das Problem der Kapitalflucht ignoriert. Nicht nur dass es in Frankreich und Deutschland (einschlägige Studien gibt, die das nachgewiesen haben, wobei die deutsche Studie sogar im Auftrag einer SPD-Ministerin erfolgte, so hat eine Vermögenssteuererhöhung in Norwegen 2022 einen Exodus von Milliardären mit einem Kapitalabfluss von über 50 Milliarden € mit einem dementsprechenden Steuerabfluss bewirkt. Das zu verhindern ist auf Grund des Eu-Rechts unmöglich. Nicht umsonst gibt es praktisch nur mehr 2 Länder in Europa mit echten Vermögenssteuern: Norwegen und Schweiz. Bei Letzterer ist die Steuerquote aber allgemein niedriger und die Vermögenssteuern sind nach oben gedeckelt. Dazu kommt auch noch das Problem der Bewertung. Nur als Anmerkung Benko (und die Signa-Gesellschaft) galt noch als Milliardär als er eigentlich schon pleite war. Höhere Steuern auf Kapital in progressiver Form wären ein besserer Ansatz als Vermögenssteuern, nur wurde dies schon unter SP-Finanzminister auf Grund der internationalen Steuerkonkurrenz abgeschafft.
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    • Tom Schaffer
      26.05.2025
      "Nicht umsonst gibt es praktisch nur mehr 2 Länder in Europa mit echten Vermögenssteuern: " Das stimmt. Die jahrzehntelangen Lobby-Bemühungen der Reiche, ihrer Thinktanks und gut von ihnen finanzierten Parteien waren sicherlich nicht "umsonst". Über die Sinnhaftigkeit von Vermögenssteuern sagt der Erfolg dieser Propaganda aber nichts.
  • frizzdog
    16.05.2025
    wir konzentrieren uns auf wichtigeres: den bettler:innen in der Steiermark wurde jetzt bei strafe bis zu 5000.- verboten, ihre kinder mitzunehmen. wo die effen regieren, gibt es eben konsequente politik.
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