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Klimakrise

Black Friday For Future: Shoppen oder demonstrieren?

Black Friday For Future: Shoppen oder demonstrieren?

Warum "Fridays For Future" zwar am heutigen "Black Friday" demonstriert, aber nicht dagegen.

Heute findet der vierte weltweite Klimastreik statt. Gleichzeitig ist der 29. November – der Tag nach dem US-amerikanischen Feiertag Thanksgiving – ein Tag, an dem viele ihre Gedanken an die Umwelt fahren lassen: der Black Friday.

Der „Black Friday“ stammt aus den USA und startet dort das Weihnachtsgeschäft. Mittlerweile hat er obszöne Ausmaße erreicht. Der dunkle Freitag wird von manchen Unternehmen mittlerweile auf eine ganze Woche ausgedehnt, auf die direkt der “Cyber Monday” folgt, an dem der Onlinehandel mit Rabattaktionen lockt.

Längst gibt es diese Tradition auch schon in Österreich. Zwei von drei KonsumentInnen nutzen die Aktionstage, im Schnitt geben sie dabei 260 Euro aus.

 

 
Eine Gruppe von Fridays for Future AktivistInnen protestiert am Black Friday

Fridays for Future protestiert am Black Friday – Foto: Franziska Marhold

 

Am Black Friday protestieren?

Man kann es nicht anders sagen: Jede Art von Konsum schadet dem Klima. Jedes Produkt verursacht in Produktion und Transport CO2-Emissionen, egal ob das T-Shirt in Portugal oder Bangladesch genäht wurde. Aber mancher Konsum muss nunmal sein. Der Black Friday feiert darüber hinaus geradzu eine Art des Verbrauchs, der nicht über seine Auswirkungen auf das Klima nachdenkt.

Man könnte meinen, der heutige Klimastreik würde sich den Black Friday zum Ziel nehmen. Aber nein. Heute geht es den AktivistInnen von Fridays For Future ausschließlich um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern. „Wir wollen an diesem Tag nicht den Konsum thematisieren. Denn es stimmt nicht, dass Individuen die Klimakrise lösen können, indem sie nichts mehr konsumieren“, erklärt Veronika Winter, eine der Wiener OrganisatorInnen von Fridays For Future. Statt den KonsumentInnen auf die Finger zu hauen, wollen sie also den „Großen“, der Politik und der Wirtschaft, zeigen, dass ihre Bekenntnisse zum Klimaschutz nicht ausreichen, solange ihnen keine Taten folgen. 

Deswegen bewegt sich der Demo-Zug heute ab 12 Uhr nicht über die Mariahilfer oder die Kärntner Straße, wo er ShopperInnen behindern würde. Los geht es bei der OMV Zentrale. „Wir wollen OMV-Geschäftsführer Rainer Seele daran erinnern, dass sich sein Unternehmen zur Unterstützung der Pariser Klimaziele bekannt hat”, so die Aktivistin. 

H&M-CEO fürchtet Boykott

Auch wenn der Klimastreik nicht im Zeichen des Verzichts steht, wird maßloses Shopping-Verhalten aufgrund der Auswirkungen auf die Umwelt gesellschaftlich immer mehr infrage gestellt. Die Modeindustrie (Bekleidung und Schuhe) allein verursacht etwa 8,1 Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen. Tendenz steigend. 

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg sagt, sie kaufe deshalb nur neue Dinge, wenn es absolut nötig wäre. Und viele AktivistInnen für die sie eine wichtige Figur ist, tun es ihr gleich.

Karl-Johan Persson, der Vorstand der Modemarke H&M, sagte kürzlich, dass er die „sozialen Konsequenzen“ fürchte, die weniger Konsum mit sich bringe. Die Wirtschaft höre dann auf zu wachsen, was viele Menschen ihren Job und andere Vorteile kosten würde, die mit dem Wirtschaftswachstum kämen. Die positiven Auswirkungen auf das Klima seien dafür seiner Meinung nach zu gering. 

Wie viel ist zu viel Konsum?

Wie „gut“ es tatsächlich  um das Konsumverhalten von uns 7,75 Milliarden Menschen steht, zeigt aber der Earth Overshoot Day jedes Jahr. An diesem Tag hat die Menschheit so viele Ressourcen aufgebraucht, wie die Erde in einem Jahr erneuern kann. Er ist ein Anhaltspunkt dafür, wie viele Ressourcen weltweit verbraucht werden.

Im Jahr 2019 war das der 29. Juli. Und der Tag rückt immer weiter nach vorne. Noch im Jahr 2000 war es der 1. November. Wir verbrauchen also immer mehr Ressourcen und bräuchten daher bald einen zweiten Planeten, wenn wir so weitermachen. Dabei reißen uns ärmere Länder, die durchschnittlich weniger verbrauchen, noch raus. Würden wir alle leben wie EU-BürgerInnen, wäre der World Overshoot Day bereits am 10. Mai, so ein Bericht des WWF und des Global Footprint Networks.

Auch wenn der Klimastreik heute kein Anti-Konsum-Statement sein soll, ist er doch eine Erinnerung daran, dass unser Konsum Folgen für das Klima hat. Wer an dem Tag nicht demonstriert, kann ja beim Shoppen zumindest darüber nachdenken, ob er dieses Produkt wirklich braucht.

 

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