Kein Sex, keine Dates, keine Kinder: Was ist die 4B-Bewegung?
Wofür steht die 4B-Bewegung?
Die “4B” stehen für 4 Verneinungen: Kein Sex, keine Dates und keine Ehen mit Männern sowie keine Geburten. Die vier Wörter beginnen im Koreanischen alle mit “bi”, daher der Name.
Frauen verweigern sich dabei den in sie gesetzten gesellschaftlichen Erwartungen.
Woher kommt die 4B-Bewegung?
Die 4B-Bewegung hat ihren Ursprung in Südkorea. Mitte der 2010er-Jahre ist die Bewegung in feministischen Online-Kreisen entstanden. Ein Anlass war der Mord eines Mannes an einer fremden Frau. Er hat sie auf den Straßen Seouls erstochen, weil ihn laut eigener Aussage “Frauen immer schon ignoriert haben”.
Warum wollen viele südkoreanische Frauen nichts mehr mit Männern zu tun haben?
Die Geburtenrate in Südkorea ist eine der niedrigsten auf der ganzen Welt, für die Regierung ist das eines der zentralen Probleme. 2016 ging sie sogar so weit, eine Karte zu veröffentlichen, auf der die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter pro Bezirk verzeichnet war. Doch die Mehrheit der südkoreanischen Frauen – auch abseits der 4B-Bewegung – will keine Kinder bekommen.
Auf südkoreanische Frauen lastet enormer gesellschaftlicher Druck. Laut einer Befragung aus dem Jahr 2015 wurden 80 Prozent aller Personen – die meisten davon Frauen – am Arbeitsplatz bereits sexuell belästigt. Gleichzeitig ist der Gender Pay Gap mit 31,2 Prozent in keinem anderen OECD-Land so hoch. Im “Global Gender Gap Index” des World Economic Forum liegt Südkorea an 94. von 146 Plätzen. In fast keinem anderen Land der Welt ist der Anteil der weiblichen Mordopfer so hoch.
Und der südkoreanische Präsident? Der gibt sich als Anti-Feminist und sieht die Schuld an der wirtschaftlichen Lage im Land bei Feministinnen. Das Ministerium für Geschlechtergleichheit will er abschaffen, weil Männer von dem wie “potenzielle Sexualstraftäter” behandelt würden. Mit seiner Polemik konnte er vor allem bei jungen Männern punkten und so gewählt werden.
Diese Mischung hat zur Gründung der 4B-Bewegung beigetragen. Dabei geht es aber nicht nur darum, Männer abzulehnen. Die Bewegung soll auch dazu führen, dass sich Frauen mehr Räume schaffen und sich solidarisieren.
Warum ist die 4B-Bewegung in den USA plötzlich so populär?
Suchanfragen zur 4B-Bewegung sind in den USA nach Trumps Wahlsieg plötzlich um 3.000 Prozent gestiegen. Vor allem auf TikTok wird die Bewegung von jungen Frauen diskutiert.
Zwar haben auch sehr viele Frauen Donald Trump gewählt, doch es waren mehrheitlich Männer, die ihm zum Wahlsieg verholfen haben. Sie haben dafür gesorgt, dass ein verurteilter Sexualstraftäter und Vergewaltiger das wohl mächtigste Amt der Welt ein weiteres Mal bekleiden darf. Auch im Wahlkampf haben Trump und sein Vize JD Vance immer wieder mit sexistischen Aussagen für Aufregung gesorgt.
Nach der Wahl fühlten sich viele männliche Trump-Anhänger bestärkt. Sie dichteten einen bekannten Slogan um: Aus dem feministischen “My body, my choice” (“Mein Körper, meine Entscheidung”) wurde die Provokation “Your body, my choice” (“Dein Körper, meine Entscheidung”). Es zeigt die Richtung vor, in die es nach Trump-Fans gehen soll: Die körperliche Autonomie von Frauen liegt nicht mehr bei ihnen, sondern wie in der Vergangenheit wieder bei Männern. Frauen werden zu Objekten, die jemand anders gehören. Online-Belästigung von Frauen stieg nach der Wahl rasant an.
Trumps Präsidentschaft wird die Rechte von Frauen weiter einschränken. Bereits in seiner ersten Amtszeit wurde das Recht auf Abtreibung abgeschafft. Geht es nach dem “Project 2025”, einem ultrakonservativen Plan für Trumps zweite Amtszeit, soll Abtreibung irgendwann überhaupt verboten werden. Der Schutz vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts am Arbeitsplatz soll eingeschränkt werden oder ganz fallen. Der Kern der Gesellschaft, so der Plan, wird die heterosexuelle Familie sein, in denen Männer die Rolle des Familienoberhaupts einnehmen.
Ähnlich wie in Südkorea wird der patriarchale Druck auf Frauen in den USA immer mehr zunehmen. Bereits jetzt werden sie von vielen Männern ausschließlich als Objekte wahrgenommen, über die sie verfügen können. Viel zu viele wählen eher einen vergewaltigenden Straftäter als eine Frau.
Diese ganze Gemengelage hat dazu geführt, dass einige Frauen kundtun, sich Männern künftig ganz zu verweigern.
Wollen Frauen jetzt wirklich nichts mehr mit Männern zu tun haben?
Die 4B-Bewegung ist in ihrer radikalsten Auslegung nur eine Randbewegung – sowohl in Südkorea als auch in den USA. Schon aus rein praktischen Gründen ist ein Boykott kaum aufrechtzuerhalten.
Aber in der 4B-Bewegung geht es auch nicht so sehr darum, dass man Männern etwas wegnimmt und sie so umstimmt. Vielmehr geht es darum, sich zu schützen, gemeinsame Räume zu schaffen und Solidarität untereinander aufzubauen. Denn wenn, wie in den USA, die Hälfte der Männer einen Sexisten und Vergewaltiger zum Präsident gewählt oder nicht verhindert hat – warum sollte man sich dem Risiko aussetzen, so einen Mann in sein Leben zu lassen?
Auch, wenn die wenigsten Frauen einen kompletten Boykott durchziehen: Die 4B-Bewegung nimmt mit ihrer radikalen Gegenposition zumindest ein bisschen von dem Druck, den alleinstehende Frauen in unserer Gesellschaft wegen ihres Single-Daseins ausgesetzt sind.
@moment_magazin Frauen* entscheiden sich für ein Leben ohne Männer. Sie wollen sich von allen Abhängigkeiten von Männern befreien. Dafür verzichten sie auch auf heteronormativen Beziehungen mit Männern und auch auf Sex. Die südkoreanische 4B-Bewegung ist in den USA angekommen. Was das mit den US-Wahlergebnissen zutun hat? Das erklärt euch @Yasmin Maatouk Mehr dazu im Artikel auf Moment.at. Link in Bio! #4b #4bmovement #feminismus #gleichberechtigung #frauen #awarenrss #gehviral