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Ungleichheit
Arbeitswelt

Alles Gute zum Muttertag: Väter leisten sogar weniger Hausarbeit als Single-Männer

Alles Gute zum Muttertag: Väter leisten sogar weniger Hausarbeit als Single-Männer
Foto: alleksana, Pexels via canva.com
Mit Kindern im Haushalt steigt die Hausarbeit – das klingt logisch. Man könnte meinen, dass Väter in solchen Konstellationen mehr im Haushalt anpacken als Single-Männer, die nur für sich selbst sorgen müssen. Falsch gedacht.

Am Sonntag ist Muttertag: Einmal im Jahr dürfen sich Mütter – mit etwas Glück – über Blumen oder selbstgebastelte Putz-Gutscheine freuen, die nie eingelöst werden. Ein schwacher Trost für all die unbezahlte Sorgearbeit, die sie leisten. Denn Mütter arbeiten in Österreich mehr als jede andere Bevölkerungsgruppe. Das gesellschaftliche Ideal der sich selbst aufopfernden Mutter hält sich hartnäckig. Aber was, wenn diese Art von symbolischer Dankbarkeit längst nicht mehr reicht?

Eine neue Auswertung des Momentum Instituts zeigt: Väter leisten von allen Männergruppen am wenigsten Hausarbeit. Während bei Frauen die unbezahlte Arbeit mit Kindern deutlich steigt, sinkt sie bei Vätern sogar.

Mütter in Mehrpersonenhaushalten mit Kindern verbringen im Schnitt drei Stunden und 42 Minuten täglich mit Hausarbeit. Männer im selben Haushaltstyp kommen auf eine Stunde und 55 Minuten. Woche für Woche ergibt das eine Lücke von fast 13 Stunden – also mehr als eineinhalb zusätzliche Arbeitstage für Frauen. Sogar Single-Männer übernehmen mit durchschnittlich zwei Stunden und vier Minuten pro Tag mehr Hausarbeit als Väter.

„Diese Zahlen bieten einen realitätsnahen Blick auf die vielbeschworene Gleichstellung: Sie findet nicht statt“, sagt Momentum-Ökonomin Sophie Achleitner. „Diese Verteilung ist kein individuelles Versäumnis, sondern Ergebnis klarer Strukturen und Rollenzuschreibungen.“ Selbst in Mehrpersonenhaushalten ohne Kinder übernehmen Frauen täglich eine Stunde mehr Hausarbeit als Männer. Am deutlichsten wird das Ungleichgewicht aber bei Eltern: Väter machen im Schnitt eine Stunde und 47 Minuten weniger pro Tag als Mütter.

Mehr Leistung, weniger Lohn

Zur Mehrarbeit im Haushalt kommt die Lohnschere: Selbst wenn beide Partner Vollzeit arbeiten, verdient die Frau im Durchschnitt 17 Prozent weniger. Leben Kinder im Haushalt, steigt der Rückstand auf 19 Prozent – bei Kindern unter sechs Jahren sogar auf 21 Prozent. Und das trotz gleicher Erwerbsarbeitszeit. Rechnet man die unbezahlte Arbeit dazu, müssen Frauen deutlich mehr leisten, um auf dasselbe Ergebnis wie Männer zu kommen – sowohl in der bezahlten als auch in der unbezahlten Arbeit.

Paar ohne Kinder – er hat trotzdem mehr Freizeit als sie

Diese ungleiche Verteilung schlägt sich auch auf die Freizeit nieder: Alleinerzieherinnen kommen auf durchschnittlich 4 Stunden und 12 Minuten Freizeit pro Tag – das ist der niedrigste Wert aller untersuchten Gruppen. Männer in kinderlosen Haushalten haben mit sechs Stunden und 37 Minuten am meisten freie Zeit zur Verfügung. Frauen verlieren sogar in einer kinderlosen Wohngemeinschaft mit einem Mann 36 Minuten Freizeit pro Tag im Vergleich, als wenn sie alleine wohnen würden. Auch Väter haben täglich im Schnitt fast eine Dreiviertelstunde mehr Freizeit als Mütter.

Wie kann man dieser strukturellen Ungleichheit begegnen? Das Momentum Institut empfiehlt politische Maßnahmen, die an den Ursachen ansetzen: Ein gesetzlich verankerter Rechtsanspruch auf flächendeckende, kostenfreie Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr, ein partnerschaftlich gebundenes Karenzmodell mit verpflichtender Väterkarenz sowie die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Nur so kann Sorgearbeit gerechter verteilt werden – und Gleichstellung nicht länger ein Lippenbekenntnis bleiben.

 Hinweis zur Analyse: In Mehrkindhaushalten muss es sich bei den Erwachsenen nicht zwingend um die leiblichen Eltern handeln. In den meisten herangezogenen Fällen ist das jedoch anzunehmen.

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