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Gesundheit

Braucht es mehr psychotherapeutische Beratung an Schulen?

Braucht es mehr psychotherapeutische Beratung an Schulen?
Foto: Thirdman, pexels
Kinder und Jugendliche, aber auch Lehrkräfte sind zunehmend psychisch belastet. Psychotherapeutische Beratung an Schulen soll helfen. Was ein Pilotversuch dazu zeigt.

Am Freitag wird im Bildungsministerium darüber beraten, wie Schulen besser in Fragen der psychischen Gesundheit unterstützt werden können. Einer der Vorschläge wird vom Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖVBP) kommen. Für ihn ist klar: Psychotherapeutische Beratungsangebote sollen Schüler:innen und Lehrpersonal im Schulalltag unterstützen. 

Seiner Präsidentin Barbara Haid schwebt im Gespräch mit MOMENT.at die Ausweitung eines Pilotprojekts vor. Bei “Fit 4 School” sind Psychotherapeut:innen regelmäßig vor Ort in Schulen präsent als Ansprechpersonen für Eltern, Lehrkräfte und Schüler:innen. 

Beratung als Brücke  

Die Erfahrungen aus den teilnehmenden Pilotschulen zeigen: Psychotherapeut:innen können aushelfen, wenn Schüler:innen aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr zur Schule kommen können. Sie begleiten Schulabgänger:innen oder suspendierte Schüler:innen und helfen beim Aufbau sozialer und emotionaler Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen.  

Haid weist auch auf die “Brückenfunktion” von Psychotherapeut:innen hin. Diese sei entscheidend, um Schüler:innen unbürokratisch zu niedergelassenen Psychotherapeut:innen weitervermitteln zu können, erzählt Haid. Bisher finanzieren die 20 Pilotschulen diese Angebote allerdings größtenteils selbst. Ziel sei es, psychotherapeutische Angebote “strukturell über die einzelnen Bildungsdirektionen zu verankern”, so Haid.

“Da sein, bevor es brennt” 

Es gehe nicht darum, jede Schule in Österreich mit psychotherapeutischen Angeboten auszustatten. Realistischer sei es, zunächst die Brennpunktschulen zu versorgen, so Haid. Die Angebote sollen die Schulpsychologie ergänzen, nicht ersetzen. “Wie die Feuerwehr” lösche die Schulpsychologie nur die drängendsten Probleme. Die Schulpsychotherapie hingegen setze woanders an: “Wir sind da, bevor es anfängt zu brennen”, erklärt Haid.

Dabei ist der Bedarf an Schulen “stark erhöht”. Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat in den vergangenen Jahren abgenommen. “25% unserer Kinder und Jugendlichen sind psychisch belastet”, so Haid. 

Mehr als nur Wissensvermittlung 

Der Ansatz ist nicht ganz unumstritten. Schulpsychologe Niels Dopp kritisierte im “Standard” etwa, Schulen sollten kein “Ort der Behandlung” werden. Er will das Angebot außerhalb ausbauen. Dem entgegnet Haid, dass das auch nicht passiert: Es sei ein Beratungsangebot. “Es geht in der Schule nicht nur um Wissensvermittlung, es geht auch um psychosoziales und um emotionales Lernen, Entwickeln und Reifen”. 

Lehrpersonen könnten diesen Auftrag von Schulen gar nicht alleine stemmen, da sie primär für die Wissensvermittlung zuständig seien, so Haid. Die Angebote richteten sich nicht zuletzt auch deshalb an Lehrer:innen, da viele durch die Personalengpässe in den Schulen überlastet seien.

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